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Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811.

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bei einer Menge Arbeiten. Zum trocknen des
Torfes sind in den Torfgründen lange Schuppen
aufgeführt, die allein aus Pfählen bestehen, über
die Decken von Schilf nach Bedürfniß zugedeckt
oder aufgedeckt werden. Warum benutzen wir
das Schilf nicht an der Donau eben so?

In Jagersdorf, das dicht an dem Leck, hin-
ter dem hohen Damme liegt, innerhalb welchem er
fließt, ist ein sehr hübsches großes Dorf. Der
Wirth unsers Gasthofs war zugleich Aufseher über
die Teiche des Distrikts. Die Ordnung und
Strenge, der Gemeingeist und die Thätigkeit,
mit der dieses Geschäft betrieben wird, flößte mir
das höchste Interesse ein. Die Regierung hat gar
nichts damit zu thun, es ist ganz die Sache der
Landeigenthümer -- der Vortheil ist allgemein,
so sind auch die Kosten. Der Aufseher hat einen
bis in das genaueste Detail verzeichneten Plan
seines Distriktes, den er außerdem aufs fleißigste
begeht, und den Zustand der Teiche unaufhörlich
beobachtet. Sobald irgendwo ein Schaden wahr-
genommen wird, muß es dem Aufseher gemeldet
werden, in dessen Hause ein großer Vorrath aller
nöthigen Handwerkszeuge zu dem Teichbau auf-
bewahrt ist, sogar eine große Anzahl Laternen,

bei einer Menge Arbeiten. Zum trocknen des
Torfes ſind in den Torfgruͤnden lange Schuppen
aufgefuͤhrt, die allein aus Pfaͤhlen beſtehen, uͤber
die Decken von Schilf nach Beduͤrfniß zugedeckt
oder aufgedeckt werden. Warum benutzen wir
das Schilf nicht an der Donau eben ſo?

In Jagersdorf, das dicht an dem Leck, hin-
ter dem hohen Damme liegt, innerhalb welchem er
fließt, iſt ein ſehr huͤbſches großes Dorf. Der
Wirth unſers Gaſthofs war zugleich Aufſeher uͤber
die Teiche des Diſtrikts. Die Ordnung und
Strenge, der Gemeingeiſt und die Thaͤtigkeit,
mit der dieſes Geſchaͤft betrieben wird, floͤßte mir
das hoͤchſte Intereſſe ein. Die Regierung hat gar
nichts damit zu thun, es iſt ganz die Sache der
Landeigenthuͤmer — der Vortheil iſt allgemein,
ſo ſind auch die Koſten. Der Aufſeher hat einen
bis in das genaueſte Detail verzeichneten Plan
ſeines Diſtriktes, den er außerdem aufs fleißigſte
begeht, und den Zuſtand der Teiche unaufhoͤrlich
beobachtet. Sobald irgendwo ein Schaden wahr-
genommen wird, muß es dem Aufſeher gemeldet
werden, in deſſen Hauſe ein großer Vorrath aller
noͤthigen Handwerkszeuge zu dem Teichbau auf-
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[281/0295] bei einer Menge Arbeiten. Zum trocknen des Torfes ſind in den Torfgruͤnden lange Schuppen aufgefuͤhrt, die allein aus Pfaͤhlen beſtehen, uͤber die Decken von Schilf nach Beduͤrfniß zugedeckt oder aufgedeckt werden. Warum benutzen wir das Schilf nicht an der Donau eben ſo? In Jagersdorf, das dicht an dem Leck, hin- ter dem hohen Damme liegt, innerhalb welchem er fließt, iſt ein ſehr huͤbſches großes Dorf. Der Wirth unſers Gaſthofs war zugleich Aufſeher uͤber die Teiche des Diſtrikts. Die Ordnung und Strenge, der Gemeingeiſt und die Thaͤtigkeit, mit der dieſes Geſchaͤft betrieben wird, floͤßte mir das hoͤchſte Intereſſe ein. Die Regierung hat gar nichts damit zu thun, es iſt ganz die Sache der Landeigenthuͤmer — der Vortheil iſt allgemein, ſo ſind auch die Koſten. Der Aufſeher hat einen bis in das genaueſte Detail verzeichneten Plan ſeines Diſtriktes, den er außerdem aufs fleißigſte begeht, und den Zuſtand der Teiche unaufhoͤrlich beobachtet. Sobald irgendwo ein Schaden wahr- genommen wird, muß es dem Aufſeher gemeldet werden, in deſſen Hauſe ein großer Vorrath aller noͤthigen Handwerkszeuge zu dem Teichbau auf- bewahrt iſt, ſogar eine große Anzahl Laternen,

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Zitationshilfe: Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/295>, abgerufen am 20.05.2024.