Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886.4. Nun ist es so still hier im dämmernden Hain, Nur der Nachtwind spielt in den Bäumen, Und heimlich vermahnt mich der Mondenschein: Nun ist es Zeit zum Träumen. Ja, träumen will ich, das Haupt in der Hand, Von dir, die den Frieden mir brachte; Es ging ja noch nimmer ein Stündlein ins Land, Darin ich nicht deiner gedachte. Du Leid meines Leides, du Lust meiner Lust, Schlägst du doch als Herz mir hier tief in der Brust! Dein Augenspiel grüßt mich im Funkeln des Thaus,
Der rings auf die Gräser gefallen, Und dein Athem weht drüben ums Gartenhaus, Das die Düfte der Maien umwallen. Und was nun im Flieder die Nachtigall singt, Sind ach, meine eignen Gedanken, Die blüthenumflüstert und silberumblinkt Um meine Liebe sich ranken. Ach, was ich nur jemals gefühlt und gedacht, Nun klingt es hinaus in das Schweigen der Nacht! 4. Nun iſt es ſo ſtill hier im dämmernden Hain, Nur der Nachtwind ſpielt in den Bäumen, Und heimlich vermahnt mich der Mondenſchein: Nun iſt es Zeit zum Träumen. Ja, träumen will ich, das Haupt in der Hand, Von dir, die den Frieden mir brachte; Es ging ja noch nimmer ein Stündlein ins Land, Darin ich nicht deiner gedachte. Du Leid meines Leides, du Luſt meiner Luſt, Schlägſt du doch als Herz mir hier tief in der Bruſt! Dein Augenſpiel grüßt mich im Funkeln des Thaus,
Der rings auf die Gräſer gefallen, Und dein Athem weht drüben ums Gartenhaus, Das die Düfte der Maien umwallen. Und was nun im Flieder die Nachtigall ſingt, Sind ach, meine eignen Gedanken, Die blüthenumflüſtert und ſilberumblinkt Um meine Liebe ſich ranken. Ach, was ich nur jemals gefühlt und gedacht, Nun klingt es hinaus in das Schweigen der Nacht! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0212" n="190"/> </div> <div n="2"> <head>4.<lb/></head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">N</hi>un iſt es ſo ſtill hier im dämmernden Hain,</l><lb/> <l>Nur der Nachtwind ſpielt in den Bäumen,</l><lb/> <l>Und heimlich vermahnt mich der Mondenſchein:</l><lb/> <l>Nun iſt es Zeit zum Träumen.</l><lb/> <l>Ja, träumen will ich, das Haupt in der Hand,</l><lb/> <l>Von dir, die den Frieden mir brachte;</l><lb/> <l>Es ging ja noch nimmer ein Stündlein ins Land,</l><lb/> <l>Darin ich nicht deiner gedachte.</l><lb/> <l>Du Leid meines Leides, du Luſt meiner Luſt,</l><lb/> <l>Schlägſt du doch als Herz mir hier tief in der Bruſt!</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Dein Augenſpiel grüßt mich im Funkeln des Thaus,</l><lb/> <l>Der rings auf die Gräſer gefallen,</l><lb/> <l>Und dein Athem weht drüben ums Gartenhaus,</l><lb/> <l>Das die Düfte der Maien umwallen.</l><lb/> <l>Und was nun im Flieder die Nachtigall ſingt,</l><lb/> <l>Sind ach, meine eignen Gedanken,</l><lb/> <l>Die blüthenumflüſtert und ſilberumblinkt</l><lb/> <l>Um meine Liebe ſich ranken.</l><lb/> <l>Ach, was ich nur jemals gefühlt und gedacht,</l><lb/> <l>Nun klingt es hinaus in das Schweigen der Nacht!</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [190/0212]
4.
Nun iſt es ſo ſtill hier im dämmernden Hain,
Nur der Nachtwind ſpielt in den Bäumen,
Und heimlich vermahnt mich der Mondenſchein:
Nun iſt es Zeit zum Träumen.
Ja, träumen will ich, das Haupt in der Hand,
Von dir, die den Frieden mir brachte;
Es ging ja noch nimmer ein Stündlein ins Land,
Darin ich nicht deiner gedachte.
Du Leid meines Leides, du Luſt meiner Luſt,
Schlägſt du doch als Herz mir hier tief in der Bruſt!
Dein Augenſpiel grüßt mich im Funkeln des Thaus,
Der rings auf die Gräſer gefallen,
Und dein Athem weht drüben ums Gartenhaus,
Das die Düfte der Maien umwallen.
Und was nun im Flieder die Nachtigall ſingt,
Sind ach, meine eignen Gedanken,
Die blüthenumflüſtert und ſilberumblinkt
Um meine Liebe ſich ranken.
Ach, was ich nur jemals gefühlt und gedacht,
Nun klingt es hinaus in das Schweigen der Nacht!
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