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Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886.

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Wir lugten lauschend durch die Laubverhänge
Und schritten flüstern durch die Buchengänge!
Zu Füßen knirschte uns der gelbe Kies
Und alles schien uns wie im Paradies;
Doch als die Glocken dann gemach verklangen,
Kam leisen Schritts die Dämmrung angegangen.
Da hieltst du still und hauchtest mir ins Ohr:
"O, weißt du noch, dort drüben vor dem Thor?"
Ob ich es weiß! Wie Lenz will's mich umwehen;
Dort war's ja, wo wir uns zuerst gesehen!
Und hier, wo waldversteckt das Wasser rauscht,
Hier haben wir den ersten Kuß getauscht!
O Maitag, Sonnenschein und Blüthenregnen,
Noch heut muß ich euch tausendfältig segnen!
Es war doch eine schöne, schöne Zeit,
Und denk ich dran, so wird das Herz mir weit!
Man fühlt's, auch ohne daß man's gleich bedichtet:
Der liebe Gott hat's doch gut eingerichtet!
Doch still! Was braucht's schon der Erinnerung?
Wir sind ja beide noch so jung, so jung!
Es lacht das Glück aus deinem rothen Munde;
"Uns winkt ja noch so manche goldne Stunde!"
"Gewiß!" fielst du hier lächelnd ein, "und wie?
Zum Beispiel morgen eine Landpartie!
Erinnerst du dich noch, wie du vor Wochen
Mir einen Ausflug ins Gebirg versprochen?
Wir lugten lauſchend durch die Laubverhänge
Und ſchritten flüſtern durch die Buchengänge!
Zu Füßen knirſchte uns der gelbe Kies
Und alles ſchien uns wie im Paradies;
Doch als die Glocken dann gemach verklangen,
Kam leiſen Schritts die Dämmrung angegangen.
Da hieltſt du ſtill und hauchteſt mir ins Ohr:
„O, weißt du noch, dort drüben vor dem Thor?“
Ob ich es weiß! Wie Lenz will's mich umwehen;
Dort war's ja, wo wir uns zuerſt geſehen!
Und hier, wo waldverſteckt das Waſſer rauſcht,
Hier haben wir den erſten Kuß getauſcht!
O Maitag, Sonnenſchein und Blüthenregnen,
Noch heut muß ich euch tauſendfältig ſegnen!
Es war doch eine ſchöne, ſchöne Zeit,
Und denk ich dran, ſo wird das Herz mir weit!
Man fühlt's, auch ohne daß man's gleich bedichtet:
Der liebe Gott hat's doch gut eingerichtet!
Doch ſtill! Was braucht's ſchon der Erinnerung?
Wir ſind ja beide noch ſo jung, ſo jung!
Es lacht das Glück aus deinem rothen Munde;
„Uns winkt ja noch ſo manche goldne Stunde!“
„Gewiß!“ fielſt du hier lächelnd ein, „und wie?
Zum Beiſpiel morgen eine Landpartie!
Erinnerſt du dich noch, wie du vor Wochen
Mir einen Ausflug ins Gebirg verſprochen?
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[43/0065] Wir lugten lauſchend durch die Laubverhänge Und ſchritten flüſtern durch die Buchengänge! Zu Füßen knirſchte uns der gelbe Kies Und alles ſchien uns wie im Paradies; Doch als die Glocken dann gemach verklangen, Kam leiſen Schritts die Dämmrung angegangen. Da hieltſt du ſtill und hauchteſt mir ins Ohr: „O, weißt du noch, dort drüben vor dem Thor?“ Ob ich es weiß! Wie Lenz will's mich umwehen; Dort war's ja, wo wir uns zuerſt geſehen! Und hier, wo waldverſteckt das Waſſer rauſcht, Hier haben wir den erſten Kuß getauſcht! O Maitag, Sonnenſchein und Blüthenregnen, Noch heut muß ich euch tauſendfältig ſegnen! Es war doch eine ſchöne, ſchöne Zeit, Und denk ich dran, ſo wird das Herz mir weit! Man fühlt's, auch ohne daß man's gleich bedichtet: Der liebe Gott hat's doch gut eingerichtet! Doch ſtill! Was braucht's ſchon der Erinnerung? Wir ſind ja beide noch ſo jung, ſo jung! Es lacht das Glück aus deinem rothen Munde; „Uns winkt ja noch ſo manche goldne Stunde!“ „Gewiß!“ fielſt du hier lächelnd ein, „und wie? Zum Beiſpiel morgen eine Landpartie! Erinnerſt du dich noch, wie du vor Wochen Mir einen Ausflug ins Gebirg verſprochen?

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Zitationshilfe: Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holz_buch_1886/65>, abgerufen am 21.11.2024.