dem vierzehnden Jahre nichts vom Zeu- gungsgeschäft zu sagen. Wofür die Na- tur noch kein Organ hat, davon soll sie auch noch keinen Begriff haben, sonst kann der Begriff das Organ hervorrufen, ehe es Zeit ist.
Auch entferne man ja Komödien, Romane, Gedichte, die dergleichen Ge- fühle erregen. Nichts, was die Phanta- sie erhizt und dahin leitet, sollte vor- kommen. So ist z. B. das Lesen man- cher alten Dichter, oder das Studium der Mythologie schon manchem sehr nachtheilig gewesen. Auch in diesem Sinn wäre es weit besser, den Anfang mit dem Studium der Natur, der Kräu- terkunde, Thierkunde, Oekonomie u. s. w. zu machen. Diese Gegenstände erregen keine unnatürlichen Triebe der Art, sondern erhalten den reinen Natur- sinn, der vielmehr das beste Gegengift derselben ist.
7. Man sey äusserst aufmerksam auf Kindermägde, Domestiken, Gesellschaf- ter, dass diese nicht den ersten Keim zu
dem vierzehnden Jahre nichts vom Zeu- gungsgeſchäft zu ſagen. Wofür die Na- tur noch kein Organ hat, davon ſoll ſie auch noch keinen Begriff haben, ſonſt kann der Begriff das Organ hervorrufen, ehe es Zeit iſt.
Auch entferne man ja Komödien, Romane, Gedichte, die dergleichen Ge- fühle erregen. Nichts, was die Phanta- ſie erhizt und dahin leitet, ſollte vor- kommen. So iſt z. B. das Leſen man- cher alten Dichter, oder das Studium der Mythologie ſchon manchem ſehr nachtheilig geweſen. Auch in dieſem Sinn wäre es weit beſſer, den Anfang mit dem Studium der Natur, der Kräu- terkunde, Thierkunde, Oekonomie u. ſ. w. zu machen. Dieſe Gegenſtände erregen keine unnatürlichen Triebe der Art, ſondern erhalten den reinen Natur- ſinn, der vielmehr das beſte Gegengift derſelben iſt.
7. Man ſey äuſſerſt aufmerkſam auf Kindermägde, Domeſtiken, Geſellſchaf- ter, daſs dieſe nicht den erſten Keim zu
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[507/0535]
dem vierzehnden Jahre nichts vom Zeu-
gungsgeſchäft zu ſagen. Wofür die Na-
tur noch kein Organ hat, davon ſoll ſie
auch noch keinen Begriff haben, ſonſt
kann der Begriff das Organ hervorrufen,
ehe es Zeit iſt.
Auch entferne man ja Komödien,
Romane, Gedichte, die dergleichen Ge-
fühle erregen. Nichts, was die Phanta-
ſie erhizt und dahin leitet, ſollte vor-
kommen. So iſt z. B. das Leſen man-
cher alten Dichter, oder das Studium
der Mythologie ſchon manchem ſehr
nachtheilig geweſen. Auch in dieſem
Sinn wäre es weit beſſer, den Anfang
mit dem Studium der Natur, der Kräu-
terkunde, Thierkunde, Oekonomie u.
ſ. w. zu machen. Dieſe Gegenſtände
erregen keine unnatürlichen Triebe der
Art, ſondern erhalten den reinen Natur-
ſinn, der vielmehr das beſte Gegengift
derſelben iſt.
7. Man ſey äuſſerſt aufmerkſam auf
Kindermägde, Domeſtiken, Geſellſchaf-
ter, daſs dieſe nicht den erſten Keim zu
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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 507. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/535>, abgerufen am 22.11.2024.
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