erfordert, oder mit Gegenständen zur Ausrüstung, welche die Nässe und Luft nicht angreift. Der Moment endlich in der Wirklichkeit zu sehen, was das Auge so oft in mannigfaltiger Darstellung be- schäftigte, ist äußerst wunderbar. Mein Kopf ward schwindlich, in der Bemühung die Unter- schiede des Vorhandenen und Vorgestellten zu ent- decken, er ward schwindlich, die Erinnerungen von der Gegenwart zu trennen, und die Gegen- stände der Beobachtung von den Ideenverbindun- gen, in denen sie ihnen immer interessant gewor- den waren. Der Anblick eines Kriegsschiffs von vier und achtzig Kanonen, das vor kurzem vom Stapel gelaufen war, machte mich bestürzt -- nicht wegen seiner Größe, nein, die Größe ergriff mich gar nicht, sie wird durch den Raum in dem es steht, durch die unabsehliche Wasserfläche hin- ter ihm, durch die große Steinmasse des nahen Admiralitätsgebäudes, sehr herabgesetzt. -- Mei- ne Bestürzung rührte daher, in einem Gebäude jetzt herum zu gehen, das ich eben so, in jedem Detail, bisher vor mir auf einem Tisch hatte ste- hen sehen. Das schöne Modell des Schiffes Au- rora, das ich in * * * so oft, so aufmerksam be- trachtet hatte, war mir in allen seinen Theilen so
erfordert, oder mit Gegenſtaͤnden zur Ausruͤſtung, welche die Naͤſſe und Luft nicht angreift. Der Moment endlich in der Wirklichkeit zu ſehen, was das Auge ſo oft in mannigfaltiger Darſtellung be- ſchaͤftigte, iſt aͤußerſt wunderbar. Mein Kopf ward ſchwindlich, in der Bemuͤhung die Unter- ſchiede des Vorhandenen und Vorgeſtellten zu ent- decken, er ward ſchwindlich, die Erinnerungen von der Gegenwart zu trennen, und die Gegen- ſtaͤnde der Beobachtung von den Ideenverbindun- gen, in denen ſie ihnen immer intereſſant gewor- den waren. Der Anblick eines Kriegsſchiffs von vier und achtzig Kanonen, das vor kurzem vom Stapel gelaufen war, machte mich beſtuͤrzt — nicht wegen ſeiner Groͤße, nein, die Groͤße ergriff mich gar nicht, ſie wird durch den Raum in dem es ſteht, durch die unabſehliche Waſſerflaͤche hin- ter ihm, durch die große Steinmaſſe des nahen Admiralitaͤtsgebaͤudes, ſehr herabgeſetzt. — Mei- ne Beſtuͤrzung ruͤhrte daher, in einem Gebaͤude jetzt herum zu gehen, das ich eben ſo, in jedem Detail, bisher vor mir auf einem Tiſch hatte ſte- hen ſehen. Das ſchoͤne Modell des Schiffes Au- rora, das ich in * * * ſo oft, ſo aufmerkſam be- trachtet hatte, war mir in allen ſeinen Theilen ſo
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0163"n="149"/>
erfordert, oder mit Gegenſtaͤnden zur Ausruͤſtung,<lb/>
welche die Naͤſſe und Luft nicht angreift. Der<lb/>
Moment endlich in der Wirklichkeit zu ſehen, was<lb/>
das Auge ſo oft in mannigfaltiger Darſtellung be-<lb/>ſchaͤftigte, iſt aͤußerſt wunderbar. Mein Kopf<lb/>
ward ſchwindlich, in der Bemuͤhung die Unter-<lb/>ſchiede des Vorhandenen und Vorgeſtellten zu ent-<lb/>
decken, er ward ſchwindlich, die Erinnerungen<lb/>
von der Gegenwart zu trennen, und die Gegen-<lb/>ſtaͤnde der Beobachtung von den Ideenverbindun-<lb/>
gen, in denen ſie ihnen immer intereſſant gewor-<lb/>
den waren. Der Anblick eines Kriegsſchiffs von<lb/>
vier und achtzig Kanonen, das vor kurzem vom<lb/>
Stapel gelaufen war, machte mich beſtuͤrzt —<lb/>
nicht wegen ſeiner Groͤße, nein, die Groͤße ergriff<lb/>
mich gar nicht, ſie wird durch den Raum in dem<lb/>
es ſteht, durch die unabſehliche Waſſerflaͤche hin-<lb/>
ter ihm, durch die große Steinmaſſe des nahen<lb/>
Admiralitaͤtsgebaͤudes, ſehr herabgeſetzt. — Mei-<lb/>
ne Beſtuͤrzung ruͤhrte daher, in einem Gebaͤude<lb/>
jetzt herum zu gehen, das ich <hirendition="#g">eben ſo</hi>, in jedem<lb/>
Detail, bisher vor mir auf einem Tiſch hatte ſte-<lb/>
hen ſehen. Das ſchoͤne Modell des Schiffes Au-<lb/>
rora, das ich in * * * ſo oft, ſo aufmerkſam be-<lb/>
trachtet hatte, war mir in allen ſeinen Theilen ſo<lb/></p></div></body></text></TEI>
[149/0163]
erfordert, oder mit Gegenſtaͤnden zur Ausruͤſtung,
welche die Naͤſſe und Luft nicht angreift. Der
Moment endlich in der Wirklichkeit zu ſehen, was
das Auge ſo oft in mannigfaltiger Darſtellung be-
ſchaͤftigte, iſt aͤußerſt wunderbar. Mein Kopf
ward ſchwindlich, in der Bemuͤhung die Unter-
ſchiede des Vorhandenen und Vorgeſtellten zu ent-
decken, er ward ſchwindlich, die Erinnerungen
von der Gegenwart zu trennen, und die Gegen-
ſtaͤnde der Beobachtung von den Ideenverbindun-
gen, in denen ſie ihnen immer intereſſant gewor-
den waren. Der Anblick eines Kriegsſchiffs von
vier und achtzig Kanonen, das vor kurzem vom
Stapel gelaufen war, machte mich beſtuͤrzt —
nicht wegen ſeiner Groͤße, nein, die Groͤße ergriff
mich gar nicht, ſie wird durch den Raum in dem
es ſteht, durch die unabſehliche Waſſerflaͤche hin-
ter ihm, durch die große Steinmaſſe des nahen
Admiralitaͤtsgebaͤudes, ſehr herabgeſetzt. — Mei-
ne Beſtuͤrzung ruͤhrte daher, in einem Gebaͤude
jetzt herum zu gehen, das ich eben ſo, in jedem
Detail, bisher vor mir auf einem Tiſch hatte ſte-
hen ſehen. Das ſchoͤne Modell des Schiffes Au-
rora, das ich in * * * ſo oft, ſo aufmerkſam be-
trachtet hatte, war mir in allen ſeinen Theilen ſo
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/163>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.