Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886.Zum Ausgang. Ein Stück von meinem Selbst ist dieses Buch Und roth von meinem Herzblut jedes Lied, Mit ihm stell ich mich kühn in Reih und Glied -- Der Dichtkunst Segen ward in mir zum Fluch! Doch sei's, ich trag's. Nicht wär ich ein Poet, Wollt ich mich anders geben, als ich bin; Auch liegt ein Wort, ein altes, mir im Sinn: Oft hilft ein Fluch uns mehr als ein Gebet! Und wahrlich, diese Zeit gleicht jener nicht,
Die uns das Alterthum als goldne pries, Denn jeder Lüge lacht ein Paradies Und jeder Wahrheit droht ein Hochgericht! Zum Ausgang. Ein Stück von meinem Selbſt iſt dieſes Buch Und roth von meinem Herzblut jedes Lied, Mit ihm ſtell ich mich kühn in Reih und Glied — Der Dichtkunſt Segen ward in mir zum Fluch! Doch ſei's, ich trag's. Nicht wär ich ein Poet, Wollt ich mich anders geben, als ich bin; Auch liegt ein Wort, ein altes, mir im Sinn: Oft hilft ein Fluch uns mehr als ein Gebet! Und wahrlich, dieſe Zeit gleicht jener nicht,
Die uns das Alterthum als goldne pries, Denn jeder Lüge lacht ein Paradies Und jeder Wahrheit droht ein Hochgericht! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p> <pb facs="#f0445" n="423"/> <hi rendition="#b">Zum Ausgang.</hi> </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">E</hi>in Stück von meinem Selbſt iſt dieſes Buch</l><lb/> <l>Und roth von meinem Herzblut jedes Lied,</l><lb/> <l>Mit ihm ſtell ich mich kühn in Reih und Glied —</l><lb/> <l>Der Dichtkunſt Segen ward in mir zum Fluch!</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Doch ſei's, ich trag's. Nicht wär ich ein Poet,</l><lb/> <l>Wollt ich mich anders geben, als ich bin;</l><lb/> <l>Auch liegt ein Wort, ein altes, mir im Sinn:</l><lb/> <l>Oft hilft ein Fluch uns mehr als ein Gebet!</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Und wahrlich, dieſe Zeit gleicht jener nicht,</l><lb/> <l>Die uns das Alterthum als goldne pries,</l><lb/> <l>Denn jeder Lüge lacht ein Paradies</l><lb/> <l>Und jeder Wahrheit droht ein Hochgericht!</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [423/0445]
Zum Ausgang.
Ein Stück von meinem Selbſt iſt dieſes Buch
Und roth von meinem Herzblut jedes Lied,
Mit ihm ſtell ich mich kühn in Reih und Glied —
Der Dichtkunſt Segen ward in mir zum Fluch!
Doch ſei's, ich trag's. Nicht wär ich ein Poet,
Wollt ich mich anders geben, als ich bin;
Auch liegt ein Wort, ein altes, mir im Sinn:
Oft hilft ein Fluch uns mehr als ein Gebet!
Und wahrlich, dieſe Zeit gleicht jener nicht,
Die uns das Alterthum als goldne pries,
Denn jeder Lüge lacht ein Paradies
Und jeder Wahrheit droht ein Hochgericht!
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