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Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811.

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Sonnenstrahl. Vor Montfort begegneten wir im
Halbdunkel, eh der Mond noch hochstand, einem
Wagen, der auf dem engen Kanal uns nicht aus-
weichen konnte; es gab kein anderes Mittel, als
ihn auf den Schultern der Fuhrleute neben unsrer
Chaise vorbei zu heben. Die lieben Menschen,
welche darauf saßen, stiegen also herab, ihre Pfer-
de wurden ausgespannt und der Wagen -- so
eine Art Kirebn -- ward, die Räder der einen
Seite auf dem Wege ruhend, die andere Seite von
den Armen der Männer gehoben, indeß sie hart
am Kanal sich hinter den Bäumen drängten und
an sie hielten, vorbei geschaft. Unsre Chaise hielt
indeß an der andern Seite des Kanals eine Hand
breit vom Wasser. Dabei haben die Kutscher
hier nie eine Peitsche, und schimpfen nie -- sie
geben den Pferden vernünftige Gründe an, und
regieren sie mit einem leisen Schnalzen der Zunge.
Da muß Pferd und Kutscher sich veredeln, wo's
so zugeht.



Sonnenſtrahl. Vor Montfort begegneten wir im
Halbdunkel, eh der Mond noch hochſtand, einem
Wagen, der auf dem engen Kanal uns nicht aus-
weichen konnte; es gab kein anderes Mittel, als
ihn auf den Schultern der Fuhrleute neben unſrer
Chaiſe vorbei zu heben. Die lieben Menſchen,
welche darauf ſaßen, ſtiegen alſo herab, ihre Pfer-
de wurden ausgeſpannt und der Wagen — ſo
eine Art Kirebn — ward, die Raͤder der einen
Seite auf dem Wege ruhend, die andere Seite von
den Armen der Maͤnner gehoben, indeß ſie hart
am Kanal ſich hinter den Baͤumen draͤngten und
an ſie hielten, vorbei geſchaft. Unſre Chaiſe hielt
indeß an der andern Seite des Kanals eine Hand
breit vom Waſſer. Dabei haben die Kutſcher
hier nie eine Peitſche, und ſchimpfen nie — ſie
geben den Pferden vernuͤnftige Gruͤnde an, und
regieren ſie mit einem leiſen Schnalzen der Zunge.
Da muß Pferd und Kutſcher ſich veredeln, wo’s
ſo zugeht.



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[253/0267] Sonnenſtrahl. Vor Montfort begegneten wir im Halbdunkel, eh der Mond noch hochſtand, einem Wagen, der auf dem engen Kanal uns nicht aus- weichen konnte; es gab kein anderes Mittel, als ihn auf den Schultern der Fuhrleute neben unſrer Chaiſe vorbei zu heben. Die lieben Menſchen, welche darauf ſaßen, ſtiegen alſo herab, ihre Pfer- de wurden ausgeſpannt und der Wagen — ſo eine Art Kirebn — ward, die Raͤder der einen Seite auf dem Wege ruhend, die andere Seite von den Armen der Maͤnner gehoben, indeß ſie hart am Kanal ſich hinter den Baͤumen draͤngten und an ſie hielten, vorbei geſchaft. Unſre Chaiſe hielt indeß an der andern Seite des Kanals eine Hand breit vom Waſſer. Dabei haben die Kutſcher hier nie eine Peitſche, und ſchimpfen nie — ſie geben den Pferden vernuͤnftige Gruͤnde an, und regieren ſie mit einem leiſen Schnalzen der Zunge. Da muß Pferd und Kutſcher ſich veredeln, wo’s ſo zugeht.

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Zitationshilfe: Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/267>, abgerufen am 23.12.2024.