che deutsche Stadt möchte denn wohl einladender seyn? Helmstedt, Marburg, Gießen, Rinteln, Tübingen, Göttingen mit seinem kahlen Berge, und Leipzig mit seiner Fläche? und weiter und weiter? die mit grünem Gebüsch umgebenen Felder, die guten Weiden die um Xanthen liegen, sind nicht zu verachten, dabei hat es hübsche Gas- sen, hohe, helle, glänzende Fenster, und einen so großen wohlgepflasterten Marktplatz, wie keine der genannten Städte, und viele andere dazu. Die ehemaligen Canonikats-Wohnungen liegen um die am Markte stehende schöne große Kirche, artige Häuser mit daran stoßenden hübschen Gär- ten. Gebt dem Canonikus eine Bibliothek, und einen Freund, und ich möchte doch wissen obs so verwunderlich war, daß er seine gelehrten Unter- suchungen in Xanthen machte. Und wenn ein Canonikus in Xanthen, mitten inne zwischen Am- sterdam, Paris und Frankfurt keine Bibliothek sammelt, ist es seine Schuld, und wenn er kei- nen Freund hat -- von wem möchte ich das denken?
Hier mußten wir zuerst mit einer reinholländi- schen Magd fertig werden -- es ging so! so! spä- terhin kam ich auf den Einfall, plattdeutsch mit
che deutſche Stadt moͤchte denn wohl einladender ſeyn? Helmſtedt, Marburg, Gießen, Rinteln, Tuͤbingen, Goͤttingen mit ſeinem kahlen Berge, und Leipzig mit ſeiner Flaͤche? und weiter und weiter? die mit gruͤnem Gebuͤſch umgebenen Felder, die guten Weiden die um Xanthen liegen, ſind nicht zu verachten, dabei hat es huͤbſche Gaſ- ſen, hohe, helle, glaͤnzende Fenſter, und einen ſo großen wohlgepflaſterten Marktplatz, wie keine der genannten Staͤdte, und viele andere dazu. Die ehemaligen Canonikats-Wohnungen liegen um die am Markte ſtehende ſchoͤne große Kirche, artige Haͤuſer mit daran ſtoßenden huͤbſchen Gaͤr- ten. Gebt dem Canonikus eine Bibliothek, und einen Freund, und ich moͤchte doch wiſſen obs ſo verwunderlich war, daß er ſeine gelehrten Unter- ſuchungen in Xanthen machte. Und wenn ein Canonikus in Xanthen, mitten inne zwiſchen Am- ſterdam, Paris und Frankfurt keine Bibliothek ſammelt, iſt es ſeine Schuld, und wenn er kei- nen Freund hat — von wem moͤchte ich das denken?
Hier mußten wir zuerſt mit einer reinhollaͤndi- ſchen Magd fertig werden — es ging ſo! ſo! ſpaͤ- terhin kam ich auf den Einfall, plattdeutſch mit
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che deutſche Stadt moͤchte denn wohl einladender
ſeyn? Helmſtedt, Marburg, Gießen, Rinteln,
Tuͤbingen, Goͤttingen mit ſeinem kahlen Berge,
und Leipzig mit ſeiner Flaͤche? und weiter
und weiter? die mit gruͤnem Gebuͤſch umgebenen
Felder, die guten Weiden die um Xanthen liegen,
ſind nicht zu verachten, dabei hat es huͤbſche Gaſ-
ſen, hohe, helle, glaͤnzende Fenſter, und einen
ſo großen wohlgepflaſterten Marktplatz, wie keine
der genannten Staͤdte, und viele andere dazu.
Die ehemaligen Canonikats-Wohnungen liegen
um die am Markte ſtehende ſchoͤne große Kirche,
artige Haͤuſer mit daran ſtoßenden huͤbſchen Gaͤr-
ten. Gebt dem Canonikus eine Bibliothek, und
einen Freund, und ich moͤchte doch wiſſen obs ſo
verwunderlich war, daß er ſeine gelehrten Unter-
ſuchungen in Xanthen machte. Und wenn ein
Canonikus in Xanthen, mitten inne zwiſchen Am-
ſterdam, Paris und Frankfurt keine Bibliothek
ſammelt, iſt es ſeine Schuld, und wenn er kei-
nen Freund hat — von wem moͤchte ich das
denken?
Hier mußten wir zuerſt mit einer reinhollaͤndi-
ſchen Magd fertig werden — es ging ſo! ſo! ſpaͤ-
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Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/102>, abgerufen am 22.12.2024.
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