Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886.

Bild:
<< vorherige Seite

Von Ewigkeit zu Ewigkeit.


Der Schöpfung nie begriffne Herrlichkeit
Entfacht noch stündlich den Prometheusfunken
Und doch ist ihre goldne Blüthezeit
Schon längst ins Grab der Ewigkeit gesunken.
Denn jene Welt der Sagenpoesie
Ist nicht nur Traum, ist Wirklichkeit gewesen,
Und wem das Schicksal Seherkraft verlieh,
Kann das noch heute aus den Sternen lesen.
Wer zählt die Sprossen, die zertrümmert sind
Aus jener gotterbauten Himmelsleiter?
Die Sonne glüht und kühlend weht der Wind
Und unaufhaltsam rollt das Rad sich weiter.
Die leuchtend kreisen durch das dunkle All,
Erhaben groß ist noch die Zahl der Welten;
Und kommt allnächtlich eine auch zum Fall,
Was kann dem Meere wohl ein Tropfen gelten?

Von Ewigkeit zu Ewigkeit.


Der Schöpfung nie begriffne Herrlichkeit
Entfacht noch ſtündlich den Prometheusfunken
Und doch iſt ihre goldne Blüthezeit
Schon längſt ins Grab der Ewigkeit geſunken.
Denn jene Welt der Sagenpoeſie
Iſt nicht nur Traum, iſt Wirklichkeit geweſen,
Und wem das Schickſal Seherkraft verlieh,
Kann das noch heute aus den Sternen leſen.
Wer zählt die Sproſſen, die zertrümmert ſind
Aus jener gotterbauten Himmelsleiter?
Die Sonne glüht und kühlend weht der Wind
Und unaufhaltſam rollt das Rad ſich weiter.
Die leuchtend kreiſen durch das dunkle All,
Erhaben groß iſt noch die Zahl der Welten;
Und kommt allnächtlich eine auch zum Fall,
Was kann dem Meere wohl ein Tropfen gelten?
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0177" n="155"/>
        <p> <hi rendition="#b">Von Ewigkeit zu Ewigkeit.</hi> </p><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <lg type="poem">
          <lg n="1">
            <l><hi rendition="#in">D</hi>er Schöpfung nie begriffne Herrlichkeit</l><lb/>
            <l>Entfacht noch &#x017F;tündlich den Prometheusfunken</l><lb/>
            <l>Und doch i&#x017F;t ihre goldne Blüthezeit</l><lb/>
            <l>Schon läng&#x017F;t ins Grab der Ewigkeit ge&#x017F;unken.</l><lb/>
            <l>Denn jene Welt der Sagenpoe&#x017F;ie</l><lb/>
            <l>I&#x017F;t nicht nur Traum, i&#x017F;t Wirklichkeit gewe&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Und wem das Schick&#x017F;al Seherkraft verlieh,</l><lb/>
            <l>Kann das noch heute aus den Sternen le&#x017F;en.</l><lb/>
          </lg>
          <lg n="2">
            <l>Wer zählt die Spro&#x017F;&#x017F;en, die zertrümmert &#x017F;ind</l><lb/>
            <l>Aus jener gotterbauten Himmelsleiter?</l><lb/>
            <l>Die Sonne glüht und kühlend weht der Wind</l><lb/>
            <l>Und unaufhalt&#x017F;am rollt das Rad &#x017F;ich weiter.</l><lb/>
            <l>Die leuchtend krei&#x017F;en durch das dunkle All,</l><lb/>
            <l>Erhaben groß i&#x017F;t noch die Zahl der Welten;</l><lb/>
            <l>Und kommt allnächtlich eine auch zum Fall,</l><lb/>
            <l>Was kann dem Meere wohl ein Tropfen gelten?</l><lb/>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[155/0177] Von Ewigkeit zu Ewigkeit. Der Schöpfung nie begriffne Herrlichkeit Entfacht noch ſtündlich den Prometheusfunken Und doch iſt ihre goldne Blüthezeit Schon längſt ins Grab der Ewigkeit geſunken. Denn jene Welt der Sagenpoeſie Iſt nicht nur Traum, iſt Wirklichkeit geweſen, Und wem das Schickſal Seherkraft verlieh, Kann das noch heute aus den Sternen leſen. Wer zählt die Sproſſen, die zertrümmert ſind Aus jener gotterbauten Himmelsleiter? Die Sonne glüht und kühlend weht der Wind Und unaufhaltſam rollt das Rad ſich weiter. Die leuchtend kreiſen durch das dunkle All, Erhaben groß iſt noch die Zahl der Welten; Und kommt allnächtlich eine auch zum Fall, Was kann dem Meere wohl ein Tropfen gelten?

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/holz_buch_1886
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/holz_buch_1886/177
Zitationshilfe: Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holz_buch_1886/177>, abgerufen am 24.11.2024.