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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797.

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gilt diese grössere Sterblichkeit mehr
von den ersten 10 Jahren der Praxis.
Ein Arzt, der diese glücklich überstanden
hat, erlangt eine gewisse Festigkeit, eine
gewisse Unempfindlichkeit gegen die
Strapazen und Krankheitsursachen,
durch die Gewohnheit werden selbst die
üblen Ausdünstungen und ansteckenden
Krankheitsgifte weniger nachtheilig, er
bekommt mehr Gleichmuth bey den täg-
lichen herzbrechenden Jammerscenen,
und selbst gegen die mannichfaltigen
Ungerechtigkeiten, und moralischen
Mishandlungen, die dieses Metier be-
gleiten, und so kann also ein Arzt, der
seine Probezeit glücklich ausgehalten
hat, ein alter Mann werden.

Unser Ahnherr, Hippocrates, geht
uns da mit gutem Beyspiele vor. Er
ward 104 Jahr alt. Sein Leben bestand in
Beobachtung der Natur, im Reisen und
Krankenbesuchen; er lebte mehr in klei-
nen Orten und auf dem Lande, als in
grossen Städten. -- Galen, Crato, Fo-

gilt dieſe gröſsere Sterblichkeit mehr
von den erſten 10 Jahren der Praxis.
Ein Arzt, der dieſe glücklich überſtanden
hat, erlangt eine gewiſſe Feſtigkeit, eine
gewiſſe Unempfindlichkeit gegen die
Strapazen und Krankheitsurſachen,
durch die Gewohnheit werden ſelbſt die
üblen Ausdünſtungen und anſteckenden
Krankheitsgifte weniger nachtheilig, er
bekommt mehr Gleichmuth bey den täg-
lichen herzbrechenden Jammerſcenen,
und ſelbſt gegen die mannichfaltigen
Ungerechtigkeiten, und moraliſchen
Mishandlungen, die dieſes Metier be-
gleiten, und ſo kann alſo ein Arzt, der
ſeine Probezeit glücklich ausgehalten
hat, ein alter Mann werden.

Unſer Ahnherr, Hippocrates, geht
uns da mit gutem Beyſpiele vor. Er
ward 104 Jahr alt. Sein Leben beſtand in
Beobachtung der Natur, im Reiſen und
Krankenbeſuchen; er lebte mehr in klei-
nen Orten und auf dem Lande, als in
groſsen Städten. — Galen, Crato, Fo-

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[184/0212] gilt dieſe gröſsere Sterblichkeit mehr von den erſten 10 Jahren der Praxis. Ein Arzt, der dieſe glücklich überſtanden hat, erlangt eine gewiſſe Feſtigkeit, eine gewiſſe Unempfindlichkeit gegen die Strapazen und Krankheitsurſachen, durch die Gewohnheit werden ſelbſt die üblen Ausdünſtungen und anſteckenden Krankheitsgifte weniger nachtheilig, er bekommt mehr Gleichmuth bey den täg- lichen herzbrechenden Jammerſcenen, und ſelbſt gegen die mannichfaltigen Ungerechtigkeiten, und moraliſchen Mishandlungen, die dieſes Metier be- gleiten, und ſo kann alſo ein Arzt, der ſeine Probezeit glücklich ausgehalten hat, ein alter Mann werden. Unſer Ahnherr, Hippocrates, geht uns da mit gutem Beyſpiele vor. Er ward 104 Jahr alt. Sein Leben beſtand in Beobachtung der Natur, im Reiſen und Krankenbeſuchen; er lebte mehr in klei- nen Orten und auf dem Lande, als in groſsen Städten. — Galen, Crato, Fo-

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Zitationshilfe: Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/212>, abgerufen am 21.11.2024.