Wenn ich das Physische des Menschen betrachte, sagt der grosse Friedrich, so kommt es mir vor, als hätte uns die Na- tur mehr zu Postillions, als zu sitzenden Gelehrten geschaffen. Und gewiss, ohn- eracht der Ausdruck etwas stark ist, so hat er doch viel Wahres. Der Mensch ist und bleibt ein Mittelgeschöpf, das immer zwischen Thier und Engel schwankt, und so sehr er seiner höhern Bestimmung untreu werden würde, wenn er blos Thier bliebe, eben so sehr versündigt er sich an seiner jetzigen, wenn er blos Geist seyn, blos denken und empfinden will. Er muss durchaus die thierischen und geistigen Kräfte in
VII.
Körperliche Bewegung.
Wenn ich das Phyſiſche des Menſchen betrachte, ſagt der groſse Friedrich, ſo kommt es mir vor, als hätte uns die Na- tur mehr zu Poſtillions, als zu ſitzenden Gelehrten geſchaffen. Und gewiſs, ohn- eracht der Ausdruck etwas ſtark iſt, ſo hat er doch viel Wahres. Der Menſch iſt und bleibt ein Mittelgeſchöpf, das immer zwiſchen Thier und Engel ſchwankt, und ſo ſehr er ſeiner höhern Beſtimmung untreu werden würde, wenn er blos Thier bliebe, eben ſo ſehr verſündigt er ſich an ſeiner jetzigen, wenn er blos Geiſt ſeyn, blos denken und empfinden will. Er muſs durchaus die thieriſchen und geiſtigen Kräfte in
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0586"n="558"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="3"><head>VII.</head><lb/><argument><p><hirendition="#c">Körperliche Bewegung.</hi></p></argument><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p><hirendition="#in">W</hi>enn ich das Phyſiſche des Menſchen<lb/>
betrachte, ſagt der groſse <hirendition="#i">Friedrich</hi>, ſo<lb/>
kommt es mir vor, als hätte uns die Na-<lb/>
tur mehr zu Poſtillions, als zu ſitzenden<lb/>
Gelehrten geſchaffen. Und gewiſs, ohn-<lb/>
eracht der Ausdruck etwas ſtark iſt, ſo<lb/>
hat er doch viel Wahres. Der Menſch<lb/>
iſt und bleibt ein Mittelgeſchöpf, das<lb/>
immer zwiſchen Thier und Engel<lb/>ſchwankt, und ſo ſehr er ſeiner höhern<lb/>
Beſtimmung untreu werden würde,<lb/>
wenn er blos Thier bliebe, eben ſo ſehr<lb/>
verſündigt er ſich an ſeiner jetzigen,<lb/>
wenn er blos Geiſt ſeyn, blos denken<lb/>
und empfinden will. Er muſs durchaus<lb/>
die thieriſchen und geiſtigen Kräfte in<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[558/0586]
VII.
Körperliche Bewegung.
Wenn ich das Phyſiſche des Menſchen
betrachte, ſagt der groſse Friedrich, ſo
kommt es mir vor, als hätte uns die Na-
tur mehr zu Poſtillions, als zu ſitzenden
Gelehrten geſchaffen. Und gewiſs, ohn-
eracht der Ausdruck etwas ſtark iſt, ſo
hat er doch viel Wahres. Der Menſch
iſt und bleibt ein Mittelgeſchöpf, das
immer zwiſchen Thier und Engel
ſchwankt, und ſo ſehr er ſeiner höhern
Beſtimmung untreu werden würde,
wenn er blos Thier bliebe, eben ſo ſehr
verſündigt er ſich an ſeiner jetzigen,
wenn er blos Geiſt ſeyn, blos denken
und empfinden will. Er muſs durchaus
die thieriſchen und geiſtigen Kräfte in
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 558. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/586>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.