Holz, Arno: Phantasus. 1. Heft. Berlin, 1898.Lachend in die Siegesallee schwenkt ein Mädchenpensionat. Donnerwetter, sind die chic! Wippende, grünblau schillernde Changeantschirme, lange, buttergelbe schwedische Handschuhe, sich bauschende, silbergraue, von roten Tulpen durchflammte Velvetblousen. Drei junge Leutnants drehn ihre Schnurrbärte. Monocles. Die Kavalkade amüsiert sich. Fünfzig braune, trappelnde Strandschuhe, fünfundzwanzig klingelnde Bettelarmbänder. Links, hinter ihnen drein, die Blicke kohlschwarz, ihr Drache. Wehe! Wie die Sonne durch die Bäume goldne Kringel wirft . . . Ach was! Und ich kriege die Schönste, die sich nicht sträubt, um die Taille, -- die ganze Gesellschaft stiebt kreischend auseinander, Huuch! die alte Anstandsglucke fällt in Ohnmacht -- und rufe: Mädchen, entgürtet euch und tanzt nackt zwischen Schwertern! Lachend in die Siegesallee schwenkt ein Mädchenpensionat. Donnerwetter, sind die chic! Wippende, grünblau schillernde Changeantschirme, lange, buttergelbe schwedische Handschuhe, sich bauschende, silbergraue, von roten Tulpen durchflammte Velvetblousen. Drei junge Leutnants drehn ihre Schnurrbärte. Monocles. Die Kavalkade amüsiert sich. Fünfzig braune, trappelnde Strandschuhe, fünfundzwanzig klingelnde Bettelarmbänder. Links, hinter ihnen drein, die Blicke kohlschwarz, ihr Drache. Wehe! Wie die Sonne durch die Bäume goldne Kringel wirft . . . Ach was! Und ich kriege die Schönste, die sich nicht sträubt, um die Taille, — die ganze Gesellschaft stiebt kreischend auseinander, Huuch! die alte Anstandsglucke fällt in Ohnmacht — und rufe: Mädchen, entgürtet euch und tanzt nackt zwischen Schwertern! <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0031"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l rendition="#c">Lachend in die Siegesallee</l><lb/> <l rendition="#c">schwenkt ein Mädchenpensionat.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l rendition="#c">Donnerwetter, sind die chic!</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l rendition="#c">Wippende, grünblau schillernde Changeantschirme,</l><lb/> <l rendition="#c">lange, buttergelbe schwedische Handschuhe,</l><lb/> <l rendition="#c">sich bauschende, silbergraue, von roten Tulpen durchflammte Velvetblousen.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l rendition="#c">Drei junge Leutnants drehn ihre Schnurrbärte.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l rendition="#c">Monocles.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l rendition="#c">Die Kavalkade amüsiert sich.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l rendition="#c">Fünfzig braune, trappelnde Strandschuhe,</l><lb/> <l rendition="#c">fünfundzwanzig klingelnde Bettelarmbänder.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l rendition="#c">Links,</l><lb/> <l rendition="#c">hinter ihnen drein,</l><lb/> <l rendition="#c">die Blicke kohlschwarz,</l><lb/> <l rendition="#c">ihr Drache.</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l rendition="#c">Wehe!</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l rendition="#c">Wie die Sonne durch die Bäume goldne Kringel wirft . . . </l> </lg><lb/> <lg n="11"> <l rendition="#c">Ach was!</l> </lg><lb/> <lg n="12"> <l rendition="#c">Und ich kriege die Schönste, die sich nicht sträubt, um die Taille,</l><lb/> <l rendition="#c">— die ganze Gesellschaft stiebt kreischend auseinander,</l><lb/> <l rendition="#c">Huuch! die alte Anstandsglucke fällt in Ohnmacht —</l><lb/> <l rendition="#c">und rufe:</l> </lg><lb/> <lg n="13"> <l rendition="#c">Mädchen, entgürtet euch und tanzt nackt zwischen Schwertern!</l> </lg><lb/> </lg> </body> </text> </TEI> [0031]
Lachend in die Siegesallee
schwenkt ein Mädchenpensionat.
Donnerwetter, sind die chic!
Wippende, grünblau schillernde Changeantschirme,
lange, buttergelbe schwedische Handschuhe,
sich bauschende, silbergraue, von roten Tulpen durchflammte Velvetblousen.
Drei junge Leutnants drehn ihre Schnurrbärte.
Monocles.
Die Kavalkade amüsiert sich.
Fünfzig braune, trappelnde Strandschuhe,
fünfundzwanzig klingelnde Bettelarmbänder.
Links,
hinter ihnen drein,
die Blicke kohlschwarz,
ihr Drache.
Wehe!
Wie die Sonne durch die Bäume goldne Kringel wirft . . .
Ach was!
Und ich kriege die Schönste, die sich nicht sträubt, um die Taille,
— die ganze Gesellschaft stiebt kreischend auseinander,
Huuch! die alte Anstandsglucke fällt in Ohnmacht —
und rufe:
Mädchen, entgürtet euch und tanzt nackt zwischen Schwertern!
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Zitationshilfe: | Holz, Arno: Phantasus. 1. Heft. Berlin, 1898, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holz_phantasus01_1898/31>, abgerufen am 27.07.2024. |