so wie die Kinder munter werden, sie aufstehen. Dieser Zeitpunct des Faul- lenzens früh im Bette, zwischen Schla- fen und Wachen, besonders unter einer warmen Federdecke, ist eine der häufig- sten Verführungen zur Onanie, und darf durchaus nicht gestattet werden.
4. Man gebe täglich hinlängli- che Muskularbewegung, so dass der natürliche Kraftvorrath durch die Be- wegungsmuskeln verarbeitet und ab- geleitet werde. Denn wenn freylich ein solches armes Kind den ganzen Tag sizt, und in einem körperlich- passiven Zustande erhalten wird, ist es da wohl ein Wunder, wenn die Kräfte, die sich doch äussern wollen und müssen, jene unnatürliche Richtung nehmen? Man lasse ein Kind, einen jungen Men- schen, durch Laufen, Springen u. dgl. täglich seine Kräfte bis zur Ermüdung im Freyen ausarbeiten, und ich stehe dafür, dass ihm keine Onanie einfallen wird. Sie ist das Eigenthum der sitzen- den Erziehung, der Pensionsanstalten,
ſo wie die Kinder munter werden, ſie aufſtehen. Dieſer Zeitpunct des Faul- lenzens früh im Bette, zwiſchen Schla- fen und Wachen, beſonders unter einer warmen Federdecke, iſt eine der häufig- ſten Verführungen zur Onanie, und darf durchaus nicht geſtattet werden.
4. Man gebe täglich hinlängli- che Muskularbewegung, ſo daſs der natürliche Kraftvorrath durch die Be- wegungsmuskeln verarbeitet und ab- geleitet werde. Denn wenn freylich ein ſolches armes Kind den ganzen Tag ſizt, und in einem körperlich- paſſiven Zuſtande erhalten wird, iſt es da wohl ein Wunder, wenn die Kräfte, die ſich doch äuſſern wollen und müſſen, jene unnatürliche Richtung nehmen? Man laſſe ein Kind, einen jungen Men- ſchen, durch Laufen, Springen u. dgl. täglich ſeine Kräfte bis zur Ermüdung im Freyen ausarbeiten, und ich ſtehe dafür, daſs ihm keine Onanie einfallen wird. Sie iſt das Eigenthum der ſitzen- den Erziehung, der Penſionsanſtalten,
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ſo wie die Kinder munter werden, ſie
aufſtehen. Dieſer Zeitpunct des Faul-
lenzens früh im Bette, zwiſchen Schla-
fen und Wachen, beſonders unter einer
warmen Federdecke, iſt eine der häufig-
ſten Verführungen zur Onanie, und
darf durchaus nicht geſtattet werden.
4. Man gebe täglich hinlängli-
che Muskularbewegung, ſo daſs der
natürliche Kraftvorrath durch die Be-
wegungsmuskeln verarbeitet und ab-
geleitet werde. Denn wenn freylich
ein ſolches armes Kind den ganzen
Tag ſizt, und in einem körperlich-
paſſiven Zuſtande erhalten wird, iſt es
da wohl ein Wunder, wenn die Kräfte,
die ſich doch äuſſern wollen und müſſen,
jene unnatürliche Richtung nehmen?
Man laſſe ein Kind, einen jungen Men-
ſchen, durch Laufen, Springen u. dgl.
täglich ſeine Kräfte bis zur Ermüdung
im Freyen ausarbeiten, und ich ſtehe
dafür, daſs ihm keine Onanie einfallen
wird. Sie iſt das Eigenthum der ſitzen-
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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 505. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/533>, abgerufen am 22.11.2024.
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