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Hübner, Johann: Reales Staats- und Zeitungs-Lexicon. Leipzig, 1704.

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Rit
bigen das gelobte Land eingenom-
men hatten, ließen sie den Tem-
pel des heil. Grabes zu Jerusa-
lem unversehret; dahero die
Kauffleute von Amalfi zu Ehren
GOttes und der H. Jungfrauen
Marien ein Kloster, Nahmens
S. Maria de Latinis, dahin baueten,
dessen Münche eine Capelle darzu
fügeten, und selbige dem heil.
Johanni dem Täuffer wiedmeten,
um die Pilgrime auffzunehmen.
Hierauff wurden sie von Gotho-
fredo
und Balduino, nach Wie-
dereroberung der Stadt Jerusa-
lem, mit reichen Einkünfften ver-
sehen, und ihnen Städte und
Schlößer wieder die Ungläubi-
gen anvertrauet. Zu Anfange
des zwölfften Seculi aber fieng
der Orden eigentlich recht an, und
sodann nahmen die Ritter A. 1308.
den Saracenen die Jnsul Rho-
dum,
nebst einigen anliegenden
Jnsuln, welche ihnen An. 1523.
von dem Türckischen Käyser So-
liman
wieder abgenommen wur-
de. Endlich bekamen sie von
Käyser Carln dem V. die Jnsul
Malta, mit den Bedingungen,
daß sie wieder die Türcken und
See-Räuber fechten, den König
in Spanien, als König in Sicilien,
vor ihren Lehn-Herrn erkennen,
und ihm zur Danckbarkeit jähr-
lich einen Falcken schicken solten.
Der Orden bestehet aus Ritttern,
Capellänen und Servienten, und
wird ihr Oberhaupt ein Groß-
Meister des heil. Hospitals zu
S. Johann von Jerusalem und

Guardian der Armen JEsu Chri-
sti
genennet. Dieser Orden wird
in acht Sprachen eingetheilet,
welche seynd (1.) die von Proven-
ce
,
(2.) von Anjou, (3.) der West-
Francken oder Pariser, (4.) die
Jtaliänische, (5.) die Arago-

[Spaltenumbruch]
Rit
nische, Catalonische und Navar-
rische, (6.) die Englische,
welche
nicht mehr im Schwange ist, (7.)
die Deutsche, welche auch die
Böhmen, Ungarn, Polen, Dänen,
Schweden, Croaten und Dalma-
tier begreiffet, und (8.) die von
Castilien,
unter welcher Leon,
Portugal, Algarbien, Granada,
Toledo, Gallici
en und Andalusien
begriffen ist. Sie folgen der Re-
gul S. Augustini, und tragen zu
Krieges-Zeiten einen rothen Gür-
tel mit einem silberfarbigen gera-
den Creutz. Zu Friedens-Zeiten,
oder wenn sie nicht in Waffen
seynd, ist ihre Kleidung ein
schwartzer langer Trauer-Mantel
mit einem weissen achtwincklich-
ten Creutze von gewächster Lein-
wand, welches auff der lincken
Seite stehet. Forne auf der Brust
tragen sie ein güldenes Creutz an
einem schmalen schwartzen Bande.
Jm Kriege wieder die Ungläubi-
gen tragen sie noch ein Oberkleid,
forne und hinten mit einem weis-
sen Creutz ohne Spitzen. Sie be-
sitzen die Jnsul Malta nebst zu-
behörigen kleinen Jnsuln.
Ritter-Orden der Annonciade ist
von Amadeo, Hertzoge in Sa-
voyen, A. 1370. |gestifftet worden,
und ist das Ordens-Zeichen das
Bildnüß der Verkündigung Ma-
riae,
welches am Hals-Bande, mit
4. Zweifels-Knoten umgeben,
henget.
Ritter-Orden S. Mauritii, ist von
Amadeo VIII. Hertzog in Savoy-
en, A. 1434. gestifftet worden.
Ritter-Orden S. Stephani ist A. 1562.
von Cosmo 1. Gros-Hertzoge zu
Florentz gestifftet worden, und
tragen die Ritter ein rothes Mal-
teser-Creutz auf der lincken
Brust.
Ritter-Orden des Heil. Blutes
ist
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Rit
bigen das gelobte Land eingenom-
men hatten, ließen ſie den Tem-
pel des heil. Grabes zu Jeruſa-
lem unverſehret; dahero die
Kauffleute von Amalfi zu Ehren
GOttes und der H. Jungfrauen
Marien ein Kloſter, Nahmens
S. Maria de Latinis, dahin baueten,
deſſen Muͤnche eine Capelle darzu
fuͤgeten, und ſelbige dem heil.
Johanni dem Taͤuffer wiedmeten,
um die Pilgrime auffzunehmen.
Hierauff wurden ſie von Gotho-
fredo
und Balduino, nach Wie-
dereroberung der Stadt Jeruſa-
lem, mit reichen Einkuͤnfften ver-
ſehen, und ihnen Staͤdte und
Schloͤßer wieder die Unglaͤubi-
gen anvertrauet. Zu Anfange
des zwoͤlfften Seculi aber fieng
der Orden eigentlich recht an, und
ſodann nahmen die Ritter A. 1308.
den Saracenen die Jnſul Rho-
dum,
nebſt einigen anliegenden
Jnſuln, welche ihnen An. 1523.
von dem Tuͤrckiſchen Kaͤyſer So-
liman
wieder abgenommen wur-
de. Endlich bekamen ſie von
Kaͤyſer Carln dem V. die Jnſul
Malta, mit den Bedingungen,
daß ſie wieder die Tuͤrcken und
See-Raͤuber fechten, den Koͤnig
in Spanien, als Koͤnig in Sicilien,
vor ihren Lehn-Herrn erkennen,
und ihm zur Danckbarkeit jaͤhr-
lich einen Falcken ſchicken ſolten.
Der Orden beſtehet aus Ritttern,
Capellaͤnen und Servienten, und
wird ihr Oberhaupt ein Groß-
Meiſter des heil. Hoſpitals zu
S. Johann von Jeruſalem und

Guardian der Armen JEſu Chri-
ſti
genennet. Dieſer Orden wird
in acht Sprachen eingetheilet,
welche ſeynd (1.) die von Proven-
ce
,
(2.) von Anjou, (3.) der Weſt-
Francken oder Pariſer, (4.) die
Jtaliaͤniſche, (5.) die Arago-

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Rit
niſche, Cataloniſche und Navar-
riſche, (6.) die Engliſche,
welche
nicht mehr im Schwange iſt, (7.)
die Deutſche, welche auch die
Boͤhmen, Ungarn, Polen, Daͤnen,
Schweden, Croaten und Dalma-
tier begreiffet, und (8.) die von
Caſtilien,
unter welcher Leon,
Portugal, Algarbien, Granada,
Toledo, Gallici
en und Andaluſien
begriffen iſt. Sie folgen der Re-
gul S. Auguſtini, und tragen zu
Krieges-Zeiten einen rothen Guͤr-
tel mit einem ſilberfarbigen gera-
den Creutz. Zu Friedens-Zeiten,
oder wenn ſie nicht in Waffen
ſeynd, iſt ihre Kleidung ein
ſchwartzer langer Trauer-Mantel
mit einem weiſſen achtwincklich-
ten Creutze von gewaͤchſter Lein-
wand, welches auff der lincken
Seite ſtehet. Forne auf der Bruſt
tragen ſie ein guͤldenes Creutz an
einem ſchmalen ſchwartzen Bande.
Jm Kriege wieder die Unglaͤubi-
gen tragen ſie noch ein Oberkleid,
forne und hinten mit einem weiſ-
ſen Creutz ohne Spitzen. Sie be-
ſitzen die Jnſul Malta nebſt zu-
behoͤrigen kleinen Jnſuln.
Ritter-Orden der Annonciade iſt
von Amadeo, Hertzoge in Sa-
voyen, A. 1370. |geſtifftet worden,
und iſt das Ordens-Zeichen das
Bildnuͤß der Verkuͤndigung Ma-
riæ,
welches am Hals-Bande, mit
4. Zweifels-Knoten umgeben,
henget.
Ritter-Orden S. Mauritii, iſt von
Amadeo VIII. Hertzog in Savoy-
en, A. 1434. geſtifftet worden.
Ritter-Orden S. Stephani iſt A. 1562.
von Cosmo 1. Gros-Hertzoge zu
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[0494] Rit Rit bigen das gelobte Land eingenom- men hatten, ließen ſie den Tem- pel des heil. Grabes zu Jeruſa- lem unverſehret; dahero die Kauffleute von Amalfi zu Ehren GOttes und der H. Jungfrauen Marien ein Kloſter, Nahmens S. Maria de Latinis, dahin baueten, deſſen Muͤnche eine Capelle darzu fuͤgeten, und ſelbige dem heil. Johanni dem Taͤuffer wiedmeten, um die Pilgrime auffzunehmen. Hierauff wurden ſie von Gotho- fredo und Balduino, nach Wie- dereroberung der Stadt Jeruſa- lem, mit reichen Einkuͤnfften ver- ſehen, und ihnen Staͤdte und Schloͤßer wieder die Unglaͤubi- gen anvertrauet. Zu Anfange des zwoͤlfften Seculi aber fieng der Orden eigentlich recht an, und ſodann nahmen die Ritter A. 1308. den Saracenen die Jnſul Rho- dum, nebſt einigen anliegenden Jnſuln, welche ihnen An. 1523. von dem Tuͤrckiſchen Kaͤyſer So- liman wieder abgenommen wur- de. Endlich bekamen ſie von Kaͤyſer Carln dem V. die Jnſul Malta, mit den Bedingungen, daß ſie wieder die Tuͤrcken und See-Raͤuber fechten, den Koͤnig in Spanien, als Koͤnig in Sicilien, vor ihren Lehn-Herrn erkennen, und ihm zur Danckbarkeit jaͤhr- lich einen Falcken ſchicken ſolten. Der Orden beſtehet aus Ritttern, Capellaͤnen und Servienten, und wird ihr Oberhaupt ein Groß- Meiſter des heil. Hoſpitals zu S. Johann von Jeruſalem und Guardian der Armen JEſu Chri- ſti genennet. Dieſer Orden wird in acht Sprachen eingetheilet, welche ſeynd (1.) die von Proven- ce, (2.) von Anjou, (3.) der Weſt- Francken oder Pariſer, (4.) die Jtaliaͤniſche, (5.) die Arago- niſche, Cataloniſche und Navar- riſche, (6.) die Engliſche, welche nicht mehr im Schwange iſt, (7.) die Deutſche, welche auch die Boͤhmen, Ungarn, Polen, Daͤnen, Schweden, Croaten und Dalma- tier begreiffet, und (8.) die von Caſtilien, unter welcher Leon, Portugal, Algarbien, Granada, Toledo, Gallicien und Andaluſien begriffen iſt. Sie folgen der Re- gul S. Auguſtini, und tragen zu Krieges-Zeiten einen rothen Guͤr- tel mit einem ſilberfarbigen gera- den Creutz. Zu Friedens-Zeiten, oder wenn ſie nicht in Waffen ſeynd, iſt ihre Kleidung ein ſchwartzer langer Trauer-Mantel mit einem weiſſen achtwincklich- ten Creutze von gewaͤchſter Lein- wand, welches auff der lincken Seite ſtehet. Forne auf der Bruſt tragen ſie ein guͤldenes Creutz an einem ſchmalen ſchwartzen Bande. Jm Kriege wieder die Unglaͤubi- gen tragen ſie noch ein Oberkleid, forne und hinten mit einem weiſ- ſen Creutz ohne Spitzen. Sie be- ſitzen die Jnſul Malta nebſt zu- behoͤrigen kleinen Jnſuln. Ritter-Orden der Annonciade iſt von Amadeo, Hertzoge in Sa- voyen, A. 1370. |geſtifftet worden, und iſt das Ordens-Zeichen das Bildnuͤß der Verkuͤndigung Ma- riæ, welches am Hals-Bande, mit 4. Zweifels-Knoten umgeben, henget. Ritter-Orden S. Mauritii, iſt von Amadeo VIII. Hertzog in Savoy- en, A. 1434. geſtifftet worden. Ritter-Orden S. Stephani iſt A. 1562. von Cosmo 1. Gros-Hertzoge zu Florentz geſtifftet worden, und tragen die Ritter ein rothes Mal- teſer-Creutz auf der lincken Bruſt. Ritter-Orden des Heil. Blutes iſt

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Zitationshilfe: Hübner, Johann: Reales Staats- und Zeitungs-Lexicon. Leipzig, 1704, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huebner_staatslexicon_1704/494>, abgerufen am 22.11.2024.