Herr Hartmann von der güldnen Aue, Der Waidmann Biterolf, der Schlaue, Und auch der Schreck der alten Weiber, "Heinrich, der tugendhafte Schreiber!" Und wenn Turnier und Sangesfehden Den edlen Herrn Ergötzung schufen, Dann war's mein Amt, mit Heroldsreden Im Prunksaal und im grünen Gras Des Tages Sieger auszurufen, Und hei! wie gerne that ich das! Denn klingen Wort und That wie Erz, Dann freut's ein braves Reiterherz. Nur einmal schlug es Weh und Ach, Als Wolferam von Eschinbach Nach wildverzweiflungsvollem Ringen Den armen Heinz von Osterdingen Durch seiner Lieder Kraft bezwungen Und schmählich in den Staub gerungen. Noch heute lebt im Volk die Sage Von jenem alten Sängerkrieg Und preisen wird man Wolframs Sieg Bis an das Ende aller Tage! Denn als schon grinsend Meister Hans Sein Richtschwert prüfte mit dem Finger, Nahm Wolfram seinen goldnen Kranz Und reichte ihn -- dem Osterdinger! Hei, wie da Männerherzen klopften Und blaue Frauenaugen tropften,
Herr Hartmann von der güldnen Aue, Der Waidmann Biterolf, der Schlaue, Und auch der Schreck der alten Weiber, „Heinrich, der tugendhafte Schreiber!“ Und wenn Turnier und Sangesfehden Den edlen Herrn Ergötzung ſchufen, Dann war's mein Amt, mit Heroldsreden Im Prunkſaal und im grünen Gras Des Tages Sieger auszurufen, Und hei! wie gerne that ich das! Denn klingen Wort und That wie Erz, Dann freut's ein braves Reiterherz. Nur einmal ſchlug es Weh und Ach, Als Wolferam von Eſchinbach Nach wildverzweiflungsvollem Ringen Den armen Heinz von Oſterdingen Durch ſeiner Lieder Kraft bezwungen Und ſchmählich in den Staub gerungen. Noch heute lebt im Volk die Sage Von jenem alten Sängerkrieg Und preiſen wird man Wolframs Sieg Bis an das Ende aller Tage! Denn als ſchon grinſend Meiſter Hans Sein Richtſchwert prüfte mit dem Finger, Nahm Wolfram ſeinen goldnen Kranz Und reichte ihn — dem Oſterdinger! Hei, wie da Männerherzen klopften Und blaue Frauenaugen tropften,
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Herr Hartmann von der güldnen Aue,
Der Waidmann Biterolf, der Schlaue,
Und auch der Schreck der alten Weiber,
„Heinrich, der tugendhafte Schreiber!“
Und wenn Turnier und Sangesfehden
Den edlen Herrn Ergötzung ſchufen,
Dann war's mein Amt, mit Heroldsreden
Im Prunkſaal und im grünen Gras
Des Tages Sieger auszurufen,
Und hei! wie gerne that ich das!
Denn klingen Wort und That wie Erz,
Dann freut's ein braves Reiterherz.
Nur einmal ſchlug es Weh und Ach,
Als Wolferam von Eſchinbach
Nach wildverzweiflungsvollem Ringen
Den armen Heinz von Oſterdingen
Durch ſeiner Lieder Kraft bezwungen
Und ſchmählich in den Staub gerungen.
Noch heute lebt im Volk die Sage
Von jenem alten Sängerkrieg
Und preiſen wird man Wolframs Sieg
Bis an das Ende aller Tage!
Denn als ſchon grinſend Meiſter Hans
Sein Richtſchwert prüfte mit dem Finger,
Nahm Wolfram ſeinen goldnen Kranz
Und reichte ihn — dem Oſterdinger!
Hei, wie da Männerherzen klopften
Und blaue Frauenaugen tropften,
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Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holz_buch_1886/158>, abgerufen am 16.02.2025.
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