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Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811.

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die es fassen kann. Wenn ich es sah, war es
nicht angefüllt. Der König hat seine Loge, die
mit einem Thronhimmel verziert ist, dem Prosce-
nium gegenüber. Seine Gegenwart legt dem
Publikum nicht den mindesten Zwang auf. Das
Volk
benutzt seine Güte, und vor dem Anfang
des Schauspiels und in den Zwischenakten, oder
zwischen dem Haupt- und Nachspiel wird es oft
sehr laut mit Singen, Umhersteigen und Wort-
wechsel, so wie mit Applaudiren und Klopfen am
Schluß der Aufzüge. Da dieses Schauspiel im
Schauspiel mit dem Aufziehen des Vorhangs so-
gleich ein Ende nimmt, und ich die größte Stille
während der Vorstellung wahrnahm, kann ich diese
Lizens zwar hier eben so wenig wie an dem engli-
schen Pöbel bewundern, aber den König muß ich
dafür lieben, daß er in sich die Würde fühlt, wel-
che den lauten Ausbruch der Freude und Theil-
nahme nicht scheut.

Mit dem Nationaltheater ist ein Ballet ver-
bunden, und da tritt in der Vorliebe der Hollän-
der zum Theatertanz, und ihre Anlage zu dieser
Kunst, eine befremdliche Erscheinung auf. An-
lage zum Ballettanz ist kein Zug, den wir in der
holländischen Nationalität gesucht hätten. Das

die es faſſen kann. Wenn ich es ſah, war es
nicht angefuͤllt. Der Koͤnig hat ſeine Loge, die
mit einem Thronhimmel verziert iſt, dem Proſce-
nium gegenuͤber. Seine Gegenwart legt dem
Publikum nicht den mindeſten Zwang auf. Das
Volk
benutzt ſeine Guͤte, und vor dem Anfang
des Schauſpiels und in den Zwiſchenakten, oder
zwiſchen dem Haupt- und Nachſpiel wird es oft
ſehr laut mit Singen, Umherſteigen und Wort-
wechſel, ſo wie mit Applaudiren und Klopfen am
Schluß der Aufzuͤge. Da dieſes Schauſpiel im
Schauſpiel mit dem Aufziehen des Vorhangs ſo-
gleich ein Ende nimmt, und ich die groͤßte Stille
waͤhrend der Vorſtellung wahrnahm, kann ich dieſe
Lizens zwar hier eben ſo wenig wie an dem engli-
ſchen Poͤbel bewundern, aber den Koͤnig muß ich
dafuͤr lieben, daß er in ſich die Wuͤrde fuͤhlt, wel-
che den lauten Ausbruch der Freude und Theil-
nahme nicht ſcheut.

Mit dem Nationaltheater iſt ein Ballet ver-
bunden, und da tritt in der Vorliebe der Hollaͤn-
der zum Theatertanz, und ihre Anlage zu dieſer
Kunſt, eine befremdliche Erſcheinung auf. An-
lage zum Ballettanz iſt kein Zug, den wir in der
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[216/0230] die es faſſen kann. Wenn ich es ſah, war es nicht angefuͤllt. Der Koͤnig hat ſeine Loge, die mit einem Thronhimmel verziert iſt, dem Proſce- nium gegenuͤber. Seine Gegenwart legt dem Publikum nicht den mindeſten Zwang auf. Das Volk benutzt ſeine Guͤte, und vor dem Anfang des Schauſpiels und in den Zwiſchenakten, oder zwiſchen dem Haupt- und Nachſpiel wird es oft ſehr laut mit Singen, Umherſteigen und Wort- wechſel, ſo wie mit Applaudiren und Klopfen am Schluß der Aufzuͤge. Da dieſes Schauſpiel im Schauſpiel mit dem Aufziehen des Vorhangs ſo- gleich ein Ende nimmt, und ich die groͤßte Stille waͤhrend der Vorſtellung wahrnahm, kann ich dieſe Lizens zwar hier eben ſo wenig wie an dem engli- ſchen Poͤbel bewundern, aber den Koͤnig muß ich dafuͤr lieben, daß er in ſich die Wuͤrde fuͤhlt, wel- che den lauten Ausbruch der Freude und Theil- nahme nicht ſcheut. Mit dem Nationaltheater iſt ein Ballet ver- bunden, und da tritt in der Vorliebe der Hollaͤn- der zum Theatertanz, und ihre Anlage zu dieſer Kunſt, eine befremdliche Erſcheinung auf. An- lage zum Ballettanz iſt kein Zug, den wir in der hollaͤndiſchen Nationalitaͤt geſucht haͤtten. Das

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Zitationshilfe: Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/230>, abgerufen am 22.12.2024.