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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797.

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türliches, und medizinirt zu wenig, bald
hat man irrige Begriffe von Arzt und
Arzney und benuzt beyde auf die un-
rechte Weise. Dazu sind nun in neuern
Zeiten eine Menge Populairschriften ge-
kommen, welche einen Haufen unver-
dauter medizinischer Begriffe und Noti-
zen im Publikum verbreitet, und da-
durch noch mehr Misbrauch der Medi-
zin und grossen Schaden für die allge-
meine Gesundheit verursacht haben.

Wir können nicht alle Aerzte seyn.
Die Arzneykunde ist eine so weitläuftige
und schwehre Wissenschaft, dass sie
durchaus ein tiefes und anhaltendes Stu-
dium, ja eine ganz eigne Ausbildung der
Sinne und der höhern Seelenkräfte erfo-
dert. Einzelne Kurregeln und Mittel
wissen, heisst noch nicht Arzt seyn, wie
sich mancher einbildet. Diese Kurre-
geln und Mittel sind ja nur die Resultate
der Medizin, und nur der, der die Ver-
bindung dieser Mittel mit den Ursachen
der Krankheit, die ganze Reihe von
Schlüssen und Gründen übersieht, wor-

türliches, und medizinirt zu wenig, bald
hat man irrige Begriffe von Arzt und
Arzney und benuzt beyde auf die un-
rechte Weiſe. Dazu ſind nun in neuern
Zeiten eine Menge Populairſchriften ge-
kommen, welche einen Haufen unver-
dauter mediziniſcher Begriffe und Noti-
zen im Publikum verbreitet, und da-
durch noch mehr Misbrauch der Medi-
zin und groſsen Schaden für die allge-
meine Geſundheit verurſacht haben.

Wir können nicht alle Aerzte ſeyn.
Die Arzneykunde iſt eine ſo weitläuftige
und ſchwehre Wiſſenſchaft, daſs ſie
durchaus ein tiefes und anhaltendes Stu-
dium, ja eine ganz eigne Ausbildung der
Sinne und der höhern Seelenkräfte erfo-
dert. Einzelne Kurregeln und Mittel
wiſſen, heiſst noch nicht Arzt ſeyn, wie
ſich mancher einbildet. Dieſe Kurre-
geln und Mittel ſind ja nur die Reſultate
der Medizin, und nur der, der die Ver-
bindung dieſer Mittel mit den Urſachen
der Krankheit, die ganze Reihe von
Schlüſſen und Gründen überſieht, wor-

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[630/0658] türliches, und medizinirt zu wenig, bald hat man irrige Begriffe von Arzt und Arzney und benuzt beyde auf die un- rechte Weiſe. Dazu ſind nun in neuern Zeiten eine Menge Populairſchriften ge- kommen, welche einen Haufen unver- dauter mediziniſcher Begriffe und Noti- zen im Publikum verbreitet, und da- durch noch mehr Misbrauch der Medi- zin und groſsen Schaden für die allge- meine Geſundheit verurſacht haben. Wir können nicht alle Aerzte ſeyn. Die Arzneykunde iſt eine ſo weitläuftige und ſchwehre Wiſſenſchaft, daſs ſie durchaus ein tiefes und anhaltendes Stu- dium, ja eine ganz eigne Ausbildung der Sinne und der höhern Seelenkräfte erfo- dert. Einzelne Kurregeln und Mittel wiſſen, heiſst noch nicht Arzt ſeyn, wie ſich mancher einbildet. Dieſe Kurre- geln und Mittel ſind ja nur die Reſultate der Medizin, und nur der, der die Ver- bindung dieſer Mittel mit den Urſachen der Krankheit, die ganze Reihe von Schlüſſen und Gründen überſieht, wor-

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Zitationshilfe: Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 630. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/658>, abgerufen am 22.11.2024.