Holz, Arno; Schlaf, Johannes: Die Familie Selicke. Berlin, 1890. Toni: Das -- geht ja doch nicht! Das geht ja doch nicht! Wendt: Das -- geht nicht?! Toni: Nein! ... Ach Gott! Wendt: Aber warum denn nicht? Toni: Ach Gott! Wendt: Es geht Toni! Jetzt geht es! .. Wissen Sie: in diesen Tagen fand ich hier ein Buch! Toni: Ein ... ein Buch? Wendt: Ein einfaches Büchelchen! ... Zwei Bogen gelbes Conceptpapier in ein Stück blaue Pappe geheftet. Mit solchem weissen Zwirn da! Jemand hatte es hier liegen lassen, aus Versehen! Toni (sehr verwirrt): Ein ... das ... Wendt: Ich habe darin gelesen! ... Es waren allerlei Notizen darin! Tagebuchnotizen! Selbst- bekenntnisse, die Eine für sich gemacht hatte, die immer so still und bescheiden ist, alles mit sich selbst im stillen abmacht und auskämpft! ... Toni (weint heftiger): Ach! ... Warum haben Sie darin gelesen? Wendt (rückt näher zu ihr und sucht ihr in's Gesicht zu sehen): Ich war sehr, sehr glücklich, als ich das Alles las! Toni: Ach! Ich ... aber ich darf doch hier nicht fort! Wendt: Du darfst nicht?! Toni! Bist Du ... ich meine: Kannst Du's hier -- aushalten?! Bist Du hier glücklich?! Toni (immer noch weinend): O Gott! O Gott! Wendt (sehr erregt): Nein! Nein! Das ist unmög- lich. Toni! ... Ich habe vorhin, drin in meinem Zimmer, gehört, was Du mit Deiner Mutter Toni: Das — geht ja doch nicht! Das geht ja doch nicht! Wendt: Das — geht nicht?! Toni: Nein! … Ach Gott! Wendt: Aber warum denn nicht? Toni: Ach Gott! Wendt: Es geht Toni! Jetzt geht es! .. Wissen Sie: in diesen Tagen fand ich hier ein Buch! Toni: Ein … ein Buch? Wendt: Ein einfaches Büchelchen! … Zwei Bogen gelbes Conceptpapier in ein Stück blaue Pappe geheftet. Mit solchem weissen Zwirn da! Jemand hatte es hier liegen lassen, aus Versehen! Toni (sehr verwirrt): Ein … das … Wendt: Ich habe darin gelesen! … Es waren allerlei Notizen darin! Tagebuchnotizen! Selbst- bekenntnisse, die Eine für sich gemacht hatte, die immer so still und bescheiden ist, alles mit sich selbst im stillen abmacht und auskämpft! … Toni (weint heftiger): Ach! … Warum haben Sie darin gelesen? Wendt (rückt näher zu ihr und sucht ihr in’s Gesicht zu sehen): Ich war sehr, sehr glücklich, als ich das Alles las! Toni: Ach! Ich … aber ich darf doch hier nicht fort! Wendt: Du darfst nicht?! Toni! Bist Du … ich meine: Kannst Du’s hier — aushalten?! Bist Du hier glücklich?! Toni (immer noch weinend): O Gott! O Gott! Wendt (sehr erregt): Nein! Nein! Das ist unmög- lich. Toni! … Ich habe vorhin, drin in meinem Zimmer, gehört, was Du mit Deiner Mutter <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0054" n="32"/> <sp who="#TON"> <speaker><hi rendition="#g">Toni</hi>:</speaker> <p>Das — geht ja doch nicht! 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Wissen Sie: in diesen Tagen fand ich hier ein
Buch!
Toni: Ein … ein Buch?
Wendt: Ein einfaches Büchelchen! … Zwei
Bogen gelbes Conceptpapier in ein Stück blaue
Pappe geheftet. Mit solchem weissen Zwirn da!
Jemand hatte es hier liegen lassen, aus Versehen!
Toni (sehr verwirrt): Ein … das …
Wendt: Ich habe darin gelesen! … Es waren
allerlei Notizen darin! Tagebuchnotizen! Selbst-
bekenntnisse, die Eine für sich gemacht hatte,
die immer so still und bescheiden ist, alles mit
sich selbst im stillen abmacht und auskämpft! …
Toni (weint heftiger): Ach! … Warum haben Sie
darin gelesen?
Wendt (rückt näher zu ihr und sucht ihr in’s Gesicht
zu sehen): Ich war sehr, sehr glücklich, als ich
das Alles las!
Toni: Ach! Ich … aber ich darf doch hier
nicht fort!
Wendt: Du darfst nicht?! Toni! Bist Du …
ich meine: Kannst Du’s hier — aushalten?! Bist
Du hier glücklich?!
Toni (immer noch weinend): O Gott! O Gott!
Wendt (sehr erregt): Nein! Nein! Das ist unmög-
lich. Toni! … Ich habe vorhin, drin in meinem
Zimmer, gehört, was Du mit Deiner Mutter
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