umher zu gehen, und fand bei der Befriedigung meines Wunsches meine Erwartung keinesweges getäuscht. Fürs Erste ist der Haag mein Ideal ei- ner schönen, angenehmen Stadt. Die schönen Häuser, die freien Plätze, die herrlichen Bäume, die reinere Luft, als in den bisher gesehenen hol- ländischen Städten, vereinen hier alle Vorzüge dieses kunstvollen Landes mit vielen Vortheilen der Natur. Die Hauptstraßen sind längs den Kanä- len mit großen Bäumen besetzt, das Pflaster ist vortreflich und äußerst reinlich, die Umgebungen haben den Vorzug, durch die Aussicht auf die Dü- nen, deren nächste Reihe schon mit Buschwerk be- wachsen ist, mehr Abwechselung darzubieten, als man in dieser flachen Gegend zu sehen gewohnt ist.
Mit viel Vergnügen nahm ich einer günstigen Gelegenheit wahr, um das von dem edeln Ludwig erst vor kurzem gestiftete Cadettenhaus zu besuchen. Es ist ein schönes luftiges hohes Gebäude, wo bis jetzt einige achtzig junge Leute, theils auf eigne Kosten, theils als königliche Zöglinge vom vier- zehnten Jahre an, ausgebildet werden. Anfangs war die Pension auf dreihundert Gulden gesetzt, nebst einer sehr mäßigen Summe zur Aussteuer beim Eintritt. Für dieses nichtsbedeutende Jahr-
umher zu gehen, und fand bei der Befriedigung meines Wunſches meine Erwartung keinesweges getaͤuſcht. Fuͤrs Erſte iſt der Haag mein Ideal ei- ner ſchoͤnen, angenehmen Stadt. Die ſchoͤnen Haͤuſer, die freien Plaͤtze, die herrlichen Baͤume, die reinere Luft, als in den bisher geſehenen hol- laͤndiſchen Staͤdten, vereinen hier alle Vorzuͤge dieſes kunſtvollen Landes mit vielen Vortheilen der Natur. Die Hauptſtraßen ſind laͤngs den Kanaͤ- len mit großen Baͤumen beſetzt, das Pflaſter iſt vortreflich und aͤußerſt reinlich, die Umgebungen haben den Vorzug, durch die Ausſicht auf die Duͤ- nen, deren naͤchſte Reihe ſchon mit Buſchwerk be- wachſen iſt, mehr Abwechſelung darzubieten, als man in dieſer flachen Gegend zu ſehen gewohnt iſt.
Mit viel Vergnuͤgen nahm ich einer guͤnſtigen Gelegenheit wahr, um das von dem edeln Ludwig erſt vor kurzem geſtiftete Cadettenhaus zu beſuchen. Es iſt ein ſchoͤnes luftiges hohes Gebaͤude, wo bis jetzt einige achtzig junge Leute, theils auf eigne Koſten, theils als koͤnigliche Zoͤglinge vom vier- zehnten Jahre an, ausgebildet werden. Anfangs war die Penſion auf dreihundert Gulden geſetzt, nebſt einer ſehr maͤßigen Summe zur Ausſteuer beim Eintritt. Fuͤr dieſes nichtsbedeutende Jahr-
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umher zu gehen, und fand bei der Befriedigung
meines Wunſches meine Erwartung keinesweges
getaͤuſcht. Fuͤrs Erſte iſt der Haag mein Ideal ei-
ner ſchoͤnen, angenehmen Stadt. Die ſchoͤnen
Haͤuſer, die freien Plaͤtze, die herrlichen Baͤume,
die reinere Luft, als in den bisher geſehenen hol-
laͤndiſchen Staͤdten, vereinen hier alle Vorzuͤge
dieſes kunſtvollen Landes mit vielen Vortheilen der
Natur. Die Hauptſtraßen ſind laͤngs den Kanaͤ-
len mit großen Baͤumen beſetzt, das Pflaſter iſt
vortreflich und aͤußerſt reinlich, die Umgebungen
haben den Vorzug, durch die Ausſicht auf die Duͤ-
nen, deren naͤchſte Reihe ſchon mit Buſchwerk be-
wachſen iſt, mehr Abwechſelung darzubieten, als
man in dieſer flachen Gegend zu ſehen gewohnt iſt.
Mit viel Vergnuͤgen nahm ich einer guͤnſtigen
Gelegenheit wahr, um das von dem edeln Ludwig
erſt vor kurzem geſtiftete Cadettenhaus zu beſuchen.
Es iſt ein ſchoͤnes luftiges hohes Gebaͤude, wo bis
jetzt einige achtzig junge Leute, theils auf eigne
Koſten, theils als koͤnigliche Zoͤglinge vom vier-
zehnten Jahre an, ausgebildet werden. Anfangs
war die Penſion auf dreihundert Gulden geſetzt,
nebſt einer ſehr maͤßigen Summe zur Ausſteuer
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Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/334>, abgerufen am 23.12.2024.
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