Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Holz, Arno: Phantasus. 2. Heft. Berlin, 1899.

Bild:
<< vorherige Seite
Ich liege auf dem alten Kräuterboden und "simmiliere".
Der liebe Gott ist der Konditor Knorr.
Er hat eine weisse Mütze
und in seinem Fenster stehn lauter Likörflaschen.
Wenn die Sonne scheint, kann man mitten durch sie durchsehn.
Dann sind die Kuchen dahinter manchmal gelb, manchmal rot und manchmal sogar
blau
Der Teufel ist der Schornsteinfeger Killkant.
Er hat einen Cylinderhut und keine Strümpfe. Seine Füsse sind zum Schämen.
Wenn der am lieben Gott seine Likörflaschen vorbeigeht,
verdrehn sich seine Augen.
Sie sehn dann weiss aus!
Wenn man tot ist,
wird man in die Erde gebuddelt und kriegt einen Kranz auf den Bauch.
Ja.
Und wenn dann bald wieder Weihnachten ist,
backt die Mutter Judenkringel.
Ach, Judenkringel!
Die kann man immerzu essen. Die sind das Schönste, was es giebt.
Ich liege auf dem alten Kräuterboden und „simmiliere“.
Der liebe Gott ist der Konditor Knorr.
Er hat eine weisse Mütze
und in seinem Fenster stehn lauter Likörflaschen.
Wenn die Sonne scheint, kann man mitten durch sie durchsehn.
Dann sind die Kuchen dahinter manchmal gelb, manchmal rot und manchmal sogar
blau
Der Teufel ist der Schornsteinfeger Killkant.
Er hat einen Cylinderhut und keine Strümpfe. Seine Füsse sind zum Schämen.
Wenn der am lieben Gott seine Likörflaschen vorbeigeht,
verdrehn sich seine Augen.
Sie sehn dann weiss aus!
Wenn man tot ist,
wird man in die Erde gebuddelt und kriegt einen Kranz auf den Bauch.
Ja.
Und wenn dann bald wieder Weihnachten ist,
backt die Mutter Judenkringel.
Ach, Judenkringel!
Die kann man immerzu essen. Die sind das Schönste, was es giebt.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0026"/>
      <lg type="poem">
        <lg n="1">
          <l rendition="#c">Ich liege auf dem alten Kräuterboden und &#x201E;simmiliere&#x201C;.</l>
        </lg><lb/>
        <lg n="2">
          <l rendition="#c">Der liebe Gott ist der Konditor Knorr.</l><lb/>
          <l rendition="#c">Er hat eine weisse Mütze</l><lb/>
          <l rendition="#c">und in seinem Fenster stehn lauter Likörflaschen.</l><lb/>
          <l rendition="#c">Wenn die Sonne scheint, kann man mitten durch sie durchsehn.</l><lb/>
          <l rendition="#c">Dann sind die Kuchen dahinter manchmal gelb, manchmal rot und manchmal sogar</l><lb/>
          <l rendition="#c">blau</l>
        </lg><lb/>
        <lg n="3">
          <l rendition="#c">Der Teufel ist der Schornsteinfeger Killkant.</l><lb/>
          <l rendition="#c">Er hat einen Cylinderhut und keine Strümpfe. Seine Füsse sind zum Schämen.</l><lb/>
          <l rendition="#c">Wenn der am lieben Gott seine Likörflaschen vorbeigeht,</l><lb/>
          <l rendition="#c">verdrehn sich seine Augen.</l>
        </lg><lb/>
        <lg n="4">
          <l rendition="#c">Sie sehn dann weiss aus!</l>
        </lg><lb/>
        <lg n="5">
          <l rendition="#c">Wenn man tot ist,</l><lb/>
          <l rendition="#c">wird man in die Erde gebuddelt und kriegt einen Kranz auf den Bauch.</l>
        </lg><lb/>
        <lg n="6">
          <l rendition="#c">Ja.</l><lb/>
          <l rendition="#c">Und wenn dann bald wieder Weihnachten ist,</l><lb/>
          <l rendition="#c">backt die Mutter Judenkringel.</l>
        </lg><lb/>
        <lg n="7">
          <l rendition="#c">Ach, Judenkringel!</l>
        </lg><lb/>
        <lg n="8">
          <l rendition="#c">Die kann man immerzu essen. Die sind das Schönste, was es giebt.</l>
        </lg><lb/>
      </lg>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0026] Ich liege auf dem alten Kräuterboden und „simmiliere“. Der liebe Gott ist der Konditor Knorr. Er hat eine weisse Mütze und in seinem Fenster stehn lauter Likörflaschen. Wenn die Sonne scheint, kann man mitten durch sie durchsehn. Dann sind die Kuchen dahinter manchmal gelb, manchmal rot und manchmal sogar blau Der Teufel ist der Schornsteinfeger Killkant. Er hat einen Cylinderhut und keine Strümpfe. Seine Füsse sind zum Schämen. Wenn der am lieben Gott seine Likörflaschen vorbeigeht, verdrehn sich seine Augen. Sie sehn dann weiss aus! Wenn man tot ist, wird man in die Erde gebuddelt und kriegt einen Kranz auf den Bauch. Ja. Und wenn dann bald wieder Weihnachten ist, backt die Mutter Judenkringel. Ach, Judenkringel! Die kann man immerzu essen. Die sind das Schönste, was es giebt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/holz_phantasus02_1899
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/holz_phantasus02_1899/26
Zitationshilfe: Holz, Arno: Phantasus. 2. Heft. Berlin, 1899, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holz_phantasus02_1899/26>, abgerufen am 21.11.2024.