dem sein Leben lieb ist, sie als ein tödliches Gift zu fliehen, und nie auf- kommen zu lassen.
Auch die Furcht verdient hier einen vorzüglichen Platz. Sie gehört ebenfalls unter die bösen Gewohnheiten der Seele, denn man kann sie sich nach Belieben an- und abgewöhnen.
Ein Engländer (Walter), der die Reise mit Anson um die Welt gemacht hatte, sprach einst mit dem jungen Ber- kenhout, und da dieser das Wort Furcht erwähnte, so fiel Walter mit Heftigkeit ein: Fi, fi donc, c'est une passion indigne, et au dessous de la dignite de l'homme. Und gewiss, sie ist eine der allerunanständig- sten Leidenschaften, die den Menschen eben so sehr erniedrigt und degradirt, als ihn das Entgegengesezte, der Muth, exaltiren und über die menschliche Na- tur erheben kann. Furcht raubt Kraft, Ueberlegung, Verstand, Entschl[o]ssen- heit, genug, alle Vorzüge des mensch-
dem ſein Leben lieb iſt, ſie als ein tödliches Gift zu fliehen, und nie auf- kommen zu laſſen.
Auch die Furcht verdient hier einen vorzüglichen Platz. Sie gehört ebenfalls unter die böſen Gewohnheiten der Seele, denn man kann ſie ſich nach Belieben an- und abgewöhnen.
Ein Engländer (Walter), der die Reiſe mit Anſon um die Welt gemacht hatte, ſprach einſt mit dem jungen Ber- kenhout, und da dieſer das Wort Furcht erwähnte, ſo fiel Walter mit Heftigkeit ein: Fi, fi donc, c’eſt une paſſion indigne, et au deſſous de la dignite de l’homme. Und gewiſs, ſie iſt eine der allerunanſtändig- ſten Leidenſchaften, die den Menſchen eben ſo ſehr erniedrigt und degradirt, als ihn das Entgegengeſezte, der Muth, exaltiren und über die menſchliche Na- tur erheben kann. Furcht raubt Kraft, Ueberlegung, Verſtand, Entſchl[o]ſſen- heit, genug, alle Vorzüge des menſch-
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dem ſein Leben lieb iſt, ſie als ein
tödliches Gift zu fliehen, und nie auf-
kommen zu laſſen.
Auch die Furcht verdient hier einen
vorzüglichen Platz. Sie gehört ebenfalls
unter die böſen Gewohnheiten der Seele,
denn man kann ſie ſich nach Belieben an-
und abgewöhnen.
Ein Engländer (Walter), der die
Reiſe mit Anſon um die Welt gemacht
hatte, ſprach einſt mit dem jungen Ber-
kenhout, und da dieſer das Wort Furcht
erwähnte, ſo fiel Walter mit Heftigkeit
ein: Fi, fi donc, c’eſt une paſſion indigne,
et au deſſous de la dignite de l’homme. Und
gewiſs, ſie iſt eine der allerunanſtändig-
ſten Leidenſchaften, die den Menſchen
eben ſo ſehr erniedrigt und degradirt,
als ihn das Entgegengeſezte, der Muth,
exaltiren und über die menſchliche Na-
tur erheben kann. Furcht raubt Kraft,
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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 388. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/416>, abgerufen am 22.11.2024.
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