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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797.

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Was ist Leben und Lebenskraft? --
Diese Fragen gehören unter die vielen
ähnlichen, die uns bey Untersuchung
der Natur aufstossen. Sie scheinen
leicht, betreffen die gewöhnlichsten all-
täglichsten Erscheinungen, und sind
dennoch so schwehr zu beantworten.
Wo der Philosoph das Wort Kraft
braucht, da kann man sich immer dar-
auf verlassen, dass er in Verlegenheit ist,
denn er erklärt eine Sache durch ein
Wort, das selbst noch ein Räthsel ist; --
denn wer hat noch je mit dem Worte
Kraft einen deutlichen Begriff verbinden
können? Auf diese Weise sind eine un-
zählige Menge Kräfte, die Schwehrkraft,
Attractionskraft, electrische, magneti-
sche Kraft u. s. w. in die Physic gekom-
men, die alle im Grunde weiter nichts
bedeuten, als das X in der Algebra, die
unbekannte Grösse, die wir suchen.
Indess wir müssen nun einmal Bezeich-
nungen für Dinge haben, deren Existenz
unleugbar, aber ihr Wesen unbegreiflich
ist, und man erlaube mir also auch hier

Was iſt Leben und Lebenskraft? —
Dieſe Fragen gehören unter die vielen
ähnlichen, die uns bey Unterſuchung
der Natur aufſtoſsen. Sie ſcheinen
leicht, betreffen die gewöhnlichſten all-
täglichſten Erſcheinungen, und ſind
dennoch ſo ſchwehr zu beantworten.
Wo der Philoſoph das Wort Kraft
braucht, da kann man ſich immer dar-
auf verlaſſen, daſs er in Verlegenheit iſt,
denn er erklärt eine Sache durch ein
Wort, das ſelbſt noch ein Räthſel iſt; —
denn wer hat noch je mit dem Worte
Kraft einen deutlichen Begriff verbinden
können? Auf dieſe Weiſe ſind eine un-
zählige Menge Kräfte, die Schwehrkraft,
Attractionskraft, electriſche, magneti-
ſche Kraft u. ſ. w. in die Phyſic gekom-
men, die alle im Grunde weiter nichts
bedeuten, als das X in der Algebra, die
unbekannte Gröſse, die wir ſuchen.
Indeſs wir müſſen nun einmal Bezeich-
nungen für Dinge haben, deren Exiſtenz
unleugbar, aber ihr Weſen unbegreiflich
iſt, und man erlaube mir alſo auch hier

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[46/0074] Was iſt Leben und Lebenskraft? — Dieſe Fragen gehören unter die vielen ähnlichen, die uns bey Unterſuchung der Natur aufſtoſsen. Sie ſcheinen leicht, betreffen die gewöhnlichſten all- täglichſten Erſcheinungen, und ſind dennoch ſo ſchwehr zu beantworten. Wo der Philoſoph das Wort Kraft braucht, da kann man ſich immer dar- auf verlaſſen, daſs er in Verlegenheit iſt, denn er erklärt eine Sache durch ein Wort, das ſelbſt noch ein Räthſel iſt; — denn wer hat noch je mit dem Worte Kraft einen deutlichen Begriff verbinden können? Auf dieſe Weiſe ſind eine un- zählige Menge Kräfte, die Schwehrkraft, Attractionskraft, electriſche, magneti- ſche Kraft u. ſ. w. in die Phyſic gekom- men, die alle im Grunde weiter nichts bedeuten, als das X in der Algebra, die unbekannte Gröſse, die wir ſuchen. Indeſs wir müſſen nun einmal Bezeich- nungen für Dinge haben, deren Exiſtenz unleugbar, aber ihr Weſen unbegreiflich iſt, und man erlaube mir alſo auch hier

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Zitationshilfe: Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/74>, abgerufen am 23.11.2024.