Es giebt also Quellen der Zufrieden- heit und Glückseeligkeit, die in uns selbst liegen, und die wir sorgfältig auf- suchen und benutzen müssen. Man er- laube mir, einige solcher Hülfsmittel hier anzugeben, die mir eine ganz ein- fache Lebensphilosophie empfohlen hat, und die ich blos als Diätregeln, als den guten Rath eines Arztes zur Verlänge- rung des Lebens anzunehmen bitte.
1. Vor allen Dingen bekämpfe man seine Leidenschaften. Ein Mensch, der durch Leidenschaften immer hin und her getrieben wird, befindet sich immer in einem Extrem, in einem exaltirten Zustand, und kann nie zu der ruhigen Stimmung gelangen, die zur Erhaltung des Lebens so nöthig ist. Er vermehrt dadurch seine innre Lebensconsumtion fürchterlich, und er wird bald aufgerie- ben seyn.
2. Man gewöhne sich, diess Leben, nicht als Zweck sondern als Mittel zu
keit, als in der reichen und begüterten Klaſſe.
Es giebt alſo Quellen der Zufrieden- heit und Glückſeeligkeit, die in uns ſelbſt liegen, und die wir ſorgfältig auf- ſuchen und benutzen müſſen. Man er- laube mir, einige ſolcher Hülfsmittel hier anzugeben, die mir eine ganz ein- fache Lebensphiloſophie empfohlen hat, und die ich blos als Diätregeln, als den guten Rath eines Arztes zur Verlänge- rung des Lebens anzunehmen bitte.
1. Vor allen Dingen bekämpfe man ſeine Leidenſchaften. Ein Menſch, der durch Leidenſchaften immer hin und her getrieben wird, befindet ſich immer in einem Extrem, in einem exaltirten Zuſtand, und kann nie zu der ruhigen Stimmung gelangen, die zur Erhaltung des Lebens ſo nöthig iſt. Er vermehrt dadurch ſeine innre Lebensconſumtion fürchterlich, und er wird bald aufgerie- ben ſeyn.
2. Man gewöhne ſich, dieſs Leben, nicht als Zweck ſondern als Mittel zu
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keit, als in der reichen und begüterten
Klaſſe.
Es giebt alſo Quellen der Zufrieden-
heit und Glückſeeligkeit, die in uns
ſelbſt liegen, und die wir ſorgfältig auf-
ſuchen und benutzen müſſen. Man er-
laube mir, einige ſolcher Hülfsmittel
hier anzugeben, die mir eine ganz ein-
fache Lebensphiloſophie empfohlen hat,
und die ich blos als Diätregeln, als den
guten Rath eines Arztes zur Verlänge-
rung des Lebens anzunehmen bitte.
1. Vor allen Dingen bekämpfe man
ſeine Leidenſchaften. Ein Menſch, der
durch Leidenſchaften immer hin und
her getrieben wird, befindet ſich immer
in einem Extrem, in einem exaltirten
Zuſtand, und kann nie zu der ruhigen
Stimmung gelangen, die zur Erhaltung
des Lebens ſo nöthig iſt. Er vermehrt
dadurch ſeine innre Lebensconſumtion
fürchterlich, und er wird bald aufgerie-
ben ſeyn.
2. Man gewöhne ſich, dieſs Leben,
nicht als Zweck ſondern als Mittel zu
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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 615. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/643>, abgerufen am 22.11.2024.
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