Holz, Arno; Schlaf, Johannes: Die Familie Selicke. Berlin, 1890. Walter: Au, unten kommt einer! Frau Selicke (zusammenfahrend): Kommt'e'?! Walter (weinerlich): Is 'n andrer! Frau Selicke: Nein, so ein Mann! So ein Mann! ... Das kann er doch wirklich nich verant- worten! ... Walter! Geh' nun! Toni (hat ihr Nähzeug auf den Tisch gepackt, ist auf- gestanden, an's Fenster getreten und nimmt nun Walter an die Hand): Komm, Walterchen! Walter (hat sie von unten auf umfasst und sieht zu ihr empor): Ach, lass mich doch! Ich hab' ja solche Angst! ... Ich wart' hier lieber am Fenster! Toni: Dann geh' ich auch nicht schlafen! Na? Walter (weinerlich): Ach! -- (Macht sich von ihr nach dem Fenster zu los.) Toni: Komm! Walter: Gleich! (Sieht durch das Fenster.) Jetzt! (Lässt sich von ihr nach der Kammer führen. Schluchzt. Während die Thür aufgeht, sieht man noch das Licht brennen, das Albert sich angesteckt hat. Toni bückt sich, küsst Walter und drückt dann die Thür wieder zu. "Gute Nacht." Walter: Ach, lass doch die Thür 'n bischen auf! Toni: Na ja! ... So! ... (Eine Weile noch sieht man durch den Spalt das Licht, dann verlischt es. Toni macht sich still wieder an ihre Arbeit.) Frau Selicke: Nein! So ein komischer Junge! Sich so abzuängstigen! ... Ueber was man sich nich alles ärgern muss? ... Nein! ... Ach! Na -- ich sage auch schon! ... (Kleine Pause. Im Bett Husten und Stöhnen.) Linchen: Ma--ma--chen! ... 4
Walter: Au, unten kommt einer! Frau Selicke (zusammenfahrend): Kommt’e’?! Walter (weinerlich): Is ’n andrer! Frau Selicke: Nein, so ein Mann! So ein Mann! … Das kann er doch wirklich nich verant- worten! … Walter! Geh’ nun! Toni (hat ihr Nähzeug auf den Tisch gepackt, ist auf- gestanden, an’s Fenster getreten und nimmt nun Walter an die Hand): Komm, Walterchen! Walter (hat sie von unten auf umfasst und sieht zu ihr empor): Ach, lass mich doch! Ich hab’ ja solche Angst! … Ich wart’ hier lieber am Fenster! Toni: Dann geh’ ich auch nicht schlafen! Na? Walter (weinerlich): Ach! — (Macht sich von ihr nach dem Fenster zu los.) Toni: Komm! Walter: Gleich! (Sieht durch das Fenster.) Jetzt! (Lässt sich von ihr nach der Kammer führen. Schluchzt. Während die Thür aufgeht, sieht man noch das Licht brennen, das Albert sich angesteckt hat. Toni bückt sich, küsst Walter und drückt dann die Thür wieder zu. „Gute Nacht.“ Walter: Ach, lass doch die Thür ’n bischen auf! Toni: Na ja! … So! … (Eine Weile noch sieht man durch den Spalt das Licht, dann verlischt es. Toni macht sich still wieder an ihre Arbeit.) Frau Selicke: Nein! So ein komischer Junge! Sich so abzuängstigen! … Ueber was man sich nich alles ärgern muss? … Nein! … Ach! Na — ich sage auch schon! … (Kleine Pause. Im Bett Husten und Stöhnen.) Linchen: Ma—ma—chen! … 4
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… Das kann er doch wirklich nich verant-
worten! … Walter! Geh’ nun!
Toni (hat ihr Nähzeug auf den Tisch gepackt, ist auf-
gestanden, an’s Fenster getreten und nimmt nun Walter
an die Hand): Komm, Walterchen!
Walter (hat sie von unten auf umfasst und sieht zu
ihr empor): Ach, lass mich doch! Ich hab’ ja
solche Angst! … Ich wart’ hier lieber am
Fenster!
Toni: Dann geh’ ich auch nicht schlafen! Na?
Walter (weinerlich): Ach! — (Macht sich von ihr
nach dem Fenster zu los.)
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Walter: Gleich! (Sieht durch das Fenster.) Jetzt!
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brennen, das Albert sich angesteckt hat. Toni bückt
sich, küsst Walter und drückt dann die Thür wieder
zu. „Gute Nacht.“
Walter: Ach, lass doch die Thür ’n bischen auf!
Toni: Na ja! … So! … (Eine Weile noch sieht
man durch den Spalt das Licht, dann verlischt es.
Toni macht sich still wieder an ihre Arbeit.)
Frau Selicke: Nein! So ein komischer Junge!
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nich alles ärgern muss? … Nein! … Ach!
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(Kleine Pause. Im Bett Husten und Stöhnen.)
Linchen: Ma—ma—chen! …
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Zitationshilfe: | Holz, Arno; Schlaf, Johannes: Die Familie Selicke. Berlin, 1890, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holz_selicke_1890/71>, abgerufen am 16.02.2025. |