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Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811.

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vor, und Schnitter im Bauernkittel, und einen
Abendsonnenhimmel, der links die Büsche vergol-
dete; die Sicheln schlugen an einander, und die
Mädchen, wie Luise mit großen runden Hüten ge-
schmückt, hüpften über die Bühne -- -- -- das
war mir mehr Natur wie alle Kanäle, Polder und
Landhäuser! Ich habe ja noch kein Kornfeld
schneiden sehn dieses Jahr! --

Das französische Schauspielhaus ist viel klei-
ner, ist sehr klein, war aber sehr voll, und ist
recht nett. Ich sah ein paar kleine Stücke, deren
ich mich aus Journalen erinnerte, l'aveugle clair-
voyant,
und un jour a Paris. Ueber diese Dinge
läßt sich weiter nichts sagen. Die kleinen Komö-
dien habe ich sehr gern, sie sind wie ein amüsanter
Besuch -- man will mit dem Menschen nie ver-
traut werden, er hat vieles was wir gar nicht gut-
heißen, aber so oft er kömmt, ist es ein kleines
Fest. Das erste Stück ist gar wenig, ward ganz
erträglich gespielt, und machte zu lachen. Dem
zweiten liegt eine moralische Idee zum Grunde;
ein Vater will seinen ausschweifenden Sohn da-
durch bessern, daß er ihm selbst einen Tag lang
das Gemälde der unsinnigsten Ausschweifung dar-
stellt. Es ist ein Süjet, das durchaus nur in ro-

vor, und Schnitter im Bauernkittel, und einen
Abendſonnenhimmel, der links die Buͤſche vergol-
dete; die Sicheln ſchlugen an einander, und die
Maͤdchen, wie Luiſe mit großen runden Huͤten ge-
ſchmuͤckt, huͤpften uͤber die Buͤhne — — — das
war mir mehr Natur wie alle Kanaͤle, Polder und
Landhaͤuſer! Ich habe ja noch kein Kornfeld
ſchneiden ſehn dieſes Jahr! —

Das franzoͤſiſche Schauſpielhaus iſt viel klei-
ner, iſt ſehr klein, war aber ſehr voll, und iſt
recht nett. Ich ſah ein paar kleine Stuͤcke, deren
ich mich aus Journalen erinnerte, l’aveugle clair-
voyant,
und un jour à Paris. Ueber dieſe Dinge
laͤßt ſich weiter nichts ſagen. Die kleinen Komoͤ-
dien habe ich ſehr gern, ſie ſind wie ein amuͤſanter
Beſuch — man will mit dem Menſchen nie ver-
traut werden, er hat vieles was wir gar nicht gut-
heißen, aber ſo oft er koͤmmt, iſt es ein kleines
Feſt. Das erſte Stuͤck iſt gar wenig, ward ganz
ertraͤglich geſpielt, und machte zu lachen. Dem
zweiten liegt eine moraliſche Idee zum Grunde;
ein Vater will ſeinen ausſchweifenden Sohn da-
durch beſſern, daß er ihm ſelbſt einen Tag lang
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ſtellt. Es iſt ein Suͤjet, das durchaus nur in ro-

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[219/0233] vor, und Schnitter im Bauernkittel, und einen Abendſonnenhimmel, der links die Buͤſche vergol- dete; die Sicheln ſchlugen an einander, und die Maͤdchen, wie Luiſe mit großen runden Huͤten ge- ſchmuͤckt, huͤpften uͤber die Buͤhne — — — das war mir mehr Natur wie alle Kanaͤle, Polder und Landhaͤuſer! Ich habe ja noch kein Kornfeld ſchneiden ſehn dieſes Jahr! — Das franzoͤſiſche Schauſpielhaus iſt viel klei- ner, iſt ſehr klein, war aber ſehr voll, und iſt recht nett. Ich ſah ein paar kleine Stuͤcke, deren ich mich aus Journalen erinnerte, l’aveugle clair- voyant, und un jour à Paris. Ueber dieſe Dinge laͤßt ſich weiter nichts ſagen. Die kleinen Komoͤ- dien habe ich ſehr gern, ſie ſind wie ein amuͤſanter Beſuch — man will mit dem Menſchen nie ver- traut werden, er hat vieles was wir gar nicht gut- heißen, aber ſo oft er koͤmmt, iſt es ein kleines Feſt. Das erſte Stuͤck iſt gar wenig, ward ganz ertraͤglich geſpielt, und machte zu lachen. Dem zweiten liegt eine moraliſche Idee zum Grunde; ein Vater will ſeinen ausſchweifenden Sohn da- durch beſſern, daß er ihm ſelbſt einen Tag lang das Gemaͤlde der unſinnigſten Ausſchweifung dar- ſtellt. Es iſt ein Suͤjet, das durchaus nur in ro-

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Zitationshilfe: Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/233>, abgerufen am 22.12.2024.