unser Schmerz? Bedarfs der Gegenstand desselben für uns? O, was wäre der Schmerz, der nicht in Nacht und Licht und Blüte und Schnee überall seinen Todten wiederfindet? -- Der kalte Stein ist uns nur ein dauernder Schrei des Jammers, er soll andere herbeirufen, daß sie wissen, wie elend wir sind. Also ists Eigennutz, ist Bedürfniß der Schwäche, ist der Wohlthaten eine, welche uns das gute Schicksal schenkte für den Erdentraum.
Ganz anders ist es mit Denkmalen, die wir dem Todten, abgesehen von uns, setzen. Wir errichten durch sie ein Bündniß zwischen ihm und der Nachwelt, und die Denkmale müssen ihr sagen, was der Todte der Mitwelt war. Hier darf der Stein reden durch Wort und Bild, ja, es scheint mir ein schöner Gedanke, Unternehmun- gen, Städten, Sternen, Blumengeschlechtern, die Namen ihrer Beschützer, Erbauer, Entdecker, zu geben. Da spricht das Denkmal sich selbst aus. -- Es fordert zur Nacheiferung auf, es zeigt den Lohn des Verdienstes. Mit Neugier und Theilnahme suchte ich in der großen Kirche von Delft das Grabmal Wilhelms von Oranien auf. Die Nation setzte es ihrem Helden, und so lange
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unſer Schmerz? Bedarfs der Gegenſtand deſſelben fuͤr uns? O, was waͤre der Schmerz, der nicht in Nacht und Licht und Bluͤte und Schnee uͤberall ſeinen Todten wiederfindet? — Der kalte Stein iſt uns nur ein dauernder Schrei des Jammers, er ſoll andere herbeirufen, daß ſie wiſſen, wie elend wir ſind. Alſo iſts Eigennutz, iſt Beduͤrfniß der Schwaͤche, iſt der Wohlthaten eine, welche uns das gute Schickſal ſchenkte fuͤr den Erdentraum.
Ganz anders iſt es mit Denkmalen, die wir dem Todten, abgeſehen von uns, ſetzen. Wir errichten durch ſie ein Buͤndniß zwiſchen ihm und der Nachwelt, und die Denkmale muͤſſen ihr ſagen, was der Todte der Mitwelt war. Hier darf der Stein reden durch Wort und Bild, ja, es ſcheint mir ein ſchoͤner Gedanke, Unternehmun- gen, Staͤdten, Sternen, Blumengeſchlechtern, die Namen ihrer Beſchuͤtzer, Erbauer, Entdecker, zu geben. Da ſpricht das Denkmal ſich ſelbſt aus. — Es fordert zur Nacheiferung auf, es zeigt den Lohn des Verdienſtes. Mit Neugier und Theilnahme ſuchte ich in der großen Kirche von Delft das Grabmal Wilhelms von Oranien auf. Die Nation ſetzte es ihrem Helden, und ſo lange
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unſer Schmerz? Bedarfs der Gegenſtand deſſelben
fuͤr uns? O, was waͤre der Schmerz, der nicht
in Nacht und Licht und Bluͤte und Schnee uͤberall
ſeinen Todten wiederfindet? — Der kalte Stein
iſt uns nur ein dauernder Schrei des Jammers,
er ſoll andere herbeirufen, daß ſie wiſſen, wie elend
wir ſind. Alſo iſts Eigennutz, iſt Beduͤrfniß der
Schwaͤche, iſt der Wohlthaten eine, welche uns
das gute Schickſal ſchenkte fuͤr den Erdentraum.
Ganz anders iſt es mit Denkmalen, die
wir dem Todten, abgeſehen von uns, ſetzen.
Wir errichten durch ſie ein Buͤndniß zwiſchen ihm
und der Nachwelt, und die Denkmale muͤſſen ihr
ſagen, was der Todte der Mitwelt war. Hier
darf der Stein reden durch Wort und Bild, ja,
es ſcheint mir ein ſchoͤner Gedanke, Unternehmun-
gen, Staͤdten, Sternen, Blumengeſchlechtern,
die Namen ihrer Beſchuͤtzer, Erbauer, Entdecker,
zu geben. Da ſpricht das Denkmal ſich ſelbſt
aus. — Es fordert zur Nacheiferung auf, es
zeigt den Lohn des Verdienſtes. Mit Neugier und
Theilnahme ſuchte ich in der großen Kirche von
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Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/367>, abgerufen am 23.12.2024.
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