Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Holz, Arno; Schlaf, Johannes: Papa Hamlet. Übers. v. Bruno Franzius. Leipzig, 1889.

Bild:
<< vorherige Seite
"Wie schön die Sonne lacht! Wie freundlich
Von Zweig zu Zweigen . . ."

Wieder knitterten die Blätter. Die Furche
zwischen seinen dichten, buschigen Augen¬
brauen hatte sich noch tiefer gegraben.

Jens, der jetzt auf dem Bauch liegend
über das Seitenkissen des Sophas weg zwischen
den Arabesken der Gardinen hindurch den
kleinen, grünen Stern drüben über dem Schorn¬
stein beobachtete, langweilte sich scheusslich.

"Willst Du nicht lieber 'n bisschen schlafen?"

"Nein!"

"Aber, Kind! . . . Warum nicht? Ich löse
Dich ab!"

"Lass nur! . . . Kann nicht schlafen!"

"Ae! Eigentlich! Ich auch nicht mehr!"

Ein langes Schweigen war eingetreten.
Stumpf und müde starrten die Beiden vor
sich hin.

"Du!"

"Ja?"

"Nichts!"

"Was denn?"

"Still! Hörst Du nichts?!"

„Wie schön die Sonne lacht! Wie freundlich
Von Zweig zu Zweigen . . .“

Wieder knitterten die Blätter. Die Furche
zwischen seinen dichten, buschigen Augen¬
brauen hatte sich noch tiefer gegraben.

Jens, der jetzt auf dem Bauch liegend
über das Seitenkissen des Sophas weg zwischen
den Arabesken der Gardinen hindurch den
kleinen, grünen Stern drüben über dem Schorn¬
stein beobachtete, langweilte sich scheusslich.

„Willst Du nicht lieber 'n bisschen schlafen?“

„Nein!“

„Aber, Kind! . . . Warum nicht? Ich löse
Dich ab!“

„Lass nur! . . . Kann nicht schlafen!“

„Ae! Eigentlich! Ich auch nicht mehr!“

Ein langes Schweigen war eingetreten.
Stumpf und müde starrten die Beiden vor
sich hin.

„Du!“

„Ja?“

„Nichts!“

„Was denn?“

„Still! Hörst Du nichts?!“

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0163" n="159"/>
        <lg>
          <l>&#x201E;Wie schön die Sonne lacht! Wie freundlich</l><lb/>
          <l>Von Zweig zu Zweigen . . .&#x201C;</l>
        </lg><lb/>
        <p>Wieder knitterten die Blätter. Die Furche<lb/>
zwischen seinen dichten, buschigen Augen¬<lb/>
brauen hatte sich noch tiefer gegraben.</p><lb/>
        <p>Jens, der jetzt auf dem Bauch liegend<lb/>
über das Seitenkissen des Sophas weg zwischen<lb/>
den Arabesken der Gardinen hindurch den<lb/>
kleinen, grünen Stern drüben über dem Schorn¬<lb/>
stein beobachtete, langweilte sich scheusslich.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Willst Du nicht lieber 'n bisschen schlafen?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Nein!&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Aber, Kind! . . . Warum nicht? Ich löse<lb/>
Dich ab!&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Lass nur! . . . Kann nicht schlafen!&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Ae! Eigentlich! Ich auch nicht mehr!&#x201C;</p><lb/>
        <p>Ein langes Schweigen war eingetreten.<lb/>
Stumpf und müde starrten die Beiden vor<lb/>
sich hin.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Du!&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Ja?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Nichts!&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Was denn?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Still! Hörst Du nichts?!&#x201C;<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[159/0163] „Wie schön die Sonne lacht! Wie freundlich Von Zweig zu Zweigen . . .“ Wieder knitterten die Blätter. Die Furche zwischen seinen dichten, buschigen Augen¬ brauen hatte sich noch tiefer gegraben. Jens, der jetzt auf dem Bauch liegend über das Seitenkissen des Sophas weg zwischen den Arabesken der Gardinen hindurch den kleinen, grünen Stern drüben über dem Schorn¬ stein beobachtete, langweilte sich scheusslich. „Willst Du nicht lieber 'n bisschen schlafen?“ „Nein!“ „Aber, Kind! . . . Warum nicht? Ich löse Dich ab!“ „Lass nur! . . . Kann nicht schlafen!“ „Ae! Eigentlich! Ich auch nicht mehr!“ Ein langes Schweigen war eingetreten. Stumpf und müde starrten die Beiden vor sich hin. „Du!“ „Ja?“ „Nichts!“ „Was denn?“ „Still! Hörst Du nichts?!“

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/holz_hamlet_1889
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/holz_hamlet_1889/163
Zitationshilfe: Holz, Arno; Schlaf, Johannes: Papa Hamlet. Übers. v. Bruno Franzius. Leipzig, 1889, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holz_hamlet_1889/163>, abgerufen am 22.12.2024.