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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797.

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ner diesem offnen Grab. -- Ist es nicht
höchstmerkwürdig und ein neuer Be-
weis unsers vorigen Satzes, dass gerade
da die Sterblichkeit am schrecklichsten
ist, wo der Mensch sich am weitesten
von der Natur entfernt, wo die heilig-
sten Gesetze der Natur zu Boden getre-
ten, und ihre ersten festesten Bande zer-
rissen werden? Da, wo der Mensch
sich im eigentlichsten Verstande unters
Vieh erniedrigt, hier das Kind von der
Brust der Mutter reisst, und es Mieth-
lingen hülflos überlässt, dort den Bru-
der vom Bruder, von seiner Heimath,
von seinem vaterländischen Boden
trennt, ihn auf einen fremden ungesun-
den Boden verpflanzt, und ihn da ohne
Hofnung, ohne Trost, ohne Freude,
mit der beständigen Sehnsucht nach den
Hinterlassenen im Herzen, unter den
härtesten Arbeiten zu Tode peinigt. --
Ich kenne keine Seuche, keine Landpla-
ge, keine Lage der Menschheit, weder
in der alten noch neuern Zeit, wo die
Sterblichkeit den Grad erreicht hätte,

ner dieſem offnen Grab. — Iſt es nicht
höchſtmerkwürdig und ein neuer Be-
weis unſers vorigen Satzes, daſs gerade
da die Sterblichkeit am ſchrecklichſten
iſt, wo der Menſch ſich am weiteſten
von der Natur entfernt, wo die heilig-
ſten Geſetze der Natur zu Boden getre-
ten, und ihre erſten feſteſten Bande zer-
riſſen werden? Da, wo der Menſch
ſich im eigentlichſten Verſtande unters
Vieh erniedrigt, hier das Kind von der
Bruſt der Mutter reiſst, und es Mieth-
lingen hülflos überläſst, dort den Bru-
der vom Bruder, von ſeiner Heimath,
von ſeinem vaterländiſchen Boden
trennt, ihn auf einen fremden ungeſun-
den Boden verpflanzt, und ihn da ohne
Hofnung, ohne Troſt, ohne Freude,
mit der beſtändigen Sehnſucht nach den
Hinterlaſſenen im Herzen, unter den
härteſten Arbeiten zu Tode peinigt. —
Ich kenne keine Seuche, keine Landpla-
ge, keine Lage der Menſchheit, weder
in der alten noch neuern Zeit, wo die
Sterblichkeit den Grad erreicht hätte,

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[199/0227] ner dieſem offnen Grab. — Iſt es nicht höchſtmerkwürdig und ein neuer Be- weis unſers vorigen Satzes, daſs gerade da die Sterblichkeit am ſchrecklichſten iſt, wo der Menſch ſich am weiteſten von der Natur entfernt, wo die heilig- ſten Geſetze der Natur zu Boden getre- ten, und ihre erſten feſteſten Bande zer- riſſen werden? Da, wo der Menſch ſich im eigentlichſten Verſtande unters Vieh erniedrigt, hier das Kind von der Bruſt der Mutter reiſst, und es Mieth- lingen hülflos überläſst, dort den Bru- der vom Bruder, von ſeiner Heimath, von ſeinem vaterländiſchen Boden trennt, ihn auf einen fremden ungeſun- den Boden verpflanzt, und ihn da ohne Hofnung, ohne Troſt, ohne Freude, mit der beſtändigen Sehnſucht nach den Hinterlaſſenen im Herzen, unter den härteſten Arbeiten zu Tode peinigt. — Ich kenne keine Seuche, keine Landpla- ge, keine Lage der Menſchheit, weder in der alten noch neuern Zeit, wo die Sterblichkeit den Grad erreicht hätte,

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Zitationshilfe: Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/227>, abgerufen am 24.11.2024.