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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797.

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hindern. Aber auch blos auf ein solches
Clima wäre diess anwendbar. In un-
serm Clima, wo die Luft selbst grössten-
theils die Dienste eines solchen Haut-
verstopfenden Mittels vertritt, haben
wir mehr dafür zu sorgen, die Ausdün-
stung zu befördern, als sie noch mehr zu
verhindern.

Noch muss ich ein Wort von einem
ganz neuen Experiment, das Leben zu
verlängern, sagen, das blos in Vermehrung
des intensiven Lebens
besteht. Man be-
stimmt nehmlich dabey die Länge des
Lebens nicht nach der Zahl der Tage,
sondern nach der Summe des Gebrauchs
oder Genusses, und glaubt, dass, wenn
man in einer bestimmten Zeit noch ein-
mal so viel gethan oder genossen hätte,
man auch noch einmal so lange gelebt
habe, als ein andrer in der doppelten
Zeit. So sehr ich diese Methode an sich
respectire, wenn sie in edler Wirksam-
keit besteht, und die Folge eines regen
Thatenreichen Geistes ist, so sehr ich

hindern. Aber auch blos auf ein ſolches
Clima wäre dieſs anwendbar. In un-
ſerm Clima, wo die Luft ſelbſt gröſsten-
theils die Dienſte eines ſolchen Haut-
verſtopfenden Mittels vertritt, haben
wir mehr dafür zu ſorgen, die Ausdün-
ſtung zu befördern, als ſie noch mehr zu
verhindern.

Noch muſs ich ein Wort von einem
ganz neuen Experiment, das Leben zu
verlängern, ſagen, das blos in Vermehrung
des intenſiven Lebens
beſteht. Man be-
ſtimmt nehmlich dabey die Länge des
Lebens nicht nach der Zahl der Tage,
ſondern nach der Summe des Gebrauchs
oder Genuſſes, und glaubt, daſs, wenn
man in einer beſtimmten Zeit noch ein-
mal ſo viel gethan oder genoſſen hätte,
man auch noch einmal ſo lange gelebt
habe, als ein andrer in der doppelten
Zeit. So ſehr ich dieſe Methode an ſich
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[298/0326] hindern. Aber auch blos auf ein ſolches Clima wäre dieſs anwendbar. In un- ſerm Clima, wo die Luft ſelbſt gröſsten- theils die Dienſte eines ſolchen Haut- verſtopfenden Mittels vertritt, haben wir mehr dafür zu ſorgen, die Ausdün- ſtung zu befördern, als ſie noch mehr zu verhindern. Noch muſs ich ein Wort von einem ganz neuen Experiment, das Leben zu verlängern, ſagen, das blos in Vermehrung des intenſiven Lebens beſteht. Man be- ſtimmt nehmlich dabey die Länge des Lebens nicht nach der Zahl der Tage, ſondern nach der Summe des Gebrauchs oder Genuſſes, und glaubt, daſs, wenn man in einer beſtimmten Zeit noch ein- mal ſo viel gethan oder genoſſen hätte, man auch noch einmal ſo lange gelebt habe, als ein andrer in der doppelten Zeit. So ſehr ich dieſe Methode an ſich reſpectire, wenn ſie in edler Wirkſam- keit beſteht, und die Folge eines regen Thatenreichen Geiſtes iſt, ſo ſehr ich

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Zitationshilfe: Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/326>, abgerufen am 29.11.2024.