uns sein Lebenselixir, und versichert, nur, wer diesen verkörperten Lebensgeist fleisig einnähme, könne hoffen alt zu werden. Der Philosoph sucht das Problem so zu lö- sen, dass er den Tod verachten, und das Leben durch intensiven Gebrauch verdop- peln lehrt. -- Die zahllose Legion von Empirikern und Quacksalbern hingegen, die sich des grossen Haufens bemeistert haben, erhält ihn in dem Glauben, dass kein besse- res Mittel, alt zu werden sey, als zur rech- ten Zeit Ader zu lassen, zu schröpfen, zu purgiren u. s. f.
Es schien mir also nüzlich und nöthig, die Begriffe über diesen wichtigen Gegen- stand zu berichtigen, und auf gewisse feste und einfache Grundsätze zurückzuführen, wodurch diese Lehre Zusammenhang und systematische Ordnung bekäme, die sie bis- her nicht hatte.
Seit 8 Jahren ist dieser Gegenstand die Lieblingsbeschäftigung meiner Nebenstun-
uns ſein Lebenselixir, und verſichert, nur, wer dieſen verkörperten Lebensgeiſt fleiſig einnähme, könne hoffen alt zu werden. Der Philoſoph ſucht das Problem ſo zu lö- ſen, daſs er den Tod verachten, und das Leben durch intenſiven Gebrauch verdop- peln lehrt. — Die zahlloſe Legion von Empirikern und Quackſalbern hingegen, die ſich des groſsen Haufens bemeiſtert haben, erhält ihn in dem Glauben, daſs kein beſſe- res Mittel, alt zu werden ſey, als zur rech- ten Zeit Ader zu laſſen, zu ſchröpfen, zu purgiren u. ſ. f.
Es ſchien mir alſo nüzlich und nöthig, die Begriffe über dieſen wichtigen Gegen- ſtand zu berichtigen, und auf gewiſſe feſte und einfache Grundſätze zurückzuführen, wodurch dieſe Lehre Zuſammenhang und ſyſtematiſche Ordnung bekäme, die ſie bis- her nicht hatte.
Seit 8 Jahren iſt dieſer Gegenſtand die Lieblingsbeſchäftigung meiner Nebenſtun-
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[IX/0013]
uns ſein Lebenselixir, und verſichert, nur,
wer dieſen verkörperten Lebensgeiſt fleiſig
einnähme, könne hoffen alt zu werden.
Der Philoſoph ſucht das Problem ſo zu lö-
ſen, daſs er den Tod verachten, und das
Leben durch intenſiven Gebrauch verdop-
peln lehrt. — Die zahlloſe Legion von
Empirikern und Quackſalbern hingegen, die
ſich des groſsen Haufens bemeiſtert haben,
erhält ihn in dem Glauben, daſs kein beſſe-
res Mittel, alt zu werden ſey, als zur rech-
ten Zeit Ader zu laſſen, zu ſchröpfen, zu
purgiren u. ſ. f.
Es ſchien mir alſo nüzlich und nöthig,
die Begriffe über dieſen wichtigen Gegen-
ſtand zu berichtigen, und auf gewiſſe feſte
und einfache Grundſätze zurückzuführen,
wodurch dieſe Lehre Zuſammenhang und
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her nicht hatte.
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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. IX. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/13>, abgerufen am 21.11.2024.
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