Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886.Wenn ich mich wild im Tanz geschwungen Auf Maltas braunem Felsenriff Und übers Enterbrett gesprungen Aufjauchzend ins Piratenschiff! Du bist als Traum zu mir gekommen Ums Morgen- und ums Abendroth -- Und schluchzend hab ich einst vernommen, Daß du schon lange, lange todt! Daß sich im Schatten jener Linde Um dich ein schwarzes Kreuz erhub, Aus jenem Holz, in dessen Rinde Ich einst vielleicht "Renate!" grub! ..... O Gott, wie lang, wie bitterlange,
Hab ich die Heimat nicht gesehn! Doch still, mein Herz, nun sei nicht bange, Nun sollst du wieder auferstehn! Zwar hegt dich keines Sängers Busen, Doch hold sind ja auch mir die Musen, Und Landgraf Hermann ist bekannt Als edler Fürst im ganzen Land! Und ein trat ich durchs Bogenthor, Ich traf ihn grad bei seiner Linde Und trug umringt vom Burggesinde, Bescheiden meine Bitte vor. Und siehe da, er war mir hold Und nahm mich auf in seinen Sold! Wenn ich mich wild im Tanz geſchwungen Auf Maltas braunem Felſenriff Und übers Enterbrett geſprungen Aufjauchzend ins Piratenſchiff! Du biſt als Traum zu mir gekommen Ums Morgen- und ums Abendroth — Und ſchluchzend hab ich einſt vernommen, Daß du ſchon lange, lange todt! Daß ſich im Schatten jener Linde Um dich ein ſchwarzes Kreuz erhub, Aus jenem Holz, in deſſen Rinde Ich einſt vielleicht „Renate!“ grub! ..... O Gott, wie lang, wie bitterlange,
Hab ich die Heimat nicht geſehn! Doch ſtill, mein Herz, nun ſei nicht bange, Nun ſollſt du wieder auferſtehn! Zwar hegt dich keines Sängers Buſen, Doch hold ſind ja auch mir die Muſen, Und Landgraf Hermann iſt bekannt Als edler Fürſt im ganzen Land! Und ein trat ich durchs Bogenthor, Ich traf ihn grad bei ſeiner Linde Und trug umringt vom Burggeſinde, Beſcheiden meine Bitte vor. Und ſiehe da, er war mir hold Und nahm mich auf in ſeinen Sold! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0156" n="134"/> <lg n="19"> <l>Wenn ich mich wild im Tanz geſchwungen</l><lb/> <l>Auf Maltas braunem Felſenriff</l><lb/> <l>Und übers Enterbrett geſprungen</l><lb/> <l>Aufjauchzend ins Piratenſchiff!</l><lb/> <l>Du biſt als Traum zu mir gekommen</l><lb/> <l>Ums Morgen- und ums Abendroth —</l><lb/> <l>Und ſchluchzend hab ich einſt vernommen,</l><lb/> <l>Daß du ſchon lange, lange todt!</l><lb/> <l>Daß ſich im Schatten jener Linde</l><lb/> <l>Um dich ein ſchwarzes Kreuz erhub,</l><lb/> <l>Aus jenem Holz, in deſſen Rinde</l><lb/> <l>Ich einſt vielleicht „Renate!“ grub! .....</l><lb/> </lg> <lg n="20"> <l>O Gott, wie lang, wie bitterlange,</l><lb/> <l>Hab ich die Heimat nicht geſehn!</l><lb/> <l>Doch ſtill, mein Herz, nun ſei nicht bange,</l><lb/> <l>Nun ſollſt du wieder auferſtehn!</l><lb/> <l>Zwar hegt dich keines Sängers Buſen,</l><lb/> <l>Doch hold ſind ja auch mir die Muſen,</l><lb/> <l>Und Landgraf Hermann iſt bekannt</l><lb/> <l>Als edler Fürſt im ganzen Land!</l><lb/> <l>Und ein trat ich durchs Bogenthor,</l><lb/> <l>Ich traf ihn grad bei ſeiner Linde</l><lb/> <l>Und trug umringt vom Burggeſinde,</l><lb/> <l>Beſcheiden meine Bitte vor.</l><lb/> <l>Und ſiehe da, er war mir hold</l><lb/> <l>Und nahm mich auf in ſeinen Sold!</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [134/0156]
Wenn ich mich wild im Tanz geſchwungen
Auf Maltas braunem Felſenriff
Und übers Enterbrett geſprungen
Aufjauchzend ins Piratenſchiff!
Du biſt als Traum zu mir gekommen
Ums Morgen- und ums Abendroth —
Und ſchluchzend hab ich einſt vernommen,
Daß du ſchon lange, lange todt!
Daß ſich im Schatten jener Linde
Um dich ein ſchwarzes Kreuz erhub,
Aus jenem Holz, in deſſen Rinde
Ich einſt vielleicht „Renate!“ grub! .....
O Gott, wie lang, wie bitterlange,
Hab ich die Heimat nicht geſehn!
Doch ſtill, mein Herz, nun ſei nicht bange,
Nun ſollſt du wieder auferſtehn!
Zwar hegt dich keines Sängers Buſen,
Doch hold ſind ja auch mir die Muſen,
Und Landgraf Hermann iſt bekannt
Als edler Fürſt im ganzen Land!
Und ein trat ich durchs Bogenthor,
Ich traf ihn grad bei ſeiner Linde
Und trug umringt vom Burggeſinde,
Beſcheiden meine Bitte vor.
Und ſiehe da, er war mir hold
Und nahm mich auf in ſeinen Sold!
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |