kurz die Küche schien ein nettes Zimmer, in wel- chem der Heerd die Stelle des Kamins einnahm. In der Gaststube stand unter einem großen Spie- gel, auf einer Mahagony-Pfeilerkomode ein Zu- ber von eben solchem Holze, mit hellgescheuerten gelbmetallenen Reifen, um die Gläser zu schwen- ken. Eben so sorgfältig aufgeputzt und reinlich gehalten war der Hausflur und der Platz vor dem Hause, der so wie fortan die Gassen in allen Dör- fern durch die wir kamen, so wohlgepflastert und sauber waren, daß unsre gute * * hier nicht den häufigen Hausfraugram haben würde, von den Eintretenden ihre Treppen und Fußböden be- schmutzt zu sehen.
Nachdem die unangenehme Verhandlung we- gen des Fuhrpreises beendigt war, stiegen wir in die sehr bequeme, saubre Kalesche. Ich hatte da- bei Gelegenheit eine sehr vernünftige Vorkehrung zu beobachten, durch die man beim Einsteigen verhütete, daß die Räder uns nicht beschmutzten. Der Kutscher breitete einen wollenen Teppich über das Rad, den er dann zusammen schlug, und auf seinen Sitz legte. Diese Sorgfalt beobachtete er so oft wir aus- und einstiegen. Da bei die- sen Fuhrwerken, man nennt sie hier Fourgen, die
kurz die Kuͤche ſchien ein nettes Zimmer, in wel- chem der Heerd die Stelle des Kamins einnahm. In der Gaſtſtube ſtand unter einem großen Spie- gel, auf einer Mahagony-Pfeilerkomode ein Zu- ber von eben ſolchem Holze, mit hellgeſcheuerten gelbmetallenen Reifen, um die Glaͤſer zu ſchwen- ken. Eben ſo ſorgfaͤltig aufgeputzt und reinlich gehalten war der Hausflur und der Platz vor dem Hauſe, der ſo wie fortan die Gaſſen in allen Doͤr- fern durch die wir kamen, ſo wohlgepflaſtert und ſauber waren, daß unſre gute * * hier nicht den haͤufigen Hausfraugram haben wuͤrde, von den Eintretenden ihre Treppen und Fußboͤden be- ſchmutzt zu ſehen.
Nachdem die unangenehme Verhandlung we- gen des Fuhrpreiſes beendigt war, ſtiegen wir in die ſehr bequeme, ſaubre Kaleſche. Ich hatte da- bei Gelegenheit eine ſehr vernuͤnftige Vorkehrung zu beobachten, durch die man beim Einſteigen verhuͤtete, daß die Raͤder uns nicht beſchmutzten. Der Kutſcher breitete einen wollenen Teppich uͤber das Rad, den er dann zuſammen ſchlug, und auf ſeinen Sitz legte. Dieſe Sorgfalt beobachtete er ſo oft wir aus- und einſtiegen. Da bei die- ſen Fuhrwerken, man nennt ſie hier Fourgen, die
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0119"n="105"/>
kurz die Kuͤche ſchien ein nettes Zimmer, in wel-<lb/>
chem der Heerd die Stelle des Kamins einnahm.<lb/>
In der Gaſtſtube ſtand unter einem großen Spie-<lb/>
gel, auf einer Mahagony-Pfeilerkomode ein Zu-<lb/>
ber von eben ſolchem Holze, mit hellgeſcheuerten<lb/>
gelbmetallenen Reifen, um die Glaͤſer zu ſchwen-<lb/>
ken. Eben ſo ſorgfaͤltig aufgeputzt und reinlich<lb/>
gehalten war der Hausflur und der Platz vor dem<lb/>
Hauſe, der ſo wie fortan die Gaſſen in allen Doͤr-<lb/>
fern durch die wir kamen, ſo wohlgepflaſtert und<lb/>ſauber waren, daß unſre gute * * hier nicht den<lb/>
haͤufigen Hausfraugram haben wuͤrde, von den<lb/>
Eintretenden ihre Treppen und Fußboͤden be-<lb/>ſchmutzt zu ſehen.</p><lb/><p>Nachdem die unangenehme Verhandlung we-<lb/>
gen des Fuhrpreiſes beendigt war, ſtiegen wir in<lb/>
die ſehr bequeme, ſaubre Kaleſche. Ich hatte da-<lb/>
bei Gelegenheit eine ſehr vernuͤnftige Vorkehrung<lb/>
zu beobachten, durch die man beim Einſteigen<lb/>
verhuͤtete, daß die Raͤder uns nicht beſchmutzten.<lb/>
Der Kutſcher breitete einen wollenen Teppich uͤber<lb/>
das Rad, den er dann zuſammen ſchlug, und auf<lb/>ſeinen Sitz legte. Dieſe Sorgfalt beobachtete er<lb/>ſo oft wir aus- und einſtiegen. Da bei die-<lb/>ſen Fuhrwerken, man nennt ſie hier Fourgen, die<lb/></p></div></body></text></TEI>
[105/0119]
kurz die Kuͤche ſchien ein nettes Zimmer, in wel-
chem der Heerd die Stelle des Kamins einnahm.
In der Gaſtſtube ſtand unter einem großen Spie-
gel, auf einer Mahagony-Pfeilerkomode ein Zu-
ber von eben ſolchem Holze, mit hellgeſcheuerten
gelbmetallenen Reifen, um die Glaͤſer zu ſchwen-
ken. Eben ſo ſorgfaͤltig aufgeputzt und reinlich
gehalten war der Hausflur und der Platz vor dem
Hauſe, der ſo wie fortan die Gaſſen in allen Doͤr-
fern durch die wir kamen, ſo wohlgepflaſtert und
ſauber waren, daß unſre gute * * hier nicht den
haͤufigen Hausfraugram haben wuͤrde, von den
Eintretenden ihre Treppen und Fußboͤden be-
ſchmutzt zu ſehen.
Nachdem die unangenehme Verhandlung we-
gen des Fuhrpreiſes beendigt war, ſtiegen wir in
die ſehr bequeme, ſaubre Kaleſche. Ich hatte da-
bei Gelegenheit eine ſehr vernuͤnftige Vorkehrung
zu beobachten, durch die man beim Einſteigen
verhuͤtete, daß die Raͤder uns nicht beſchmutzten.
Der Kutſcher breitete einen wollenen Teppich uͤber
das Rad, den er dann zuſammen ſchlug, und auf
ſeinen Sitz legte. Dieſe Sorgfalt beobachtete er
ſo oft wir aus- und einſtiegen. Da bei die-
ſen Fuhrwerken, man nennt ſie hier Fourgen, die
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/119>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.