nungen am Wege die Leute mit Staub bedeckt und in Schweiß gebadet aus der Kirche zurückkommen sahen. Endlich erschien die breite Waal zu unsrer Rechten, und wir fuhren neben Windmühlen und hübschen freundlichen Häusern nach Nimwe- gen hinein.
Der Wirth des sehr angenehmen Gasthofs war ein Deutscher, der sich sehr bereitwillig und thätig zeigte, uns zur Fortsetzung unserer Reise behülf- lich zu seyn. Er bestellte uns ein leichtes Fuhr- werk in einem kleinen Orte der jenseits der Waal liegt, weil wir, indem wir die fliegende Brücke über die Waal zu Fuße passirten, einiger Weit- läuftigkeiten entgingen, auch jenseits wohlfeilere Pferde fanden. Die Landsmannschaft erwärmte des alten Mannes Herz so sehr, daß er uns an- bot, uns die Stadt zu zeigen. Es war eine ko- lossalisch große knochige Gestalt, mit einer gemesse- nen Sanftheit im Wesen, gerade wie unser vor- trefflicher * * in Bern; das machte mir ihn ganz lieb, mir wars wie eine gute Vorbedeutung in dem ganz fremden Lande, daß der erste Mensch, mit dem ich verkehrte, einem der Menschen ähn- lich war, denen ich am mehrsten vertraue. Seine Frau war eine Haagerinnen, die kein andres Wort
nungen am Wege die Leute mit Staub bedeckt und in Schweiß gebadet aus der Kirche zuruͤckkommen ſahen. Endlich erſchien die breite Waal zu unſrer Rechten, und wir fuhren neben Windmuͤhlen und huͤbſchen freundlichen Haͤuſern nach Nimwe- gen hinein.
Der Wirth des ſehr angenehmen Gaſthofs war ein Deutſcher, der ſich ſehr bereitwillig und thaͤtig zeigte, uns zur Fortſetzung unſerer Reiſe behuͤlf- lich zu ſeyn. Er beſtellte uns ein leichtes Fuhr- werk in einem kleinen Orte der jenſeits der Waal liegt, weil wir, indem wir die fliegende Bruͤcke uͤber die Waal zu Fuße paſſirten, einiger Weit- laͤuftigkeiten entgingen, auch jenſeits wohlfeilere Pferde fanden. Die Landsmannſchaft erwaͤrmte des alten Mannes Herz ſo ſehr, daß er uns an- bot, uns die Stadt zu zeigen. Es war eine ko- loſſaliſch große knochige Geſtalt, mit einer gemeſſe- nen Sanftheit im Weſen, gerade wie unſer vor- trefflicher * * in Bern; das machte mir ihn ganz lieb, mir wars wie eine gute Vorbedeutung in dem ganz fremden Lande, daß der erſte Menſch, mit dem ich verkehrte, einem der Menſchen aͤhn- lich war, denen ich am mehrſten vertraue. Seine Frau war eine Haagerinnen, die kein andres Wort
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0110"n="96"/>
nungen am Wege die Leute mit Staub bedeckt und<lb/>
in Schweiß gebadet aus der Kirche zuruͤckkommen<lb/>ſahen. Endlich erſchien die breite Waal zu unſrer<lb/>
Rechten, und wir fuhren neben Windmuͤhlen<lb/>
und huͤbſchen freundlichen Haͤuſern nach Nimwe-<lb/>
gen hinein.</p><lb/><p>Der Wirth des ſehr angenehmen Gaſthofs war<lb/>
ein Deutſcher, der ſich ſehr bereitwillig und thaͤtig<lb/>
zeigte, uns zur Fortſetzung unſerer Reiſe behuͤlf-<lb/>
lich zu ſeyn. Er beſtellte uns ein leichtes Fuhr-<lb/>
werk in einem kleinen Orte der jenſeits der Waal<lb/>
liegt, weil wir, indem wir die fliegende Bruͤcke<lb/>
uͤber die Waal zu Fuße paſſirten, einiger Weit-<lb/>
laͤuftigkeiten entgingen, auch jenſeits wohlfeilere<lb/>
Pferde fanden. Die Landsmannſchaft erwaͤrmte<lb/>
des alten Mannes Herz ſo ſehr, daß er uns an-<lb/>
bot, uns die Stadt zu zeigen. Es war eine ko-<lb/>
loſſaliſch große knochige Geſtalt, mit einer gemeſſe-<lb/>
nen Sanftheit im Weſen, gerade wie unſer vor-<lb/>
trefflicher * * in Bern; das machte mir ihn ganz<lb/>
lieb, mir wars wie eine gute Vorbedeutung in<lb/>
dem ganz fremden Lande, daß der erſte Menſch,<lb/>
mit dem ich verkehrte, einem der Menſchen aͤhn-<lb/>
lich war, denen ich am mehrſten vertraue. Seine<lb/>
Frau war eine Haagerinnen, die kein andres Wort<lb/></p></div></body></text></TEI>
[96/0110]
nungen am Wege die Leute mit Staub bedeckt und
in Schweiß gebadet aus der Kirche zuruͤckkommen
ſahen. Endlich erſchien die breite Waal zu unſrer
Rechten, und wir fuhren neben Windmuͤhlen
und huͤbſchen freundlichen Haͤuſern nach Nimwe-
gen hinein.
Der Wirth des ſehr angenehmen Gaſthofs war
ein Deutſcher, der ſich ſehr bereitwillig und thaͤtig
zeigte, uns zur Fortſetzung unſerer Reiſe behuͤlf-
lich zu ſeyn. Er beſtellte uns ein leichtes Fuhr-
werk in einem kleinen Orte der jenſeits der Waal
liegt, weil wir, indem wir die fliegende Bruͤcke
uͤber die Waal zu Fuße paſſirten, einiger Weit-
laͤuftigkeiten entgingen, auch jenſeits wohlfeilere
Pferde fanden. Die Landsmannſchaft erwaͤrmte
des alten Mannes Herz ſo ſehr, daß er uns an-
bot, uns die Stadt zu zeigen. Es war eine ko-
loſſaliſch große knochige Geſtalt, mit einer gemeſſe-
nen Sanftheit im Weſen, gerade wie unſer vor-
trefflicher * * in Bern; das machte mir ihn ganz
lieb, mir wars wie eine gute Vorbedeutung in
dem ganz fremden Lande, daß der erſte Menſch,
mit dem ich verkehrte, einem der Menſchen aͤhn-
lich war, denen ich am mehrſten vertraue. Seine
Frau war eine Haagerinnen, die kein andres Wort
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/110>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.