man also wusste, von welchen Constel- lationen und Gestirnen das Unglück und die Krankheiten eines Menschen her- rührten, so hatte er weiter nichts nöthig, als sich lauter solcher Speisen, Getränke und Wohnungen zu bedienen, die von den entgegengesezten Planeten be- herrscht wurden. Diess gab eine ganz neue Diätetik, aber freylich von ganz andrer Art als jene Griechische. Kam nun ein Tag vor, der durch seine beson- ders unglückliche Constellation eine schwere Krankheit u. d. gl. fürchten liess, so begab man sich an einen Ort, der unter einem freundlichen Gestirn stand, oder man nahm solche Nahrungs- mittel und Arzneyen zu sich, die un- ter der Protection eines guten Gestirns den Einfluss des bösen zu nichte mach- ten *). -- Aus eben diesem Grunde
*)Marsilius Ficinus ermahnte damals in seiner Ab- handlung über Verlängerung des Lebens alle vorsichtige Leute, alle 7 Jahre einen Sterndeu- ter um Rath zu fragen, um sich über die etwa in den folgenden 7 Jahren drohenden Gefahren
man alſo wuſste, von welchen Conſtel- lationen und Geſtirnen das Unglück und die Krankheiten eines Menſchen her- rührten, ſo hatte er weiter nichts nöthig, als ſich lauter ſolcher Speiſen, Getränke und Wohnungen zu bedienen, die von den entgegengeſezten Planeten be- herrſcht wurden. Dieſs gab eine ganz neue Diätetik, aber freylich von ganz andrer Art als jene Griechiſche. Kam nun ein Tag vor, der durch ſeine beſon- ders unglückliche Conſtellation eine ſchwere Krankheit u. d. gl. fürchten lieſs, ſo begab man ſich an einen Ort, der unter einem freundlichen Geſtirn ſtand, oder man nahm ſolche Nahrungs- mittel und Arzneyen zu ſich, die un- ter der Protection eines guten Geſtirns den Einfluſs des böſen zu nichte mach- ten *). — Aus eben dieſem Grunde
*)Marſilius Ficinus ermahnte damals in ſeiner Ab- handlung über Verlängerung des Lebens alle vorſichtige Leute, alle 7 Jahre einen Sterndeu- ter um Rath zu fragen, um ſich über die etwa in den folgenden 7 Jahren drohenden Gefahren
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0049"n="21"/>
man alſo wuſste, von welchen Conſtel-<lb/>
lationen und Geſtirnen das Unglück und<lb/>
die Krankheiten eines Menſchen her-<lb/>
rührten, ſo hatte er weiter nichts nöthig,<lb/>
als ſich lauter ſolcher Speiſen, Getränke<lb/>
und Wohnungen zu bedienen, die von<lb/>
den entgegengeſezten Planeten be-<lb/>
herrſcht wurden. Dieſs gab eine ganz<lb/>
neue Diätetik, aber freylich von ganz<lb/>
andrer Art als jene Griechiſche. Kam<lb/>
nun ein Tag vor, der durch ſeine beſon-<lb/>
ders unglückliche Conſtellation eine<lb/>ſchwere Krankheit u. d. gl. fürchten<lb/>
lieſs, ſo begab man ſich an einen Ort,<lb/>
der unter einem freundlichen Geſtirn<lb/>ſtand, oder man nahm ſolche Nahrungs-<lb/>
mittel und Arzneyen zu ſich, die un-<lb/>
ter der Protection eines guten Geſtirns<lb/>
den Einfluſs des böſen zu nichte mach-<lb/>
ten <notexml:id="note-0049"next="#note-0050"place="foot"n="*)"><hirendition="#i">Marſilius Ficinus</hi> ermahnte damals in ſeiner Ab-<lb/>
handlung über Verlängerung des Lebens alle<lb/>
vorſichtige Leute, alle 7 Jahre einen Sterndeu-<lb/>
ter um Rath zu fragen, um ſich über die etwa<lb/>
in den folgenden 7 Jahren drohenden Gefahren</note>. — Aus eben dieſem Grunde<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[21/0049]
man alſo wuſste, von welchen Conſtel-
lationen und Geſtirnen das Unglück und
die Krankheiten eines Menſchen her-
rührten, ſo hatte er weiter nichts nöthig,
als ſich lauter ſolcher Speiſen, Getränke
und Wohnungen zu bedienen, die von
den entgegengeſezten Planeten be-
herrſcht wurden. Dieſs gab eine ganz
neue Diätetik, aber freylich von ganz
andrer Art als jene Griechiſche. Kam
nun ein Tag vor, der durch ſeine beſon-
ders unglückliche Conſtellation eine
ſchwere Krankheit u. d. gl. fürchten
lieſs, ſo begab man ſich an einen Ort,
der unter einem freundlichen Geſtirn
ſtand, oder man nahm ſolche Nahrungs-
mittel und Arzneyen zu ſich, die un-
ter der Protection eines guten Geſtirns
den Einfluſs des böſen zu nichte mach-
ten *). — Aus eben dieſem Grunde
*) Marſilius Ficinus ermahnte damals in ſeiner Ab-
handlung über Verlängerung des Lebens alle
vorſichtige Leute, alle 7 Jahre einen Sterndeu-
ter um Rath zu fragen, um ſich über die etwa
in den folgenden 7 Jahren drohenden Gefahren
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/49>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.