Holz, Arno: Phantasus. 1. Heft. Berlin, 1898.Ich bin der reichste Mann der Welt! Meine silbernen Yachten schwimmen auf allen Meeren. Goldne Villen glitzern durch meine Wälder in Japan, in himmelhohen Alpenseeen spiegeln sich meine Schlösser, auf tausend Inseln hängen meine purpurnen Gärten. Ich beachte sie kaum. An ihren aus Bronze gewundenen Schlangengittern geh ich vorbei, über meine Diamantgruben lass ich die Lämmer grasen. Die Sonne scheint, ein Vogel singt, ich bücke mich und pflücke eine kleine Wiesenblume. Und plötzlich weiss ich: ich bin der ärmste Bettler! Ein Nichts ist meine ganze Herrlichkeit vor diesem Thautropfen, der in der Sonne funkelt. Ich bin der reichste Mann der Welt! Meine silbernen Yachten schwimmen auf allen Meeren. Goldne Villen glitzern durch meine Wälder in Japan, in himmelhohen Alpenseeen spiegeln sich meine Schlösser, auf tausend Inseln hängen meine purpurnen Gärten. Ich beachte sie kaum. An ihren aus Bronze gewundenen Schlangengittern geh ich vorbei, über meine Diamantgruben lass ich die Lämmer grasen. Die Sonne scheint, ein Vogel singt, ich bücke mich und pflücke eine kleine Wiesenblume. Und plötzlich weiss ich: ich bin der ärmste Bettler! Ein Nichts ist meine ganze Herrlichkeit vor diesem Thautropfen, der in der Sonne funkelt. <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0021"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l rendition="#c">Ich bin der reichste Mann der Welt!</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l rendition="#c">Meine silbernen Yachten</l><lb/> <l rendition="#c">schwimmen auf allen Meeren.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l rendition="#c">Goldne Villen glitzern durch meine Wälder in Japan,</l><lb/> <l rendition="#c">in himmelhohen Alpenseeen spiegeln sich meine Schlösser,</l><lb/> <l rendition="#c">auf tausend Inseln hängen meine purpurnen Gärten.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l rendition="#c">Ich beachte sie kaum.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l rendition="#c">An ihren aus Bronze gewundenen Schlangengittern</l><lb/> <l rendition="#c">geh ich vorbei,</l><lb/> <l rendition="#c">über meine Diamantgruben</l><lb/> <l rendition="#c">lass ich die Lämmer grasen.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l rendition="#c">Die Sonne scheint,</l><lb/> <l rendition="#c">ein Vogel singt,</l><lb/> <l rendition="#c">ich bücke mich</l><lb/> <l rendition="#c">und pflücke eine kleine Wiesenblume.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l rendition="#c">Und plötzlich weiss ich: ich bin der ärmste Bettler!</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l rendition="#c">Ein Nichts ist meine ganze Herrlichkeit</l><lb/> <l rendition="#c">vor diesem Thautropfen,</l><lb/> <l rendition="#c">der in der Sonne funkelt.</l> </lg><lb/> </lg> </body> </text> </TEI> [0021]
Ich bin der reichste Mann der Welt!
Meine silbernen Yachten
schwimmen auf allen Meeren.
Goldne Villen glitzern durch meine Wälder in Japan,
in himmelhohen Alpenseeen spiegeln sich meine Schlösser,
auf tausend Inseln hängen meine purpurnen Gärten.
Ich beachte sie kaum.
An ihren aus Bronze gewundenen Schlangengittern
geh ich vorbei,
über meine Diamantgruben
lass ich die Lämmer grasen.
Die Sonne scheint,
ein Vogel singt,
ich bücke mich
und pflücke eine kleine Wiesenblume.
Und plötzlich weiss ich: ich bin der ärmste Bettler!
Ein Nichts ist meine ganze Herrlichkeit
vor diesem Thautropfen,
der in der Sonne funkelt.
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