4. Gesunder und schicklicher Zu- stand der Luft, in der und von der wir leben. Die Luft ist unser eigentliches Element, und auf doppelte Art ein höchstwichtiges Restaurationsmittel des Lebens: erstens, indem sie uns unauf- hörlich zwey der geistigsten und unent- behrlichsten Lebensbestandtheile (Sauer- stoff und Wärmestoff) mittheilt, und dann, indem sie das wichtigste Vehikel ist, uns die verdorbenen Bestandtheile zu entziehen und in sich aufzunehmen. Sie ist das vorzüglichste Medium für die- sen beständigen Umtausch der feinern Bestandtheile. Der bey weitem beträcht- lichste und wichtigste Theil unsrer Ab- sonderungen und Ausleerungen ist gas- förmig d. h. die Materie muss in Dunst verwandelt werden, um ausgestossen zu werden. Dahin gehören alle Absonde- rungen unsrer äussern Oberfläche, der Haut und der Lungen. Diese Verdün- stung hängt nun nicht blos von der Kraft und Gangbarkeit der aushauchenden Ge- fässe, sondern auch von der Beschaffen-
4. Geſunder und ſchicklicher Zu- ſtand der Luft, in der und von der wir leben. Die Luft iſt unſer eigentliches Element, und auf doppelte Art ein höchſtwichtiges Reſtaurationsmittel des Lebens: erſtens, indem ſie uns unauf- hörlich zwey der geiſtigſten und unent- behrlichſten Lebensbeſtandtheile (Sauer- ſtoff und Wärmeſtoff) mittheilt, und dann, indem ſie das wichtigſte Vehikel iſt, uns die verdorbenen Beſtandtheile zu entziehen und in ſich aufzunehmen. Sie iſt das vorzüglichſte Medium für die- ſen beſtändigen Umtauſch der feinern Beſtandtheile. Der bey weitem beträcht- lichſte und wichtigſte Theil unſrer Ab- ſonderungen und Ausleerungen iſt gas- förmig d. h. die Materie muſs in Dunſt verwandelt werden, um ausgeſtoſſen zu werden. Dahin gehören alle Abſonde- rungen unſrer äuſſern Oberfläche, der Haut und der Lungen. Dieſe Verdün- ſtung hängt nun nicht blos von der Kraft und Gangbarkeit der aushauchenden Ge- fäſse, ſondern auch von der Beſchaffen-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0346"n="318"/><p>4. Geſunder und ſchicklicher Zu-<lb/>ſtand der Luft, in der und von der wir<lb/>
leben. Die Luft iſt unſer eigentliches<lb/>
Element, und auf doppelte Art ein<lb/>
höchſtwichtiges Reſtaurationsmittel des<lb/>
Lebens: erſtens, indem ſie uns unauf-<lb/>
hörlich zwey der geiſtigſten und unent-<lb/>
behrlichſten Lebensbeſtandtheile (Sauer-<lb/>ſtoff und Wärmeſtoff) mittheilt, und<lb/>
dann, indem ſie das wichtigſte Vehikel iſt,<lb/>
uns die verdorbenen Beſtandtheile zu<lb/>
entziehen und in ſich aufzunehmen.<lb/>
Sie iſt das vorzüglichſte Medium für die-<lb/>ſen beſtändigen Umtauſch der feinern<lb/>
Beſtandtheile. Der bey weitem beträcht-<lb/>
lichſte und wichtigſte Theil unſrer Ab-<lb/>ſonderungen und Ausleerungen iſt gas-<lb/>
förmig d. h. die Materie muſs in Dunſt<lb/>
verwandelt werden, um ausgeſtoſſen zu<lb/>
werden. Dahin gehören alle Abſonde-<lb/>
rungen unſrer äuſſern Oberfläche, der<lb/>
Haut und der Lungen. Dieſe Verdün-<lb/>ſtung hängt nun nicht blos von der Kraft<lb/>
und Gangbarkeit der aushauchenden Ge-<lb/>
fäſse, ſondern auch von der Beſchaffen-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[318/0346]
4. Geſunder und ſchicklicher Zu-
ſtand der Luft, in der und von der wir
leben. Die Luft iſt unſer eigentliches
Element, und auf doppelte Art ein
höchſtwichtiges Reſtaurationsmittel des
Lebens: erſtens, indem ſie uns unauf-
hörlich zwey der geiſtigſten und unent-
behrlichſten Lebensbeſtandtheile (Sauer-
ſtoff und Wärmeſtoff) mittheilt, und
dann, indem ſie das wichtigſte Vehikel iſt,
uns die verdorbenen Beſtandtheile zu
entziehen und in ſich aufzunehmen.
Sie iſt das vorzüglichſte Medium für die-
ſen beſtändigen Umtauſch der feinern
Beſtandtheile. Der bey weitem beträcht-
lichſte und wichtigſte Theil unſrer Ab-
ſonderungen und Ausleerungen iſt gas-
förmig d. h. die Materie muſs in Dunſt
verwandelt werden, um ausgeſtoſſen zu
werden. Dahin gehören alle Abſonde-
rungen unſrer äuſſern Oberfläche, der
Haut und der Lungen. Dieſe Verdün-
ſtung hängt nun nicht blos von der Kraft
und Gangbarkeit der aushauchenden Ge-
fäſse, ſondern auch von der Beſchaffen-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/346>, abgerufen am 15.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.