mit offnem Gemüthe herkommt, roh, unsittlich werden kann.
Das Schloß hat, wie es noch bestand, gewiß nicht den schönen Anblick gewährt, den seine Trüm- mern uns schenken. Das Gemisch von Bauarten aus verschiedenen Jahrhunderten, mußte damals unangenehm seyn, jetzt stehen sie beide da, im Denkmahl vergangner Zeiten. Der sehr verdiente Weinbrenner in Karlsruhe soll einige Spuren rö- mischer Vollendung unter den Trümmern gefun- den haben. Welchem Zeitalter gehörte wohl der ungeheure Thurm, den die Gewalt des Pulvers nur wie einen Felsen hat sprengen können, ohne ihn zu zerstückeln? Das herabgestürzte Mauer- stück soll sieben und zwanzig Fuß dick seyn. Wo- zu er bestimmt war, ist sehr räthselhaft, da die Gewölbe, die er Stockwerkweis über einander enthält, gar keine Verbindung unter einander ha- ben, noch gehabt haben können, als durch vier- eckigte Löcher, die in der Größe eines engen Schornsteins, von einem Gewölbe in das andere gehen. Mich dünkt sie befinden sich alle auf der- selben Seite. An verschiedenen Orten finden sich große eiserne Ringe eingemauert, wahrscheinlich von der Zeit her, wo der Thurm noch eine Be-
mit offnem Gemuͤthe herkommt, roh, unſittlich werden kann.
Das Schloß hat, wie es noch beſtand, gewiß nicht den ſchoͤnen Anblick gewaͤhrt, den ſeine Truͤm- mern uns ſchenken. Das Gemiſch von Bauarten aus verſchiedenen Jahrhunderten, mußte damals unangenehm ſeyn, jetzt ſtehen ſie beide da, im Denkmahl vergangner Zeiten. Der ſehr verdiente Weinbrenner in Karlsruhe ſoll einige Spuren roͤ- miſcher Vollendung unter den Truͤmmern gefun- den haben. Welchem Zeitalter gehoͤrte wohl der ungeheure Thurm, den die Gewalt des Pulvers nur wie einen Felſen hat ſprengen koͤnnen, ohne ihn zu zerſtuͤckeln? Das herabgeſtuͤrzte Mauer- ſtuͤck ſoll ſieben und zwanzig Fuß dick ſeyn. Wo- zu er beſtimmt war, iſt ſehr raͤthſelhaft, da die Gewoͤlbe, die er Stockwerkweis uͤber einander enthaͤlt, gar keine Verbindung unter einander ha- ben, noch gehabt haben koͤnnen, als durch vier- eckigte Loͤcher, die in der Groͤße eines engen Schornſteins, von einem Gewoͤlbe in das andere gehen. Mich duͤnkt ſie befinden ſich alle auf der- ſelben Seite. An verſchiedenen Orten finden ſich große eiſerne Ringe eingemauert, wahrſcheinlich von der Zeit her, wo der Thurm noch eine Be-
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mit offnem Gemuͤthe herkommt, roh, unſittlich
werden kann.
Das Schloß hat, wie es noch beſtand, gewiß
nicht den ſchoͤnen Anblick gewaͤhrt, den ſeine Truͤm-
mern uns ſchenken. Das Gemiſch von Bauarten
aus verſchiedenen Jahrhunderten, mußte damals
unangenehm ſeyn, jetzt ſtehen ſie beide da, im
Denkmahl vergangner Zeiten. Der ſehr verdiente
Weinbrenner in Karlsruhe ſoll einige Spuren roͤ-
miſcher Vollendung unter den Truͤmmern gefun-
den haben. Welchem Zeitalter gehoͤrte wohl der
ungeheure Thurm, den die Gewalt des Pulvers
nur wie einen Felſen hat ſprengen koͤnnen, ohne
ihn zu zerſtuͤckeln? Das herabgeſtuͤrzte Mauer-
ſtuͤck ſoll ſieben und zwanzig Fuß dick ſeyn. Wo-
zu er beſtimmt war, iſt ſehr raͤthſelhaft, da die
Gewoͤlbe, die er Stockwerkweis uͤber einander
enthaͤlt, gar keine Verbindung unter einander ha-
ben, noch gehabt haben koͤnnen, als durch vier-
eckigte Loͤcher, die in der Groͤße eines engen
Schornſteins, von einem Gewoͤlbe in das andere
gehen. Mich duͤnkt ſie befinden ſich alle auf der-
ſelben Seite. An verſchiedenen Orten finden ſich
große eiſerne Ringe eingemauert, wahrſcheinlich
von der Zeit her, wo der Thurm noch eine Be-
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Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/25>, abgerufen am 22.12.2024.
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