Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886.Die tausend Sterne der syrischen Mondnacht Und die frommen Dichter des Evangeliums Nannten mich später: Maria Magdalena! Nein, Vater, nein! Du darfst es nicht wagen, Du wirst es nicht wagen, Mir wieder zu trotzen Und so nicht nur meinen Fluch, Nein, auch den der Menschheit, Einer ganzen Welt, Dir aufs Haupt zu lasten, Kalt und gefühllos! Und so wirf ihn denn von dir Den bunten, lächerlichen Flitterkram, Mit dem Jahrmarktsnarren und Brotkorbschurken Dich schlau behängt: Sei wieder du Und schleudre noch einmal Aus der herrlichen Fülle deiner Allmacht Durch deine sieben mal siebenzig Himmel Dein erstes, großes, Heiliges Schöpfungswort!" So sprach die Liebe, die ewige Liebe,
Die Allerbarmerin, Und warf sich nieder in den Staub des Himmels Vor die Füße ihres großen Vaters Die tauſend Sterne der ſyriſchen Mondnacht Und die frommen Dichter des Evangeliums Nannten mich ſpäter: Maria Magdalena! Nein, Vater, nein! Du darfſt es nicht wagen, Du wirſt es nicht wagen, Mir wieder zu trotzen Und ſo nicht nur meinen Fluch, Nein, auch den der Menſchheit, Einer ganzen Welt, Dir aufs Haupt zu laſten, Kalt und gefühllos! Und ſo wirf ihn denn von dir Den bunten, lächerlichen Flitterkram, Mit dem Jahrmarktsnarren und Brotkorbſchurken Dich ſchlau behängt: Sei wieder du Und ſchleudre noch einmal Aus der herrlichen Fülle deiner Allmacht Durch deine ſieben mal ſiebenzig Himmel Dein erſtes, großes, Heiliges Schöpfungswort!“ So ſprach die Liebe, die ewige Liebe,
Die Allerbarmerin, Und warf ſich nieder in den Staub des Himmels Vor die Füße ihres großen Vaters <TEI> <text> <body> <div> <lg type="poem"> <pb facs="#f0292" n="270"/> <lg n="19"> <l>Die tauſend Sterne der ſyriſchen Mondnacht</l><lb/> <l>Und die frommen Dichter des Evangeliums</l><lb/> <l>Nannten mich ſpäter: Maria Magdalena!</l><lb/> <l>Nein, Vater, nein!</l><lb/> <l>Du darfſt es nicht wagen,</l><lb/> <l>Du wirſt es nicht wagen,</l><lb/> <l>Mir wieder zu trotzen</l><lb/> <l>Und ſo nicht nur <hi rendition="#g">meinen</hi> Fluch,</l><lb/> <l>Nein, auch den der Menſchheit,</l><lb/> <l>Einer ganzen Welt,</l><lb/> <l>Dir aufs Haupt zu laſten,</l><lb/> <l>Kalt und gefühllos!</l><lb/> <l>Und ſo wirf ihn denn von dir</l><lb/> <l>Den bunten, lächerlichen Flitterkram,</l><lb/> <l>Mit dem Jahrmarktsnarren und Brotkorbſchurken</l><lb/> <l>Dich ſchlau behängt:</l><lb/> <l> <hi rendition="#g">Sei wieder du</hi> </l><lb/> <l>Und ſchleudre noch einmal</l><lb/> <l>Aus der herrlichen Fülle deiner Allmacht</l><lb/> <l>Durch deine ſieben mal ſiebenzig Himmel</l><lb/> <l>Dein erſtes, großes,</l><lb/> <l>Heiliges Schöpfungswort!“</l><lb/> </lg> <lg n="20"> <l>So ſprach die Liebe, die ewige Liebe,</l><lb/> <l>Die Allerbarmerin,</l><lb/> <l>Und warf ſich nieder in den Staub des Himmels</l><lb/> <l>Vor die Füße ihres großen Vaters</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [270/0292]
Die tauſend Sterne der ſyriſchen Mondnacht
Und die frommen Dichter des Evangeliums
Nannten mich ſpäter: Maria Magdalena!
Nein, Vater, nein!
Du darfſt es nicht wagen,
Du wirſt es nicht wagen,
Mir wieder zu trotzen
Und ſo nicht nur meinen Fluch,
Nein, auch den der Menſchheit,
Einer ganzen Welt,
Dir aufs Haupt zu laſten,
Kalt und gefühllos!
Und ſo wirf ihn denn von dir
Den bunten, lächerlichen Flitterkram,
Mit dem Jahrmarktsnarren und Brotkorbſchurken
Dich ſchlau behängt:
Sei wieder du
Und ſchleudre noch einmal
Aus der herrlichen Fülle deiner Allmacht
Durch deine ſieben mal ſiebenzig Himmel
Dein erſtes, großes,
Heiliges Schöpfungswort!“
So ſprach die Liebe, die ewige Liebe,
Die Allerbarmerin,
Und warf ſich nieder in den Staub des Himmels
Vor die Füße ihres großen Vaters
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