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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797.

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Noch schlimmer aber siehts mit de-
nen aus, die ihre Lebensverlängerung
in Concentrirung der Genüsse suchen.
Sie kommen weit früher dahin, sich auf-
zureiben, und was das schlimmste ist,
sie werden oft dadurch gestraft, dass sie
nun ein blos extensives Leben ohne alle
Intension führen müssen, d. h. sie müs-
sen sich selbst, sich und andern zur Last,
überleben, oder vielmehr sie existiren
länger, als sie leben.

Die wahre Kunst, menschliches Le-
ben zu verlängern, besteht also darinn,
dass man obige vier Grundsätze (oder,
nach der Sprache der Aerzte, Indicatio-
nen
) gehörig verbinde und anwende, so
aber, dass keinem auf Kosten des andern
ein Genüge geschehe, und dass man nie
vergesse, dass vom menschlichen Leben
die Rede ist, welches nicht blos im Exi-
stiren, sondern auch im Handeln und
Geniessen und Erfüllung seiner Bestim-
mung bestehen muss, wenn es den

Noch ſchlimmer aber ſiehts mit de-
nen aus, die ihre Lebensverlängerung
in Concentrirung der Genüſſe ſuchen.
Sie kommen weit früher dahin, ſich auf-
zureiben, und was das ſchlimmſte iſt,
ſie werden oft dadurch geſtraft, daſs ſie
nun ein blos extenſives Leben ohne alle
Intenſion führen müſſen, d. h. ſie müſ-
ſen ſich ſelbſt, ſich und andern zur Laſt,
überleben, oder vielmehr ſie exiſtiren
länger, als ſie leben.

Die wahre Kunſt, menſchliches Le-
ben zu verlängern, beſteht alſo darinn,
daſs man obige vier Grundſätze (oder,
nach der Sprache der Aerzte, Indicatio-
nen
) gehörig verbinde und anwende, ſo
aber, daſs keinem auf Koſten des andern
ein Genüge geſchehe, und daſs man nie
vergeſſe, daſs vom menſchlichen Leben
die Rede iſt, welches nicht blos im Exi-
ſtiren, ſondern auch im Handeln und
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[301/0329] Noch ſchlimmer aber ſiehts mit de- nen aus, die ihre Lebensverlängerung in Concentrirung der Genüſſe ſuchen. Sie kommen weit früher dahin, ſich auf- zureiben, und was das ſchlimmſte iſt, ſie werden oft dadurch geſtraft, daſs ſie nun ein blos extenſives Leben ohne alle Intenſion führen müſſen, d. h. ſie müſ- ſen ſich ſelbſt, ſich und andern zur Laſt, überleben, oder vielmehr ſie exiſtiren länger, als ſie leben. Die wahre Kunſt, menſchliches Le- ben zu verlängern, beſteht alſo darinn, daſs man obige vier Grundſätze (oder, nach der Sprache der Aerzte, Indicatio- nen) gehörig verbinde und anwende, ſo aber, daſs keinem auf Koſten des andern ein Genüge geſchehe, und daſs man nie vergeſſe, daſs vom menſchlichen Leben die Rede iſt, welches nicht blos im Exi- ſtiren, ſondern auch im Handeln und Genieſsen und Erfüllung ſeiner Beſtim- mung beſtehen muſs, wenn es den

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Zitationshilfe: Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/329>, abgerufen am 29.11.2024.