die an die glühenden schwäbischen eisernen Oefen gewöhnt waren.
Das, was wir in unsern Häusern Keller nen- nen, ist in diesen Wasser umfloßnen Kastellen auf ebnem Boden mit den eben beschriebenen Zim- mern, kann also keine sehr kalte Temperatur ha- ben. Leider fand ich auch den Wein selten nur er- träglich frisch, und das Wasser nie. Ach keinen Tropfen frisch perlendes Quellwasser! "für mei- nen unaussprechlichen Durst, gebt ihr mir glü- hendes Gold!" hätte ich oft rufen mögen, wenn man mir jeden leckern Trank anbot und darreichte, den fremde Reben und fremde Früchte bieten, und ein Trunk aus einem unsrer strömenden Brunnen um * * mich zu neuem Leben gestärkt hätte. Der- selbe Grund der ihnen verbietet ihre Keller tief zu graben, macht es auch sehr schwer, Eisgruben zu bauen, und so ist das, in Deutschland in großen Häusern so gewöhnliche Mittel das Getränk zu er- frischen, hier sehr ungebräuchlich. An vielen Or- ten ist das Wasser gar nicht zu trinken. In Am- sterdam läßt man es von Utrecht kommen, auf dem Gute, wo ich lebte, hatten wir Utrecht nä- her, zogen aber einen Brunnen in einem nahen Pachthof vor, wo es besser wie unser Grabenwas-
die an die gluͤhenden ſchwaͤbiſchen eiſernen Oefen gewoͤhnt waren.
Das, was wir in unſern Haͤuſern Keller nen- nen, iſt in dieſen Waſſer umfloßnen Kaſtellen auf ebnem Boden mit den eben beſchriebenen Zim- mern, kann alſo keine ſehr kalte Temperatur ha- ben. Leider fand ich auch den Wein ſelten nur er- traͤglich friſch, und das Waſſer nie. Ach keinen Tropfen friſch perlendes Quellwaſſer! „fuͤr mei- nen unausſprechlichen Durſt, gebt ihr mir gluͤ- hendes Gold!“ haͤtte ich oft rufen moͤgen, wenn man mir jeden leckern Trank anbot und darreichte, den fremde Reben und fremde Fruͤchte bieten, und ein Trunk aus einem unſrer ſtroͤmenden Brunnen um * * mich zu neuem Leben geſtaͤrkt haͤtte. Der- ſelbe Grund der ihnen verbietet ihre Keller tief zu graben, macht es auch ſehr ſchwer, Eisgruben zu bauen, und ſo iſt das, in Deutſchland in großen Haͤuſern ſo gewoͤhnliche Mittel das Getraͤnk zu er- friſchen, hier ſehr ungebraͤuchlich. An vielen Or- ten iſt das Waſſer gar nicht zu trinken. In Am- ſterdam laͤßt man es von Utrecht kommen, auf dem Gute, wo ich lebte, hatten wir Utrecht naͤ- her, zogen aber einen Brunnen in einem nahen Pachthof vor, wo es beſſer wie unſer Grabenwaſ-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0247"n="233"/>
die an die gluͤhenden ſchwaͤbiſchen eiſernen Oefen<lb/>
gewoͤhnt waren.</p><lb/><p>Das, was wir in unſern Haͤuſern Keller nen-<lb/>
nen, iſt in dieſen Waſſer umfloßnen Kaſtellen auf<lb/>
ebnem Boden mit den eben beſchriebenen Zim-<lb/>
mern, kann alſo keine ſehr kalte Temperatur ha-<lb/>
ben. Leider fand ich auch den Wein ſelten nur er-<lb/>
traͤglich friſch, und das Waſſer nie. Ach keinen<lb/>
Tropfen friſch perlendes Quellwaſſer! „fuͤr mei-<lb/>
nen unausſprechlichen Durſt, gebt ihr mir gluͤ-<lb/>
hendes Gold!“ haͤtte ich oft rufen moͤgen, wenn<lb/>
man mir jeden leckern Trank anbot und darreichte,<lb/>
den fremde Reben und fremde Fruͤchte bieten, und<lb/>
ein Trunk aus einem unſrer ſtroͤmenden Brunnen<lb/>
um * * mich zu neuem Leben geſtaͤrkt haͤtte. Der-<lb/>ſelbe Grund der ihnen verbietet ihre Keller tief zu<lb/>
graben, macht es auch ſehr ſchwer, Eisgruben zu<lb/>
bauen, und ſo iſt das, in Deutſchland in großen<lb/>
Haͤuſern ſo gewoͤhnliche Mittel das Getraͤnk zu er-<lb/>
friſchen, hier ſehr ungebraͤuchlich. An vielen Or-<lb/>
ten iſt das Waſſer gar nicht zu trinken. In Am-<lb/>ſterdam laͤßt man es von Utrecht kommen, auf<lb/>
dem Gute, wo ich lebte, hatten wir Utrecht naͤ-<lb/>
her, zogen aber einen Brunnen in einem nahen<lb/>
Pachthof vor, wo es beſſer wie unſer Grabenwaſ-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[233/0247]
die an die gluͤhenden ſchwaͤbiſchen eiſernen Oefen
gewoͤhnt waren.
Das, was wir in unſern Haͤuſern Keller nen-
nen, iſt in dieſen Waſſer umfloßnen Kaſtellen auf
ebnem Boden mit den eben beſchriebenen Zim-
mern, kann alſo keine ſehr kalte Temperatur ha-
ben. Leider fand ich auch den Wein ſelten nur er-
traͤglich friſch, und das Waſſer nie. Ach keinen
Tropfen friſch perlendes Quellwaſſer! „fuͤr mei-
nen unausſprechlichen Durſt, gebt ihr mir gluͤ-
hendes Gold!“ haͤtte ich oft rufen moͤgen, wenn
man mir jeden leckern Trank anbot und darreichte,
den fremde Reben und fremde Fruͤchte bieten, und
ein Trunk aus einem unſrer ſtroͤmenden Brunnen
um * * mich zu neuem Leben geſtaͤrkt haͤtte. Der-
ſelbe Grund der ihnen verbietet ihre Keller tief zu
graben, macht es auch ſehr ſchwer, Eisgruben zu
bauen, und ſo iſt das, in Deutſchland in großen
Haͤuſern ſo gewoͤhnliche Mittel das Getraͤnk zu er-
friſchen, hier ſehr ungebraͤuchlich. An vielen Or-
ten iſt das Waſſer gar nicht zu trinken. In Am-
ſterdam laͤßt man es von Utrecht kommen, auf
dem Gute, wo ich lebte, hatten wir Utrecht naͤ-
her, zogen aber einen Brunnen in einem nahen
Pachthof vor, wo es beſſer wie unſer Grabenwaſ-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/247>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.