Liebe das Leben und fürchte den Tod nicht, das ist das Gesez und die Prophe- ten, die einzige wahre Seelenstimmung, um glücklich und alt zu werden. Denn auch auf das Glück des Lebens mag der nur Verzicht thun, der den Tod fürch- tet. Kein Genuss ist bey ihm rein, im- mer mischt sich jene Todesidee mit ein, er ist beständig wie einer, der verfolgt wird, der Feind sizt ihm immer auf den Fersen. Und dennoch giebt es so un- zählige Menschen, die diese Gemüths- krankheit nicht los werden können. Für diese will ich hier einige Regeln an- geben, die, wenn sie auch gleich keine metaphysische Tiefe haben sollten, ich doch als recht gute Hausmittel gegen die Todesfurcht empfehlen kann, die ich aus Erfarung als sehr wirksam kenne:
1. Man mache sich mit dem Gedan- ken an den Tod recht bekannt. Nur der ist in meinen Augen glücklich, der die- sem unentfliehbaren Feinde so oft recht nahe und beherzt in die Augen gesehen
Liebe das Leben und fürchte den Tod nicht, das iſt das Geſez und die Prophe- ten, die einzige wahre Seelenſtimmung, um glücklich und alt zu werden. Denn auch auf das Glück des Lebens mag der nur Verzicht thun, der den Tod fürch- tet. Kein Genuſs iſt bey ihm rein, im- mer miſcht ſich jene Todesidee mit ein, er iſt beſtändig wie einer, der verfolgt wird, der Feind ſizt ihm immer auf den Ferſen. Und dennoch giebt es ſo un- zählige Menſchen, die dieſe Gemüths- krankheit nicht los werden können. Für dieſe will ich hier einige Regeln an- geben, die, wenn ſie auch gleich keine metaphyſiſche Tiefe haben ſollten, ich doch als recht gute Hausmittel gegen die Todesfurcht empfehlen kann, die ich aus Erfarung als ſehr wirkſam kenne:
1. Man mache ſich mit dem Gedan- ken an den Tod recht bekannt. Nur der iſt in meinen Augen glücklich, der die- ſem unentfliehbaren Feinde ſo oft recht nahe und beherzt in die Augen geſehen
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Liebe das Leben und fürchte den Tod
nicht, das iſt das Geſez und die Prophe-
ten, die einzige wahre Seelenſtimmung,
um glücklich und alt zu werden. Denn
auch auf das Glück des Lebens mag der
nur Verzicht thun, der den Tod fürch-
tet. Kein Genuſs iſt bey ihm rein, im-
mer miſcht ſich jene Todesidee mit ein,
er iſt beſtändig wie einer, der verfolgt
wird, der Feind ſizt ihm immer auf den
Ferſen. Und dennoch giebt es ſo un-
zählige Menſchen, die dieſe Gemüths-
krankheit nicht los werden können.
Für dieſe will ich hier einige Regeln an-
geben, die, wenn ſie auch gleich keine
metaphyſiſche Tiefe haben ſollten, ich
doch als recht gute Hausmittel gegen die
Todesfurcht empfehlen kann, die ich
aus Erfarung als ſehr wirkſam kenne:
1. Man mache ſich mit dem Gedan-
ken an den Tod recht bekannt. Nur der
iſt in meinen Augen glücklich, der die-
ſem unentfliehbaren Feinde ſo oft recht
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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 394. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/422>, abgerufen am 22.11.2024.
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