Die andere nicht weniger wohlthä- tige Freundin der Lebenskraft ist: Wär- me. Sie allein ist im Stande, den ersten Lebenskeim zu entwickeln. Wenn der Winter die ganze Natur in einen todten- ähnlichen Zustand versezt hat, so braucht nur die warme Frühlingsluft sie anzu- wehen, und alle schlafende Kräfte wer- den wieder rege. Je näher wir den Po- len kommen, desto todter wird alles, und man findet endlich Gegenden, wo schlechterdings keine Pflanze, kein In- sect, kein kleineres Thier existiren, son- dern blos grosse Massen von Geschöpfen, als Wallfische, Bären u. dgl., die zum Le- ben nöthige Wärme conserviren können. -- Genug, wo Leben ist, da ist auch Wärme in mehr oder mindern Grade, und es ist eine höchstwichtige unzer- trennliche Verbindung zwischen beyden. Wärme giebt Leben, und Leben entwi- ckelt auch wiederum Wärme, und es ist
che auſſerdem in dieſen Abgründen nicht exiſtirt.
Die andere nicht weniger wohlthä- tige Freundin der Lebenskraft iſt: Wär- me. Sie allein iſt im Stande, den erſten Lebenskeim zu entwickeln. Wenn der Winter die ganze Natur in einen todten- ähnlichen Zuſtand verſezt hat, ſo braucht nur die warme Frühlingsluft ſie anzu- wehen, und alle ſchlafende Kräfte wer- den wieder rege. Je näher wir den Po- len kommen, deſto todter wird alles, und man findet endlich Gegenden, wo ſchlechterdings keine Pflanze, kein In- ſect, kein kleineres Thier exiſtiren, ſon- dern blos groſse Maſſen von Geſchöpfen, als Wallfiſche, Bären u. dgl., die zum Le- ben nöthige Wärme conſerviren können. — Genug, wo Leben iſt, da iſt auch Wärme in mehr oder mindern Grade, und es iſt eine höchſtwichtige unzer- trennliche Verbindung zwiſchen beyden. Wärme giebt Leben, und Leben entwi- ckelt auch wiederum Wärme, und es iſt
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che auſſerdem in dieſen Abgründen nicht
exiſtirt.
Die andere nicht weniger wohlthä-
tige Freundin der Lebenskraft iſt: Wär-
me. Sie allein iſt im Stande, den erſten
Lebenskeim zu entwickeln. Wenn der
Winter die ganze Natur in einen todten-
ähnlichen Zuſtand verſezt hat, ſo braucht
nur die warme Frühlingsluft ſie anzu-
wehen, und alle ſchlafende Kräfte wer-
den wieder rege. Je näher wir den Po-
len kommen, deſto todter wird alles,
und man findet endlich Gegenden, wo
ſchlechterdings keine Pflanze, kein In-
ſect, kein kleineres Thier exiſtiren, ſon-
dern blos groſse Maſſen von Geſchöpfen,
als Wallfiſche, Bären u. dgl., die zum Le-
ben nöthige Wärme conſerviren können.
— Genug, wo Leben iſt, da iſt auch
Wärme in mehr oder mindern Grade,
und es iſt eine höchſtwichtige unzer-
trennliche Verbindung zwiſchen beyden.
Wärme giebt Leben, und Leben entwi-
ckelt auch wiederum Wärme, und es iſt
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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/90>, abgerufen am 23.11.2024.
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