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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797.

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haben, wenn man auf diese Weise,
ohne den Zähnen die Mühe des Kauens
und dem Magen die Mühe des Arbeitens
gemacht zu haben, eine solche Essenz
von Nahrungssaft gleich auf einmal ins
Blut schickt. Das heisst, stellt man sich
vor, sich im Gallop restauriren, und es
ist das Lieblingssystem derer, die sich
im Gallop consumiren. Aber man
täuscht sich gewaltig, denn

Einmal: Man kann die Einrichtun-
gen der Natur nie ohne Schaden über-
springen. Nicht ohne Ursache ist die
Einrichtung getroffen, dass der Magen
nur eine gewisse Menge fassen kann; ein
mehreres würde fürs Ganze zu viel seyn.
Jeder Körper kann nur eine verhältniss-
mässige Menge Nahrung fassen, und
diese Kapacität des Ganzen steht immer
mit der Kapazität des Magens im Ver-
hältniss. -- Hierbey täuscht man nun die
Natur; man umgeht, wenn ich sagen
darf, die erste Instanz, und führt, durch
eine Art von Schleichhandel, drey-vier-

haben, wenn man auf dieſe Weiſe,
ohne den Zähnen die Mühe des Kauens
und dem Magen die Mühe des Arbeitens
gemacht zu haben, eine ſolche Eſſenz
von Nahrungsſaft gleich auf einmal ins
Blut ſchickt. Das heiſst, ſtellt man ſich
vor, ſich im Gallop reſtauriren, und es
iſt das Lieblingsſyſtem derer, die ſich
im Gallop conſumiren. Aber man
täuſcht ſich gewaltig, denn

Einmal: Man kann die Einrichtun-
gen der Natur nie ohne Schaden über-
ſpringen. Nicht ohne Urſache iſt die
Einrichtung getroffen, daſs der Magen
nur eine gewiſſe Menge faſſen kann; ein
mehreres würde fürs Ganze zu viel ſeyn.
Jeder Körper kann nur eine verhältniſs-
mäſsige Menge Nahrung faſſen, und
dieſe Kapacität des Ganzen ſteht immer
mit der Kapazität des Magens im Ver-
hältniſs. — Hierbey täuſcht man nun die
Natur; man umgeht, wenn ich ſagen
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eine Art von Schleichhandel, drey-vier-

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[382/0410] haben, wenn man auf dieſe Weiſe, ohne den Zähnen die Mühe des Kauens und dem Magen die Mühe des Arbeitens gemacht zu haben, eine ſolche Eſſenz von Nahrungsſaft gleich auf einmal ins Blut ſchickt. Das heiſst, ſtellt man ſich vor, ſich im Gallop reſtauriren, und es iſt das Lieblingsſyſtem derer, die ſich im Gallop conſumiren. Aber man täuſcht ſich gewaltig, denn Einmal: Man kann die Einrichtun- gen der Natur nie ohne Schaden über- ſpringen. Nicht ohne Urſache iſt die Einrichtung getroffen, daſs der Magen nur eine gewiſſe Menge faſſen kann; ein mehreres würde fürs Ganze zu viel ſeyn. Jeder Körper kann nur eine verhältniſs- mäſsige Menge Nahrung faſſen, und dieſe Kapacität des Ganzen ſteht immer mit der Kapazität des Magens im Ver- hältniſs. — Hierbey täuſcht man nun die Natur; man umgeht, wenn ich ſagen darf, die erſte Inſtanz, und führt, durch eine Art von Schleichhandel, drey-vier-

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Zitationshilfe: Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 382. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/410>, abgerufen am 22.11.2024.