der öffentlichen Meinung nur zuträglich seyn. Der junge Monarch strebt nach einem hohen Ziele -- er will die Liebe seines Volks gewinnen, und dar- um liebt er es zuerst. Man sagt, Liebe müßte Liebe gewinnen, möge es auch hier eintreffen! Schön ist das Unternehmen! und wehe den Ver- blendeten, die mit dem erstarrenden Reif des Mißtrauens jeden Keim von Anhänglichkeit wie- der zu zerstören suchen, weil sie Zeiten kannten, die ihnen lieber waren, als die das furchtbare Schick- sal herbeiführte. Ich glaube es fällt uns sehr sel- ten ein, zu bedenken, wie oft sich Fürsten mit Undankbarkeit belohnt finden. Uebrigens glaube ich, wir Weiber haben eine gewisse günstige Dis- position die Könige zu lieben, welche die Staats- künstler besser benutzen sollten. Besonders recht junge, oder recht alte Könige, unsre Weiblich- keit, und unsre Kindlichkeit, zwei herrliche Triebe, die kein andrer als ein Deutscher zu schäz- zen weiß, weil kein Ausländer einen Ausdrnck für sie hat, finden dabei einer um den andern seine Rolle zu spielen. --
Aber wie weit schweife ich vom Museum ab! eine Reihe Portraits von Männern aus der Ge- schichte dieses Landes, beschäftigte mich zuerst mit
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der oͤffentlichen Meinung nur zutraͤglich ſeyn. Der junge Monarch ſtrebt nach einem hohen Ziele — er will die Liebe ſeines Volks gewinnen, und dar- um liebt er es zuerſt. Man ſagt, Liebe muͤßte Liebe gewinnen, moͤge es auch hier eintreffen! Schoͤn iſt das Unternehmen! und wehe den Ver- blendeten, die mit dem erſtarrenden Reif des Mißtrauens jeden Keim von Anhaͤnglichkeit wie- der zu zerſtoͤren ſuchen, weil ſie Zeiten kannten, die ihnen lieber waren, als die das furchtbare Schick- ſal herbeifuͤhrte. Ich glaube es faͤllt uns ſehr ſel- ten ein, zu bedenken, wie oft ſich Fuͤrſten mit Undankbarkeit belohnt finden. Uebrigens glaube ich, wir Weiber haben eine gewiſſe guͤnſtige Dis- poſition die Koͤnige zu lieben, welche die Staats- kuͤnſtler beſſer benutzen ſollten. Beſonders recht junge, oder recht alte Koͤnige, unſre Weiblich- keit, und unſre Kindlichkeit, zwei herrliche Triebe, die kein andrer als ein Deutſcher zu ſchaͤz- zen weiß, weil kein Auslaͤnder einen Ausdrnck fuͤr ſie hat, finden dabei einer um den andern ſeine Rolle zu ſpielen. —
Aber wie weit ſchweife ich vom Muſeum ab! eine Reihe Portraits von Maͤnnern aus der Ge- ſchichte dieſes Landes, beſchaͤftigte mich zuerſt mit
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der oͤffentlichen Meinung nur zutraͤglich ſeyn. Der
junge Monarch ſtrebt nach einem hohen Ziele —
er will die Liebe ſeines Volks gewinnen, und dar-
um liebt er es zuerſt. Man ſagt, Liebe muͤßte
Liebe gewinnen, moͤge es auch hier eintreffen!
Schoͤn iſt das Unternehmen! und wehe den Ver-
blendeten, die mit dem erſtarrenden Reif des
Mißtrauens jeden Keim von Anhaͤnglichkeit wie-
der zu zerſtoͤren ſuchen, weil ſie Zeiten kannten,
die ihnen lieber waren, als die das furchtbare Schick-
ſal herbeifuͤhrte. Ich glaube es faͤllt uns ſehr ſel-
ten ein, zu bedenken, wie oft ſich Fuͤrſten mit
Undankbarkeit belohnt finden. Uebrigens glaube
ich, wir Weiber haben eine gewiſſe guͤnſtige Dis-
poſition die Koͤnige zu lieben, welche die Staats-
kuͤnſtler beſſer benutzen ſollten. Beſonders recht
junge, oder recht alte Koͤnige, unſre Weiblich-
keit, und unſre Kindlichkeit, zwei herrliche
Triebe, die kein andrer als ein Deutſcher zu ſchaͤz-
zen weiß, weil kein Auslaͤnder einen Ausdrnck fuͤr
ſie hat, finden dabei einer um den andern ſeine
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Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/177>, abgerufen am 22.12.2024.
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