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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797.

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Und endlich verlieren die, welche
die Nacht zur Arbeit und den Morgen
zum Schlaf anwenden, gerade die schön-
ste und schicklichste Zeit zur Arbeit. --
Nach jedem Schlafe sind wir, im eigent-
lichsten Verstande des Worts, verjüngt,
wir sind früh allemal grösser, als
Abends, wir haben früh weit mehr
Weichheit, Biegsamkeit, Kräfte und
Säfte, genug, mehr den Karacter der
Jugend, so wie hingegen Abends mehr
Trockenheit, Sprödigkeit, Erschöpfung,
also der Karacter des Alters herrscht.
Man kann daher jeden Tag als einen
kleinen Abriss des menschlichen Lebens
ansehen, der Morgen die Jugend, der
Mittag das männliche Alter, der Abend
das Alter. Wer wollte nun nicht lieber
die Jugend des Tags zu seiner Arbeit
benutzen, anstatt erst Abends, im Zeit-
punct des Alters und der Erschö-
pfung, seine Arbeiten anzufangen? --
Früh sieht die ganze Natur am reizend-
sten und frischesten aus, auch der

Und endlich verlieren die, welche
die Nacht zur Arbeit und den Morgen
zum Schlaf anwenden, gerade die ſchön-
ſte und ſchicklichſte Zeit zur Arbeit. —
Nach jedem Schlafe ſind wir, im eigent-
lichſten Verſtande des Worts, verjüngt,
wir ſind früh allemal gröſser, als
Abends, wir haben früh weit mehr
Weichheit, Biegſamkeit, Kräfte und
Säfte, genug, mehr den Karacter der
Jugend, ſo wie hingegen Abends mehr
Trockenheit, Sprödigkeit, Erſchöpfung,
alſo der Karacter des Alters herrſcht.
Man kann daher jeden Tag als einen
kleinen Abriſs des menſchlichen Lebens
anſehen, der Morgen die Jugend, der
Mittag das männliche Alter, der Abend
das Alter. Wer wollte nun nicht lieber
die Jugend des Tags zu ſeiner Arbeit
benutzen, anſtatt erſt Abends, im Zeit-
punct des Alters und der Erſchö-
pfung, ſeine Arbeiten anzufangen? —
Früh ſieht die ganze Natur am reizend-
ſten und friſcheſten aus, auch der

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[555/0583] Und endlich verlieren die, welche die Nacht zur Arbeit und den Morgen zum Schlaf anwenden, gerade die ſchön- ſte und ſchicklichſte Zeit zur Arbeit. — Nach jedem Schlafe ſind wir, im eigent- lichſten Verſtande des Worts, verjüngt, wir ſind früh allemal gröſser, als Abends, wir haben früh weit mehr Weichheit, Biegſamkeit, Kräfte und Säfte, genug, mehr den Karacter der Jugend, ſo wie hingegen Abends mehr Trockenheit, Sprödigkeit, Erſchöpfung, alſo der Karacter des Alters herrſcht. Man kann daher jeden Tag als einen kleinen Abriſs des menſchlichen Lebens anſehen, der Morgen die Jugend, der Mittag das männliche Alter, der Abend das Alter. Wer wollte nun nicht lieber die Jugend des Tags zu ſeiner Arbeit benutzen, anſtatt erſt Abends, im Zeit- punct des Alters und der Erſchö- pfung, ſeine Arbeiten anzufangen? — Früh ſieht die ganze Natur am reizend- ſten und friſcheſten aus, auch der

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Zitationshilfe: Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 555. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/583>, abgerufen am 22.11.2024.