Horner, Heinrich [d. i. Heinrich Homberger]: Der Säugling. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 211–295. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.soll's von nun an nicht fehlen, die Signoria verlasse sich darauf. Donna Ersilia brach in ihr helles, silbernes Lachen aus. Aber woher weißt du denn, daß das Mädchen dich nehmen wird? Warum sollte sie mich nicht nehmen, falls mein Vater es erlaubt, und mein Vater wird's erlauben, wenn der Padrone nichts dagegen hat, und der Padrone wird nichts dagegen haben, wenn die Signora Padrona ihm in ihrer großen Güte zuredet. Ich werde mich wohl hüten. Du bist noch viel zu jung zum Heirathen. Ich habe keine Zeit zu warten. Wenn ich nicht eile, so nimmt sie mir ein Anderer hinweg. Die Mädchen sterben nicht aus. Geh, mein Sohn, und vergiß nicht, noch vor Sieben die Briefe zu bestellen. Maso schaute mit einem Blick voll dankbarer Zuversicht zu seiner Herrin auf. Er zweifelte nicht im Mindesten, daß sie sein Anliegen sehr ernsthaft nehme, nicht im Mindesten, daß sie mit ihrer ganzen unergründlichen, unerschöpflichen Macht ihm beistehen müsse. Die Heiligen werden oft vergebens angerufen, die Signora Ersilia niemals, so hatte er seinen Vater mehr als einmal sagen hören, und daß die Padrona hundert Zungen und tausend Arme habe, und in Valtella ging es als ein Sprichwort um, daß der Arno eher zu Ende kommen würde mit seinem Wasser, als Signora Ersilia soll's von nun an nicht fehlen, die Signoria verlasse sich darauf. Donna Ersilia brach in ihr helles, silbernes Lachen aus. Aber woher weißt du denn, daß das Mädchen dich nehmen wird? Warum sollte sie mich nicht nehmen, falls mein Vater es erlaubt, und mein Vater wird's erlauben, wenn der Padrone nichts dagegen hat, und der Padrone wird nichts dagegen haben, wenn die Signora Padrona ihm in ihrer großen Güte zuredet. Ich werde mich wohl hüten. Du bist noch viel zu jung zum Heirathen. Ich habe keine Zeit zu warten. Wenn ich nicht eile, so nimmt sie mir ein Anderer hinweg. Die Mädchen sterben nicht aus. Geh, mein Sohn, und vergiß nicht, noch vor Sieben die Briefe zu bestellen. Maso schaute mit einem Blick voll dankbarer Zuversicht zu seiner Herrin auf. Er zweifelte nicht im Mindesten, daß sie sein Anliegen sehr ernsthaft nehme, nicht im Mindesten, daß sie mit ihrer ganzen unergründlichen, unerschöpflichen Macht ihm beistehen müsse. Die Heiligen werden oft vergebens angerufen, die Signora Ersilia niemals, so hatte er seinen Vater mehr als einmal sagen hören, und daß die Padrona hundert Zungen und tausend Arme habe, und in Valtella ging es als ein Sprichwort um, daß der Arno eher zu Ende kommen würde mit seinem Wasser, als Signora Ersilia <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0021"/> soll's von nun an nicht fehlen, die Signoria verlasse sich darauf.</p><lb/> <p>Donna Ersilia brach in ihr helles, silbernes Lachen aus. Aber woher weißt du denn, daß das Mädchen dich nehmen wird?</p><lb/> <p>Warum sollte sie mich nicht nehmen, falls mein Vater es erlaubt, und mein Vater wird's erlauben, wenn der Padrone nichts dagegen hat, und der Padrone wird nichts dagegen haben, wenn die Signora Padrona ihm in ihrer großen Güte zuredet.</p><lb/> <p>Ich werde mich wohl hüten. Du bist noch viel zu jung zum Heirathen.</p><lb/> <p>Ich habe keine Zeit zu warten. Wenn ich nicht eile, so nimmt sie mir ein Anderer hinweg.</p><lb/> <p>Die Mädchen sterben nicht aus. Geh, mein Sohn, und vergiß nicht, noch vor Sieben die Briefe zu bestellen.</p><lb/> <p>Maso schaute mit einem Blick voll dankbarer Zuversicht zu seiner Herrin auf. Er zweifelte nicht im Mindesten, daß sie sein Anliegen sehr ernsthaft nehme, nicht im Mindesten, daß sie mit ihrer ganzen unergründlichen, unerschöpflichen Macht ihm beistehen müsse. Die Heiligen werden oft vergebens angerufen, die Signora Ersilia niemals, so hatte er seinen Vater mehr als einmal sagen hören, und daß die Padrona hundert Zungen und tausend Arme habe, und in Valtella ging es als ein Sprichwort um, daß der Arno eher zu Ende kommen würde mit seinem Wasser, als Signora Ersilia<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0021]
soll's von nun an nicht fehlen, die Signoria verlasse sich darauf.
Donna Ersilia brach in ihr helles, silbernes Lachen aus. Aber woher weißt du denn, daß das Mädchen dich nehmen wird?
Warum sollte sie mich nicht nehmen, falls mein Vater es erlaubt, und mein Vater wird's erlauben, wenn der Padrone nichts dagegen hat, und der Padrone wird nichts dagegen haben, wenn die Signora Padrona ihm in ihrer großen Güte zuredet.
Ich werde mich wohl hüten. Du bist noch viel zu jung zum Heirathen.
Ich habe keine Zeit zu warten. Wenn ich nicht eile, so nimmt sie mir ein Anderer hinweg.
Die Mädchen sterben nicht aus. Geh, mein Sohn, und vergiß nicht, noch vor Sieben die Briefe zu bestellen.
Maso schaute mit einem Blick voll dankbarer Zuversicht zu seiner Herrin auf. Er zweifelte nicht im Mindesten, daß sie sein Anliegen sehr ernsthaft nehme, nicht im Mindesten, daß sie mit ihrer ganzen unergründlichen, unerschöpflichen Macht ihm beistehen müsse. Die Heiligen werden oft vergebens angerufen, die Signora Ersilia niemals, so hatte er seinen Vater mehr als einmal sagen hören, und daß die Padrona hundert Zungen und tausend Arme habe, und in Valtella ging es als ein Sprichwort um, daß der Arno eher zu Ende kommen würde mit seinem Wasser, als Signora Ersilia
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(2017-03-15T12:13:28Z)
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Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2017-03-15T12:13:28Z)
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