Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite
O schaut, wie er voll Majestät,
Ein Gott, daher auf Erden geht!
Er geht und steht voll Herrlichkeit,
Und fleht um nichts; denn er gebeut.
Sein Auge funkelt dunkelhell,
Wie ein krystallner Schattenquell.
Sein Antlitz strahlt wie Morgenroth
Auf Nas' und Stirn herrscht Machtgebot.
Die edelsten der Jungfraun blühn;
Sie blühn und duften nur für ihn.
O Glückliche, die er erkiesst?
O Glückliche, die sein geniesst!

Bürger.



Es war eine Zeit, wo der Teutsche
Jüngling nicht eher an den Umgang mit
dem andern Geschlecht dachte, als im
24 -- 25sten Jahre und man wusste nichts
von schädlichen Folgen dieser Enthalt-
samkeit, nichts von den Verhaltungs-
krankheiten und so manchem andern
Uebel, was man sich jezt träumt; son-

O ſchaut, wie er voll Majeſtät,
Ein Gott, daher auf Erden geht!
Er geht und ſteht voll Herrlichkeit,
Und fleht um nichts; denn er gebeut.
Sein Auge funkelt dunkelhell,
Wie ein kryſtallner Schattenquell.
Sein Antlitz ſtrahlt wie Morgenroth
Auf Naſ’ und Stirn herrſcht Machtgebot.
Die edelſten der Jungfraun blühn;
Sie blühn und duften nur für ihn.
O Glückliche, die er erkieſst?
O Glückliche, die ſein genieſst!

Bürger.



Es war eine Zeit, wo der Teutſche
Jüngling nicht eher an den Umgang mit
dem andern Geſchlecht dachte, als im
24 — 25ſten Jahre und man wuſste nichts
von ſchädlichen Folgen dieſer Enthalt-
ſamkeit, nichts von den Verhaltungs-
krankheiten und ſo manchem andern
Uebel, was man ſich jezt träumt; ſon-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <l>
                <pb facs="#f0542" n="514"/>
              </l>
              <lg n="4">
                <l>O &#x017F;chaut, wie er voll Maje&#x017F;tät,</l><lb/>
                <l>Ein Gott, daher auf Erden geht!</l><lb/>
                <l>Er geht und &#x017F;teht voll Herrlichkeit,</l><lb/>
                <l>Und fleht um nichts; denn er gebeut.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="5">
                <l>Sein Auge funkelt dunkelhell,</l><lb/>
                <l>Wie ein kry&#x017F;tallner Schattenquell.</l><lb/>
                <l>Sein Antlitz &#x017F;trahlt wie Morgenroth</l><lb/>
                <l>Auf Na&#x017F;&#x2019; und Stirn herr&#x017F;cht Machtgebot.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="6">
                <l>Die edel&#x017F;ten der Jungfraun blühn;</l><lb/>
                <l>Sie blühn und duften nur für ihn.</l><lb/>
                <l>O Glückliche, die er erkie&#x017F;st?</l><lb/>
                <l>O Glückliche, die &#x017F;ein genie&#x017F;st!</l>
              </lg>
            </lg><lb/>
            <p> <hi rendition="#et"><hi rendition="#i"><hi rendition="#k">Bürger</hi></hi>.</hi> </p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <p><hi rendition="#in">E</hi>s war eine Zeit, wo der Teut&#x017F;che<lb/>
Jüngling nicht eher an den Umgang mit<lb/>
dem andern Ge&#x017F;chlecht dachte, als im<lb/>
24 &#x2014; 25&#x017F;ten Jahre und man wu&#x017F;ste nichts<lb/>
von &#x017F;chädlichen Folgen die&#x017F;er Enthalt-<lb/>
&#x017F;amkeit, nichts von den Verhaltungs-<lb/>
krankheiten und &#x017F;o manchem andern<lb/>
Uebel, was man &#x017F;ich jezt träumt; &#x017F;on-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[514/0542] O ſchaut, wie er voll Majeſtät, Ein Gott, daher auf Erden geht! Er geht und ſteht voll Herrlichkeit, Und fleht um nichts; denn er gebeut. Sein Auge funkelt dunkelhell, Wie ein kryſtallner Schattenquell. Sein Antlitz ſtrahlt wie Morgenroth Auf Naſ’ und Stirn herrſcht Machtgebot. Die edelſten der Jungfraun blühn; Sie blühn und duften nur für ihn. O Glückliche, die er erkieſst? O Glückliche, die ſein genieſst! Bürger. Es war eine Zeit, wo der Teutſche Jüngling nicht eher an den Umgang mit dem andern Geſchlecht dachte, als im 24 — 25ſten Jahre und man wuſste nichts von ſchädlichen Folgen dieſer Enthalt- ſamkeit, nichts von den Verhaltungs- krankheiten und ſo manchem andern Uebel, was man ſich jezt träumt; ſon-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/542
Zitationshilfe: Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 514. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/542>, abgerufen am 22.11.2024.