Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886.Vier Wände nur und was darinnen, Ein Tisch, zwei Stühle und ein Schrein; So sitzen wir vergnügt und sinnen Beim Lampenschein. Doch draußen, welch ein grauses Wetter Durchrast gespensterhaft die Nacht? Mir däucht, so klingt das Horngeschmetter Der wilden Jagd! Der Regen peitscht in jähem Grimme Ans Fenster, daß der Laden wankt, Und durch die Luft heult eine Stimme Und ächzt und bangt. Ein Kreischen wie von Wetterhähnen Umkreist der Kirche nahen Thurm, Denn ihn bedräut mit giftgen Zähnen Der Drache Sturm. Von Menschen scheint die Stadt verlassen,
Kein Licht mehr, das nicht längst verblich, Und wer hinabblickt auf die Gassen, Bekreuzigt sich. Vier Wände nur und was darinnen, Ein Tiſch, zwei Stühle und ein Schrein; So ſitzen wir vergnügt und ſinnen Beim Lampenſchein. Doch draußen, welch ein grauſes Wetter Durchrast geſpenſterhaft die Nacht? Mir däucht, ſo klingt das Horngeſchmetter Der wilden Jagd! Der Regen peitſcht in jähem Grimme Ans Fenſter, daß der Laden wankt, Und durch die Luft heult eine Stimme Und ächzt und bangt. Ein Kreiſchen wie von Wetterhähnen Umkreist der Kirche nahen Thurm, Denn ihn bedräut mit giftgen Zähnen Der Drache Sturm. Von Menſchen ſcheint die Stadt verlaſſen,
Kein Licht mehr, das nicht längſt verblich, Und wer hinabblickt auf die Gaſſen, Bekreuzigt ſich. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0256" n="234"/> <lg n="4"> <l>Vier Wände nur und was darinnen,</l><lb/> <l>Ein Tiſch, zwei Stühle und ein Schrein;</l><lb/> <l>So ſitzen wir vergnügt und ſinnen</l><lb/> <l rendition="#et">Beim Lampenſchein.</l><lb/> </lg> <lg n="5"> <l>Doch draußen, welch ein grauſes Wetter</l><lb/> <l>Durchrast geſpenſterhaft die Nacht?</l><lb/> <l>Mir däucht, ſo klingt das Horngeſchmetter</l><lb/> <l rendition="#et">Der wilden Jagd!</l><lb/> </lg> <lg n="6"> <l>Der Regen peitſcht in jähem Grimme</l><lb/> <l>Ans Fenſter, daß der Laden wankt,</l><lb/> <l>Und durch die Luft heult eine Stimme</l><lb/> <l rendition="#et">Und ächzt und bangt.</l><lb/> </lg> <lg n="7"> <l>Ein Kreiſchen wie von Wetterhähnen</l><lb/> <l>Umkreist der Kirche nahen Thurm,</l><lb/> <l>Denn ihn bedräut mit giftgen Zähnen</l><lb/> <l rendition="#et">Der Drache Sturm.</l><lb/> </lg> <lg n="8"> <l>Von Menſchen ſcheint die Stadt verlaſſen,</l><lb/> <l>Kein Licht mehr, das nicht längſt verblich,</l><lb/> <l>Und wer hinabblickt auf die Gaſſen,</l><lb/> <l rendition="#et">Bekreuzigt ſich.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [234/0256]
Vier Wände nur und was darinnen,
Ein Tiſch, zwei Stühle und ein Schrein;
So ſitzen wir vergnügt und ſinnen
Beim Lampenſchein.
Doch draußen, welch ein grauſes Wetter
Durchrast geſpenſterhaft die Nacht?
Mir däucht, ſo klingt das Horngeſchmetter
Der wilden Jagd!
Der Regen peitſcht in jähem Grimme
Ans Fenſter, daß der Laden wankt,
Und durch die Luft heult eine Stimme
Und ächzt und bangt.
Ein Kreiſchen wie von Wetterhähnen
Umkreist der Kirche nahen Thurm,
Denn ihn bedräut mit giftgen Zähnen
Der Drache Sturm.
Von Menſchen ſcheint die Stadt verlaſſen,
Kein Licht mehr, das nicht längſt verblich,
Und wer hinabblickt auf die Gaſſen,
Bekreuzigt ſich.
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