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Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811.

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und ein Wohnhaus widerstehen eben so wie diese
dem Wetter, und sind äußerst trocken und warm.
Der Anwurf muß ohne Zweifel sehr sorgfältig,
und das Material dazu sehr gut seyn; wenn die-
ses berücksichtigt wird, ist diese Bauart für viele
Gegenden gewiß ein unschätzbarer Vortheil. Die
Gebäude waren bis unter das Dach von Erdwäl-
len aufgeführt, und das Dach hatte bei der
Scheune auch noch eine ungewöhnliche Form,
durch welche der sinnreiche Eigenthümer viel Raum
zu gewinnen hofft. Der Giebel ist nicht im Win-
kel mit dem Gebäude, sondern steigt bogenförmig
auf wie ein gothisches Fenster, so, daß die ganze
Wölbung für den Raum gewonnen wird. Natür-
lich kann das Dach bei dieser Figur nicht von Bal-
ken gezimmert werden, sondern die Stützen wer-
den von sechs- oder achtfachen Brettern zusam-
mengesetzt, die mit Nägeln fest verbunden und
durch ihren Bau den Quatern eines Gewölbes äh-
nelnd, eine äußerst feste Stütze für die Ziegel aus-
machen. Bauverständige werden diese Bauart,
ihre Vortheile und Nachtheile wohl kennen, da
ich aber an Layen schreibe, und wir in unsern Ge-
genden keine Steine, und viel elende Hütten ha-
ben, so wird euch, ihr Lieben, dieser Bericht

und ein Wohnhaus widerſtehen eben ſo wie dieſe
dem Wetter, und ſind aͤußerſt trocken und warm.
Der Anwurf muß ohne Zweifel ſehr ſorgfaͤltig,
und das Material dazu ſehr gut ſeyn; wenn die-
ſes beruͤckſichtigt wird, iſt dieſe Bauart fuͤr viele
Gegenden gewiß ein unſchaͤtzbarer Vortheil. Die
Gebaͤude waren bis unter das Dach von Erdwaͤl-
len aufgefuͤhrt, und das Dach hatte bei der
Scheune auch noch eine ungewoͤhnliche Form,
durch welche der ſinnreiche Eigenthuͤmer viel Raum
zu gewinnen hofft. Der Giebel iſt nicht im Win-
kel mit dem Gebaͤude, ſondern ſteigt bogenfoͤrmig
auf wie ein gothiſches Fenſter, ſo, daß die ganze
Woͤlbung fuͤr den Raum gewonnen wird. Natuͤr-
lich kann das Dach bei dieſer Figur nicht von Bal-
ken gezimmert werden, ſondern die Stuͤtzen wer-
den von ſechs- oder achtfachen Brettern zuſam-
mengeſetzt, die mit Naͤgeln feſt verbunden und
durch ihren Bau den Quatern eines Gewoͤlbes aͤh-
nelnd, eine aͤußerſt feſte Stuͤtze fuͤr die Ziegel aus-
machen. Bauverſtaͤndige werden dieſe Bauart,
ihre Vortheile und Nachtheile wohl kennen, da
ich aber an Layen ſchreibe, und wir in unſern Ge-
genden keine Steine, und viel elende Huͤtten ha-
ben, ſo wird euch, ihr Lieben, dieſer Bericht

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[36/0050] und ein Wohnhaus widerſtehen eben ſo wie dieſe dem Wetter, und ſind aͤußerſt trocken und warm. Der Anwurf muß ohne Zweifel ſehr ſorgfaͤltig, und das Material dazu ſehr gut ſeyn; wenn die- ſes beruͤckſichtigt wird, iſt dieſe Bauart fuͤr viele Gegenden gewiß ein unſchaͤtzbarer Vortheil. Die Gebaͤude waren bis unter das Dach von Erdwaͤl- len aufgefuͤhrt, und das Dach hatte bei der Scheune auch noch eine ungewoͤhnliche Form, durch welche der ſinnreiche Eigenthuͤmer viel Raum zu gewinnen hofft. Der Giebel iſt nicht im Win- kel mit dem Gebaͤude, ſondern ſteigt bogenfoͤrmig auf wie ein gothiſches Fenſter, ſo, daß die ganze Woͤlbung fuͤr den Raum gewonnen wird. Natuͤr- lich kann das Dach bei dieſer Figur nicht von Bal- ken gezimmert werden, ſondern die Stuͤtzen wer- den von ſechs- oder achtfachen Brettern zuſam- mengeſetzt, die mit Naͤgeln feſt verbunden und durch ihren Bau den Quatern eines Gewoͤlbes aͤh- nelnd, eine aͤußerſt feſte Stuͤtze fuͤr die Ziegel aus- machen. Bauverſtaͤndige werden dieſe Bauart, ihre Vortheile und Nachtheile wohl kennen, da ich aber an Layen ſchreibe, und wir in unſern Ge- genden keine Steine, und viel elende Huͤtten ha- ben, ſo wird euch, ihr Lieben, dieſer Bericht

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Zitationshilfe: Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/50>, abgerufen am 22.12.2024.