Aeußeres meinen, seit einigen Wochen schon an sorgfältige, nette, geringelte Formen gewöhnten Blick, wunderbar verletzte. Große Stulpstiefel, hängende Ueberröcke, Sturmhüte, und ein En- semble, das man in Norddeutschland seit vielen Jahren gewohnt ist, mit dem Ausdruck * * sche Studenten zu bezeichnen, fiel mir bei diesen drei jungen Männern, die uns auf der Straße begeg- neten, auf. Unbedacht zeigte ich sie meinem Be- gleiter und gab ihnen den Nahmen, den ihr An- blick in mir zurückrief, wie sie Arm in Arm sich führend, den breiten Weg einnehmend, neben uns vorüber zogen. Zu meiner großen Verwunderung antwortete dieser sehr unbefangen: ja, es sind Deutsche, für die wir hier viele Stipendien haben. Also Charakter haben unsre lieben Landsleute in Utrecht -- welchen Charakter wir Deutsche über- haupt haben, scheint ja ohnehin noch nicht ganz bestimmt zu seyn.
Der botanische Garten ist wohl unterhalten, von ansehnlichem Pflanzenreichthum, aber seine Lokalität scheint nicht allen Geschlechtern günstig zu seyn; für die Wasser- und Sumpfpflanzen schien es an Mitteln zu fehlen, er ist meist mit Gebäu- den umgeben, und ganz ebnen Bodens. Da ich
Aeußeres meinen, ſeit einigen Wochen ſchon an ſorgfaͤltige, nette, geringelte Formen gewoͤhnten Blick, wunderbar verletzte. Große Stulpſtiefel, haͤngende Ueberroͤcke, Sturmhuͤte, und ein En- ſemble, das man in Norddeutſchland ſeit vielen Jahren gewohnt iſt, mit dem Ausdruck * * ſche Studenten zu bezeichnen, fiel mir bei dieſen drei jungen Maͤnnern, die uns auf der Straße begeg- neten, auf. Unbedacht zeigte ich ſie meinem Be- gleiter und gab ihnen den Nahmen, den ihr An- blick in mir zuruͤckrief, wie ſie Arm in Arm ſich fuͤhrend, den breiten Weg einnehmend, neben uns voruͤber zogen. Zu meiner großen Verwunderung antwortete dieſer ſehr unbefangen: ja, es ſind Deutſche, fuͤr die wir hier viele Stipendien haben. Alſo Charakter haben unſre lieben Landsleute in Utrecht — welchen Charakter wir Deutſche uͤber- haupt haben, ſcheint ja ohnehin noch nicht ganz beſtimmt zu ſeyn.
Der botaniſche Garten iſt wohl unterhalten, von anſehnlichem Pflanzenreichthum, aber ſeine Lokalitaͤt ſcheint nicht allen Geſchlechtern guͤnſtig zu ſeyn; fuͤr die Waſſer- und Sumpfpflanzen ſchien es an Mitteln zu fehlen, er iſt meiſt mit Gebaͤu- den umgeben, und ganz ebnen Bodens. Da ich
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Aeußeres meinen, ſeit einigen Wochen ſchon an
ſorgfaͤltige, nette, geringelte Formen gewoͤhnten
Blick, wunderbar verletzte. Große Stulpſtiefel,
haͤngende Ueberroͤcke, Sturmhuͤte, und ein En-
ſemble, das man in Norddeutſchland ſeit vielen
Jahren gewohnt iſt, mit dem Ausdruck * * ſche
Studenten zu bezeichnen, fiel mir bei dieſen drei
jungen Maͤnnern, die uns auf der Straße begeg-
neten, auf. Unbedacht zeigte ich ſie meinem Be-
gleiter und gab ihnen den Nahmen, den ihr An-
blick in mir zuruͤckrief, wie ſie Arm in Arm ſich
fuͤhrend, den breiten Weg einnehmend, neben uns
voruͤber zogen. Zu meiner großen Verwunderung
antwortete dieſer ſehr unbefangen: ja, es ſind
Deutſche, fuͤr die wir hier viele Stipendien haben.
Alſo Charakter haben unſre lieben Landsleute in
Utrecht — welchen Charakter wir Deutſche uͤber-
haupt haben, ſcheint ja ohnehin noch nicht ganz
beſtimmt zu ſeyn.
Der botaniſche Garten iſt wohl unterhalten,
von anſehnlichem Pflanzenreichthum, aber ſeine
Lokalitaͤt ſcheint nicht allen Geſchlechtern guͤnſtig
zu ſeyn; fuͤr die Waſſer- und Sumpfpflanzen ſchien
es an Mitteln zu fehlen, er iſt meiſt mit Gebaͤu-
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Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/135>, abgerufen am 22.12.2024.
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